INV-AMM911 Hendschikerstrasse 3, 1913 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-AMM911
Signatur Archivplan:AMM911
Titel:Hendschikerstrasse 3
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2021)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Ammerswil
Adresse:Hendschikerstrasse 3
Versicherungs-Nr.:44
Parzellen-Nr.:100
Koordinate E:2658119
Koordinate N:1246939
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658119&y=1246939

Chronologie

Entstehungszeitraum:1913
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme ins Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:Bäuerlicher Vielzweckbau, der 1913 durch einen umfassenden Umbau aus einem Strohdachhaus hervorging. Das für seine Entstehungszeit traditionell gestaltete Gebäude ist in schlichten, aber gepflegten Formen gehalten und hat in seinem äusseren Erscheinungsbild wie in der inneren Raumstruktur und Ausstattung den bauzeitlichen Zustand in selten mehr anzutreffender Vollständigkeit bewahrt. Es bildet damit ein ausgesprochen wertvolles Zeugnis bäuerlicher Bau- und Wohnkultur im frühen 20. Jahrhundert. Aufgrund seiner prominenten Lage direkt an der Hendischkerstrasse neben dem Pfrundspeicher (Kantonales Denkmalschutzobjekt AMM003) sowie gegenüber dem klassizistischen evangelisch-reformierten Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt AMM002) und dem Kirchhof mit Ökonomiegebäuden (Kantonales Denkmalschutzobjekt AMM004) kommt ihm eine erhebliche Bedeutung für das Ortsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Strohdachaus, aus dem der heutige Bau hervorgegangen ist, wurde gemäss der Inschrift einer überlieferten Ofenkachel wohl 1798 errichtet. Dem ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 zufolge, gehörte es im dritten Viertel des 19. Jh. dem jeweiligen Ammerswiler Sigristen. Von 1875/76 bis 1910 bewohnte es Jakob Gehrig (1829–1910), der von 1875–1901 als Gemeindeammann amtierte [1]. Seit 1911 war es im Besitz des Sigristen Arnold. Für das Jahr 1913 ist im Brandkataster eine massive Erhöhung der Versicherungssumme verzeichnet, was auf den damaligen Abbau des Strohdachhauses und die Errichtung des heutigen Gebäudes verweist. Im 20. Jh. erhielt der Wirtschaftstrakt mehrere Anbauten. Der Wohnteil samt seiner Innenausstattung wurde im Laufe seines Bestehens kaum verändert.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau befindet sich auf der Westseite der Hendschikerstrasse neben dem Pfrundspeicher von 1685 (Kantonales Denkmalschutzobjekt AMM003) sowie gegenüber dem klassizistischen evangelisch-reformierten Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt AMM002) und dem Kirchhof mit Ökonomiegebäuden (Kantonales Denkmalschutzobjekt AMM004). Der zweigeschossige Baukörper steht mit seiner Schmalseite hart an der Strasse und tritt im Dorfkern prominent in Erscheinung. Unter einem im Osten abgewalmten Satteldach vereint er einen aus verputztem Fachwerk und Ziegelsteinen aufgeführten Wohnteil im Osten und einen Ökonomieteil im Westen. Der Wohnteil weist an der Südseite vier und an der Ostseite zwei Fensterachsen auf. Die Nordfassade verfügt über zwei Fensterachsen mit erneuertem unteren Küchenfenster sowie über ein tennseitiges Fenster, welches das Treppenhaus beleuchtet und eine hölzerne Obergeschosslaube. Die Fenster der beiden Hauptgeschosse besitzen eine hölzerne, sechsteilige Sprossierung und sind mit Vorfenstern sowie mit Jalousieläden ausgestattet. Es existieren zwei einander gegenüberliegende Hauseingänge, die beide ihre bauzeitlichen fünffeldrigen Türblätter mit volutenverziertem Gitter bewahren.
Das Innere ist in zwei analog disponierte Geschosswohnungen unterteilt, die über den durchlaufenden, tennseitigen Gang erschlossen sind, an den auch das Treppenhaus angrenzt. Der für bäuerliche Vielzweckbauten typische vierteilige Grundriss umfasst im Süden das Vorderhaus mit Stube und Nebenstube sowie im Norden das Hinterhaus mit Küche und Kammer. In den Stuben beider Geschosse hat sich jeweils ein Kastenofen samt Sitzkunst mit hölzernen, gedrechselten Füssen erhalten. Während der Ofen im Erdgeschoss glatte grüne Kacheln besitzt, verfügt derjenige im Obergeschoss über grüne Kacheln mit einem leicht reliefierten Blumenmotiv. Die Stuben, Nebenstuben und Kammern bewahren das bauzeitliche, holzsichtige Krallentäfer, die vierfeldrigen Füllungstüren sowie teilweise Einbauschränke und die Riemenböden. Der Dachraum ist in zwei Ebenen unterteilt, wobei sich in der ersten eine Dachkammer mit holzsichtigen Wand- und Deckentäfer befindet. Bei der Balkenlage des Zwischenbodens im Dachraum finden sich teilweise rauchgeschwärtze Balken mit leeren Zapflöchern, bei denen es sich wohl um Spolien (wiederverwendete Bauteile) handelt, die möglicherweise vom Vorgängerbau stammen. Konstruktiv handelt es sich um ein Pfettenrafendach mit liegendem Stuhl und auf Firstsäulen abgestützter Firstpfette. Der Keller mit Flachdecke wurde bei der Erneuerung 1913 ebenfalls neu gebaut; die Gewölbekeller des Vorgängerbaus wurden nicht übernommen.
Anmerkungen:[1] StAAG, CA.0001/0377-0378; Häusermann 1993, S. 70.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Willi Häusermann, Chronik der Gemeinde Ammerswil, Ammerswil 1993, S. 50.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0376-0378, Brandkataster Gemeinde Ammerswil, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung Kurzinventar Ammerswil VII-1, 16 (1987).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137996
 

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