INV-FRE913 Schulstrasse 1, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-FRE913
Signatur Archivplan:FRE913
Titel:Schulstrasse 1
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2019)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Freienwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Schulstrasse 1
Versicherungs-Nr.:44
Parzellen-Nr.:99
Koordinate E:2666928
Koordinate N:1261695

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:Kleinbauernhaus des 19. Jahrhunderts, dessen ursprüngliche Konstellation mit Kleinstökonomie im Innern noch immer ablesbar ist. Mit seiner axialen Fassadengliederung und der rückseitigen Obergeschosslaube, der holzverkleideten Scheune und dem geknickten Satteldach mit stirnseitigem Klebdach ist der Vielzweckbau ein zeittypisch schlichter ländlicher Bauzeuge. Er bewahrt nach einem sorgfältigen Umbau vor einigen Jahren neben der typologisch stimmigen äusseren Erscheinung noch weitgehend die ursprüngliche Grundkonstruktion und einige Elemente der historischen Ausstattung. In unmittelbarer Nähe der Kapelle und des Schulhauses gelegen, nimmt er im Dorf eine zentrale Stellung ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der bäuerliche Vielzweckbau dürfte noch in der ersten Hälfte des 19. Jh. errichtet worden sein, wobei die Scheune anfangs nur aus einer Kleinstökonomie von halber Breite, wohl mit hintereinander angeordnetem Tenn und Stall bestand [1]. Ende des 19. Jh. gehörte das Gebäude Karl Suter, von dem es 1907 an August Burger, a[lt] Ammans, und später an Josef Burger, Lehrer, überging. Ob die Verlängerung der Scheune noch im 19. Jh. erfolgte, ist unklar. Die im frühen 20. Jh. im Brandkataster vorgenommene Präzisierung "Tenn und Stall" anstelle von "Scheune" könnte zumindest auf einen damaligen Umbau des Ökonomietrakts hindeuten [2]. Die heute noch bestehende Stallfront mit dem stichbogenförmigen Fenster stammt jedenfalls aus dem frühen 20. Jh. Noch etwas später wurde mit dem Anbau eines Badezimmers auf der Rückseite des Hauses der Hinterausgang des Wohnteils aufgehoben.
Im Jahr 2000 wurde die Wohnung unter weitgehender Bewahrung der Bausubstanz renoviert. Dabei wurde die kleinräumige Raumstruktur im Erdgeschoss zwar teilweise aufgehoben, jedoch anhand der belassenen Wandständer weiterhin ablesbar gemacht. 2003 erfolgte der Umbau von Stall und Tenn in eine Garage mit Werkstatt. Die äussere Erscheinung des Ökonomietrakts geht auf einen Aus- und Umbau des ehemaligen Heubergeraums und des Dachgeschosses von 2011 infolge Umnutzung als Restaurierungsatelier zurück [3].
Beschreibung:Das südöstlich der Kapelle stehende Kleinbauernhaus ist um Vorgartentiefe zurückversetzt längs des alten Wegs nach Hertenstein und Ehrendingen ausgerichtet. Der in Mischbauweise errichtete Baukörper trägt ein stark geknicktes Satteldach, das rückseitig über eine Laube, Anbauten und einen gedeckten Sitzplatz geschleppt ist. Ergänzend bildet am Wohnteil ein Klebdach den unteren Abschluss des Giebelfelds.
Der nach Süden hin gelegene Wohnteil zeigt an der Vorder- und Stirnseite einen für das frühe 20. Jh. typischen Besenwurf-Verputz. Während die Stirnfront in Bruchsteinmauerwerk aufgeführt ist, deuten die geringen Mauerstärken traufseitig auf Fachwerk. Die axial gegliederten Fassaden sind zeittypisch schlicht gehalten und weisen als spätklassizistisch-biedermeierliches Element zuoberst im Giebelfeld eine Lünette auf. An der Hauptfassade sind die Fenster neben der zum Tenn hin gelegenen Erschliessungsachse in drei dicht aufeinanderfolgenden Fensterachsen angeordnet. Die stärker veränderte Rückseite zeigt insgesamt drei unregelmässig angeordnete Achsen mit Fenstern und Ausgängen, wobei der ehemalige Hinterausgang bzw. Laubenausgang auf beiden Stockwerken zu einer Tür ins angebaute Badezimmer umgewandelt worden ist. Zu den Fenstern, die teils von hölzernen, teils von steinernen Gewänden mit Blockgesims eingefasst werden, haben sich hölzerne Jalousieläden erhalten.
