INV-REW904 Sennhofstrasse 8, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-REW904
Signatur Archivplan:REW904
Titel:Sennhofstrasse 8
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2020)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Remetschwil
Adresse:Sennhofstrasse 8
Versicherungs-Nr.:61
Parzellen-Nr.:981
Koordinate E:2667202
Koordinate N:1251246

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Im Kern wohl aus dem 17./18. Jahrhundert stammendes ehemaliges Strohdachhaus, das eine nachträgliche Verlängerung sowie eine Fassadenüberprägung mit axial gesetzten Fenstern erfahren hat. Als Zeugnis der vielschichtigen, weit zurückreichenden Baugeschichte haben sich über dem Wohnteil Reste einer rauchgeschwärzten Hochstud-Dachkonstruktion mit zwei Bauphasen erhalten, der im östlichen Aargau eine erhebliche konstruktionsgeschichtliche Bedeutung zukommt. Mit der Umdeckung auf Ziegel im frühen 20. Jahrhundert und der Erneuerung des Scheunentrakts 1911 nach einem Sturmschaden erhielt das Gebäude sein heutiges Erscheinungsbild. Im ansonsten stark erneuerten Dorfbild von Remetschwil setzt der grossvolumige Baukörper einen wichtigen ortsbaulichen Akzent.
Von erheblicher kulturgeschichtlicher Bedeutung ist eine vom Hof stammende mächtige Baumtrotte, welche 1951 demontiert und im Weinbaumuseum Stäfa wiederaufgebaut wurde.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das markante, grossvolumige Gebäude verfügt über eine lange, vielfältige Baugeschichte, welche bis ins 17./18. Jh. zurückreichen dürfte [1]. Zeugnis davon legt eine über dem Wohnteil erhaltene rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion ab, die gegen Osten hin eine gut sichtbare Erweiterung ebenfalls noch in Hochstudbauweise und mit geschwärzten Hölzern zeigt. Zur Hofanlage gehörte ein 1960 abgebrochenes Nebengebäude, in dem eine 1769 datierte mächtige Baumtrotte eingerichtet war (1951 demontiert und im Weinbaumuseum der zürcherischen Gemeinde Stäfa wiederaufgebaut) [2]. Eine mündlich überlieferte Jahreszahl 1762 am ehemaligen Stubenofen gibt einen weiteren Hinweis zur Baugeschichte des Hauses [3].
Im Brandkataster von 1899 ist das Gebäude als "Wohnhaus, Scheune, Schopf" mit Strohdach (19/20) und Ziegelfirst (1/20) beschrieben [4]. Damaliger Eigentümer war Jacob Wettstein, dessen Nachkommen heute noch im Besitz der Liegenschaft sind. Im frühen 20. Jh., nach einem grösseren Sturm von 1911, erfuhr das Gebäude eine grössere Umgestaltung, indem der stark beschädigte Scheunentrakt vollständig erneuert wurde. Wohl zur gleichen Zeit mauerte man das Giebelfeld des Wohnteils mit Backsteinen auf und deckte das gesamte Dach mit Ziegeln ein. Die verputzten Hausfassaden mit den axial gesetzten Einzelfenstern könnten indessen auch einer etwas früheren Bauphase noch im 19. Jh. zuzuordnen sein.
1960 fand eine weitgehende Modernisierung des Hausinnern statt.
Beschreibung:Das äussere Erscheinungsbild des grossvolumigen Baukörpers ist wesentlich von den Umbauten des 19. und 20. Jh. geprägt. Der im Erdgeschoss aus massivem Mauerwerk und im Obergeschoss aus flächig verputztem Fachwerk bestehende Wohnteil zählt traufseitig je sechs regelmässig angeordnete Fensterachsen. Die schlichten Rechtecklichter sind erdgeschossig mit Hausteingewänden und im Obergeschoss mit hölzernen Rahmungen versehen. Auf der Strassenseite wie auch auf der Rückfront nimmt ein Hauseingang die drittinnerste Fensterachse ein, sodass sich eine Nutzungsaufteilung in einen grösseren äusseren und einen kleineren inneren (scheunenseitigen) Wohnbereich ergibt. Die östliche Stirnwand ist gleichfalls mit hochrechteckigen Einzelfenstern, jedoch in versetzter Anordnung, versehen.
Als Reminiszenz an die ehemalige Strohbedachung haben sich im Dachraum über dem Wohnteil eindrückliche Restbestände einer russgeschwärzten Dachkonstruktion, bestehend aus Firstständern (Hochstüden), Firstpfette, Unterfirst sowie Sperrrafen und Windstreben zur Quer- und Längsaussteifung erhalten. Von besonderem baugeschichtlichen Interesse ist eine deutlich erkennbare Ansatzstelle an First und Unterfirst, welche auf eine nachträgliche Verlängerung des Gebäudes nach Osten schliessen lässt (Dokumentation Bauernhausforschung 1965).
Das 1960 weitgehend modernisierte Hausinnere war früher angeblich in drei Wohnungen unterteilt [5]. Von der früheren betriebswirtschaftlichen Ausrichtung auf Wein- und Obstanbau zeugt ein grosser tonnengewölbter Keller, welcher über einen Aussenzugang betreten wird.
Anmerkungen:[1] Eine 1960 von Lokalhistoriker Albert Nüssli vorgenommene Identifikation als "Remetschwiler Hof des Klosters Wettingen" wurde später vom Autor wieder zurückgenommen.
[2] Zur Bedeutung des Rebbaus am Rohrdorferberg und zum Abbau der Trotte siehe auch Rohrdorferberg 2011, S. 69-70.
[3] Angaben Bauernhausforschung 1965.
[4] Staatsarchiv Aargau, CA.0060: Brandkataster Remetschwil 1899-1938.
[5] Hoegger 1995, S. 450.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Remetschwil, 4039-5.
Literatur:- Albert Nüssli, Der Klosterhof zu Remetschwil, in: Der Reussbote vom 30.12.1960.
- Rohrdorferberg, Geschichte von Niederrohrdorf, Oberrohrdorf und Remetschwil, 2011 (Autoren: Fabian Furter/Martin Handschin/Bruno Meier/René Roca/Miriam Rorato).
- Peter Hoegger, KDM Aargau VII, 1995, S. 450.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0060: Brandkataster Remetschwil 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Remetschwil II-18/1.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien 155b2/2.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137436
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds