INV-AMM909 Strübistrasse 13, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-AMM909
Signatur Archivplan:AMM909
Titel:Strübistrasse 13
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2021)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Ammerswil
Adresse:Strübistrasse 13
Versicherungs-Nr.:17
Parzellen-Nr.:226
Koordinate E:2657948
Koordinate N:1246653
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657948&y=1246653

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme ins Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:Ehemals strohgedeckter kleinbäuerlicher Vielzweckbau aus dem 17. oder 18. Jahrhundert mit einem für Hochstudhäuser (Firstständerkonstruktionen) typischen weit herabhängendem Walmdach und ungebrochenen Dachflächen. Ursprünglich bestand das ganze Gebäude wohl als Ständerbau mit einem gemauerten, aus dem eigentlichen Grundriss herausragenden Speicherraum («Stock»). Trotz baulicher Veränderungen im 20. Jahrhundert hat das Gebäude die für die Hausform übliche Grundrissanlage mit dem gemauerten «Stock» sowie wesentliche Teile der charakteristisch rauchgeschwärzten Dachkonstruktion bewahrt und ist deshalb ein wertvoller baugeschichtlicher Zeuge aus der Zeit, als sich der Baubestand von Ammerswil vornehmlich noch aus Strohdachhäusern zusammensetzte. Insbesondere gemauerte Stöcke in Hochstudhäusern stellen heute eine ausgesprochene Rarität dar.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Aufgrund seiner Bautypologie und Konstruktionsweise dürfte das ehemals strohgedeckte Hochstudhaus im 17. oder 18. Jh. entstanden sein. Diese Hausgattung war in den Ackerbaugebieten des schweizerischen Mittellandes und besonders im Gebiet des heutigen Kantons Aargau weit verbreitet und hat das Aussehen der Dörfer bis ins 20. Jh. hinein entscheidend geprägt. Ammerswil wies 1844 gemäss den Erhebungen des damaligen Kantonsarchivaren Franz Xaver Bronner drei ziegelgedeckte und 32 strohgedeckte Wohnbauten auf [1]. Das Hochstudhaus an der Strübistrasse 13 und dasjenige an der Dorfstrasse 3 (Bauinventarobjekt AMM901) sind die einzigen erhaltenen in Ammerswil und wichtige Zeugen der baulichen Vergangenheit. Ursprünglich bestand das ganze Gebäude an der Strübistrasse 13 wohl als Ständerbau mit einem gemauerten, aus dem eigentlichen Grundriss herausragenden Speicherraum («Stock»). Im ersten überlieferten Brandkatastereintrag von 1850 wird es als ein «Wohnhaus mit zwei Tremkellern und Scheune von Holz unter Strohdach» beschrieben. Damals war es im Besitz von Abraham Gehring; 1864 ging es an Samuel Gehrig über. 1878 wurde der First samt dem oberen Drittel der Dachfläche mit Ziegeln gedeckt. Ausserdem wurde gemäss Brandkataster ein «Schopf» angebaut, bei dem es sich wohl um den zusätzlichen Wirtschaftstrakt an der Südostseite handelt. Bis ca. 1915 blieb das Dach zu zwei Dritteln mit Stroh gedeckt; erst dann erfolgte die vollständige Eindeckung mit Ziegeln. Im frühen 20. Jh. fand eine Ummauerung des Wohnteils statt; zudem wurde der bauzeitliche alte Stall zum Wohnraum und der 1878 neu ergänzte Stall zur Garage umfunktioniert. Später erfolgte eine Umdeckung auf Eternit.
