INV-AAB945 Transformatorenstation, 1919 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-AAB945
Signatur Archivplan:AAB945
Titel:Transformatorenstation
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2020)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Aarburg
Adresse:Brodheiteristrasse
Versicherungs-Nr.:590
Parzellen-Nr.:2188
Koordinate E:2635111
Koordinate N:1240994
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2635111&y=1240994

Chronologie

Entstehungszeitraum:1919
Grundlage Datierung:Inschrift (Lünette über dem westlichen Eingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Transformatorenstation

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:Qualitätsvoll gestaltete neobarocke Transformatorenstation von 1919, die vor dem Hintergrund der alten Spinnerei imposant in Erscheinung tritt. Der Infrastrukturbau ist abgesehen von den technischen Anlagen weitgehend in seiner Originalsubstanz erhalten und verfügt über sorgfältige Detaillierungen aus Kunststein. Mit seiner historisierenden Gestaltung als Turm passt er sich an ein traditionelles Siedlungsbild an, wie dies seit dem frühen 20. Jahrhundert insbesondere vom Heimatschutz gefordert wurde. Gleichzeitig bildet der Transformatorenturm einen baulichen Zeugen für die Elektrifizierung in Aarburg.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die erste elektrische Krafterzeugungsanlage in Aarburg wurde 1893 vom Stadtammann Hans Lüscher-Niggli am Mühletych für den privaten und kommerziellen Gebrauch erstellt [1]. Im Rahmen der Vorverhandlungen zum Bau eines Kraftwerks am linken Aareufer bei Ruppoldingen wurde 1894 die Aktiengesellschaft "Elektrizitätswerk Olten-Aarburg" gegründet. Nachdem dieses Kraftwerk 1896 in Betrieb genommen wurde, versorgte es das ganze Gemeindegebiet mit Kraft- und Lichtstrom. Der baulichen Entwicklung der Gemeinde folgend war es nötig, die Stromverteilanlagen kontinuierlich zu erweitern und zu verstärken. Anfänglich geschah dies durch Freileitungen und Transformatorenstationen, welche die vom Elektrizitätswerk über grosse Distanz herangeführte Mittelspannung auf die für Haushaltanschlüsse erforderliche Niederspannung umwandelten. Diesem Zweck diente auch der 1919 in neobarocker Formensprache errichtete Transformatorenturm an der Brodheiteristrasse südlich der Fabrikanlage der alten Spinnerei [2]. Aufgrund seiner hochwertigen architektonischen Gestaltung könnte es sich bei dem Bau um ein Werk des Oltner Architekten Fritz von Niederhäusern handeln, der in Olten ein ähnliches Pendent entworfen hatte [3].
An die Stelle des Elektrizitätswerk Olten-Aarburg trat als Stromlieferant der Gemeinde Aarburg ab 1926 das Aargauische Elektrizitätswerk. Seit Beginn der 1960er-Jahre wurde das Leitungsnetz in Aarburg kontinuierlich verkabelt und in den Boden verlegt. Dadurch verloren einige der Transformatorenstationen ihre Nutzung, so auch der Transformatorenturm an der Brodheiteristrasse [4].
Beschreibung:Die neobarocke Transformatorenstation befindet sich an der Brodheiteristrasse südlich der alten Spinnerei auf der anderen Seite des zur Stromerzeugung genutzten "Mühletychs" (Kanal). Der turmartige Kleinbau besteht aus verputztem Mauerwerk und ist aussen mit einer sorgfältigen Kunststeinornamentik versehen. Er erhebt sich über einem längsrechteckigen Grundriss und trägt ein abgeknicktes Walmdach mit Biberschwanzziegeln. Die innere Gliederung in ein niedriges Erdgeschoss und ein hohes Obergeschoss wird am Aussenbau umgekehrt, da die kannelierten Eckpilaster über die Höhe des Erdgeschosses hinausreichen und so die turmartige Wirkung unterstützen [5]. Im oberen Drittel sind an den Längsseiten jeweils drei hochrechteckige Fenster mit rautenförmiger Sprossierung platziert, unter denen ein Brüstungsgesims verläuft. Das Erdgeschoss verfügt über einen Eingang im Westen und zwei im Osten; eine weitere Tür befindet sich im Unterbau der Freitreppe. Der von zwei hochovalen Fenstern flankierte westliche Hauptzugang besitzt ein Türblatt mit rautenförmiger Aufdoppelung und ein hölzernes Oberlicht mit S-förmigen Stäben. Über dem vorkragenden Türsturz erhebt sich eine Lünette mit der aufmodellierten Inschrift "Aarburg 1919. Elektrizitäts Versorgung" und einer lodernden Flamme als Symbol der Elektrizität. Die östlichen Zugänge zum Erdgeschoss verfügen über leicht vorspringende Türgerichte und stichbogige Oberlichter. Ihre Türblätter weisen eine diagonale Aufdoppelung und eine mit einem Astragal (Perlenstab) verzierte Schlagleiste auf. Das Obergeschoss ist durch eine Freitreppe erschlossen, die sich um die südwestliche Gebäudeecke windet. Dieser Zugang wird von einem abgewalmten Schutzdach beschirmt, das von zwei auf der Treppenbrüstung aufsitzenden Stützen aus Holz mit Wölbungen und Kehlen getragen wird. Unten schliesst die kunststeinerne Mauerabdeckung der Treppenbrüstung mit einer Volute ab. Die Gitter vor den ovalen Fenstern des Erdgeschosses und des Fensters im Türblatt des oberen Zugangs sind ornamental verziert. In den zwei Geschossen im Innern wurden die technischen Installationen entfernt.
Anmerkungen:[1] Bolliger 1998, S. 322–323.
[2] Datierung gemäss Jahreszahl über der Tür.
[3] Olten, Leberngasse 10 (1914), siehe Yvonne Scheiwiller, Trafoturm - Turmtrafo. Schweizer Turmtransformatoren, Drahthüsli, Trafostationen. Hommage an eine Architekturform, die nicht mehr gebaut wird, Schwyz 2013, S. 152.
[4] Bolliger 1998, S. 323.
[5] Allgemein zur Typologie der Transformatorenstationen siehe Michael Neumann, Zwischen Kraftwerk und Steckdose. Zur Architektur der Trafohäuser, Marburg 1987; Yvonne Scheiwiller, Trafoturm - Turmtrafo. Schweizer Turmtransformatoren, Drahthüsli, Trafostationen. Hommage an eine Architekturform, die nicht mehr gebaut wird, Schwyz 2013; Walter Wyssling, Die Entwicklung der Schweizerischen Elektrizitätswerke und ihrer Bestandteile in den ersten 50 Jahren, Zürich 1946, S. 449-454.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Jakob Bolliger, Aarburg. Festung, Stadt und Amt, Aarburg 1998, S. 322–323.
- Hans E. Gisler, Transformatoren-Station 2.0 Weber, Brodheiteristrasse, Aarburg, 2016, Swisstrafos. Faszination Trafoturm, "https://www.swisstrafos.ch/Aarburg.html" (21.10.2020).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138302
 

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