Beschreibung:Der kleinbäuerliche Vielzweckbau befindet sich in erhöhter Lage am Nordhang des Tannerhübels und liegt von der Strübistrasse zurückversetzt. Bautypologisch handelt es sich um ein ehemals strohgedecktes Hochstudhaus mit durchgehenden Firstständern und einem charakteristischen, weit herabhängenden Walmdach. Der Vielzweckbau gliedert sich in einen zweigeschossigen Wohnteil im Nordwesten sowie in einen ehemaligen Ökonomietrakt mit Stall und Tenn im Südosten. Der 1878 an der Südostseite angebaute neue Stall ist heute zur Garage umfunktioniert. Dass er nicht zum ursprünglichen Baubestand gehört, zeigt sich deutlich an seinen Dachflächen, die einen flacheren Neigungswinkel sowie eine geringere Firsthöhe besitzen. Heute sind beide Dachpartien mit Eternit bedeckt, bewahren aber ihre ungebrochene Flächigkeit.
In seiner ursprünglichen Gestalt dürfte das Gebäude als rein hölzerner Ständerbau mit eichenem Schwellenkranz bestanden haben, wobei nur der über die Fassadenflucht deutlich vorspringende Stock an der Nordwestecke gemauert war. Der «Stock» bezeichnet ein vorkragendes Mauergeviert, das meist in der Nordwestecke von Hochstudhäusern situiert ist. Dabei kann er ebenerdig, leicht eingetieft oder halbgeschossig versetzt sein und ist häufig unterkellert. Mit seinen dicken, gegen innen fensterlosen Mauern ragt er in die offene rauchgeschwärzte Küche hinein. Innerhalb des strohgedeckten Holzhauses kam dem rundum gemauerten Stock eine wichtige Schutzfunktion als feuer- und einbruchssicherer Ort zu. Neben Nahrungsmittel und Saatgut wurden hier auch Kleider, Dokumente, Geld und andere Wertgegenstände verwahrt [2].
Im 20. Jh. wurden der ehemals hölzerne Wohnteil sowie Teile des Ökonomietraktes ummauert und verputzt. Neben mehreren Einzelfenstern besitzt die rückwärtige Nordostfassade im Erdgeschoss ein dreiteiliges und im Obergeschoss ein zweiteiliges Reihenfenster, die noch zur bauzeitlichen Fassadengestaltung gehören könnten.
Die bauzeitliche Grundrissdisposition entspricht dem bei Kleinbauernhäusern häufig vorkommendem Schema mit einer offenen Küche hinter dem Stock und einem kurzen seitlichen Gang, wo auch der Treppenaufgang in das Obergeschoss liegt, sowie Stube und Nebenstube im nordöstlichen Hinterhaus. Südöstlich angrenzend befanden sich vorderseitig der Stall und rückwärtig die unbeheizte Knechtenkammer. Inzwischen sind der Stock und der alte Stall zu Wohnzwecken umgenutzt. Die Tremkeller sind über eine Aussentreppe unter dem Stock erreichbar. Die das Pfetten-Rafendach tragende Firstständerkonstruktion umfasst zwei Hochstüde, von denen derjenige zwischen dem bauzeitlichen Stall und dem Tenn durchlaufend und derjenige über dem Wohnteil abgefangen ist. Rafen und Sperrafen sind von der ehemals offenen Küche rauchgeschwärzt; im Gegensatz zu den Balken des stehenden Stuhls, der nachträglich eingebaut wurde, um das durch die Umdeckung auf Ziegel verursachte zusätzliche Gewicht zu stemmen. An historischen Ausstattungselementen hat sich in der Stube ein Kastenofen mit Sitzkunst und grünen, glatten Kacheln erhalten [3]. (Hausinneres nicht gesehen; Angaben gemäss Bauernhausforschung 1987).
Anmerkungen:[1] Franz Xaver Bronner, Der Kanton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert. St. Gallen, Bern 1844, Bd. 2, S. 273.
[2] Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kanton Aargaus, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Basel 2002, S. 214–215.
[3] Bauernhausforschung VII-1, 7 (1987).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0376-0378, Brandkataster Gemeinde Ammerswil, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung Kurzinventar Ammerswil VII-1, 7 (1987).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137994
 

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