Das Erdgeschoss des nach Norden anschliessenden Scheunentrakts ist heute gemauert, wobei die ehemalige Stallfront aus dem frühen 20. Jh. stammt. Das zur Garage umfunktionierte Tenn besitzt ein einfaches Brettertor, die ehemalige Heubühne in Anlehnung an die frühere Bretterschalung eine lichtdurchlässige Verkleidung aus Holzlamellen, welche die grossflächigen Fenster kaschiert.
Durch den Hauseingang gelangt man in einen schmalen, quer zum First verlaufenden Korridor, der in der Hausmitte in die Treppe zum Obergeschoss mündet. Rechterhand öffnet eine Tür auf die Stube, welche ehemals nur zwei Fensterachsen breit war, heute aber mit der Nebenstube zu einem Raum vereint ist. Sie bewahrt noch eine Sitzkunst mit braun glasierten Reliefkacheln aus der Zeit um 1900 oder dem frühen 20. Jh., welche von der dahinterliegenden Küche aus beheizt wird. Zur Nebenkammer wurden sowohl von der Stube als auch von der Küche her die Fachwerkwände geöffnet, wobei die belassenen Ständer die ursprüngliche, kleinteilige Raumstruktur ablesbar machen. Die Küche besitzt einen direkten Ausgang in den Garten und einen Durchgang zum hinteren Korridorbereich, der das rückseitig angebaute Badezimmer erschliesst.
Das Obergeschoss bewahrt seine bauzeitliche Raumstruktur. Diese unterscheidet sich insofern vom Erdgeschoss, als der Raum über der Stube um Gangbreite grosszügiger dimensioniert ist, während derjenige über der Küche zugunsten des Vorplatzes neben der Treppe schmaler ausfällt. Das grosse Zimmer zeichnet sich durch eine vollständige Vertäfelung aus. In den anderen Räumen und im Gang findet sich Krallentäfer wohl aus der Zeit um 1900 oder dem frühen 20. Jh. Weiter haben sich Bretterböden und Füllungstüren aus dem 19. Jh. erhalten. Das Geländer zur Treppe ist mit Brettbalustern gestaltet.
Unter der südlichen Hälfte des Wohnteils erstreckt sich ein flach gedeckter Keller, der über einen Aussenzugang auf der Rückseite des Hauses erschlossen ist (nicht besichtigt).
Am Ort des früheren Stalleingangs öffnet eine Tür auf die der Stirnwand entlanggeführte Treppe zum Obergeschoss der Scheune. Das darin eingerichtete Atelier ist über eine Galerie mit dem ausgebauten Dachgeschoss über dem Wohnteil verbunden. In diesem Bereich haben sich sowohl die Ständerkonstruktion als auch das Dachwerk, eine Sparrenkonstruktion auf stehendem Stuhl mit eingezapften Hölzern, Kehlbalken und Aufschieblingen, erhalten. Konstruktiv interessant ist die als Fachwerk ausgestaltete Binnenwand zwischen dem ehemaligen Tenn und dem Stall, welche als ehemalige Aussenwand zu interpretieren ist. Um diese bei der Verlängerung der Scheune konstruktiv nicht zu schwächen, wurden die wesentlichen Konstruktionsteile wie Deckenbalken und Stuhlsäulen einfach "verdoppelt" und unmittelbar vor die ehemalige Aussenwand gestellt.
Der Garten hinter dem Haus wird von einem alten Nussbaum mit beeindruckender ausladender Krone dominiert.
Anmerkungen:[1] Die ehemalige Aussenwand ist innerhalb des Scheunentrakts noch ablesbar, vgl. Beschreibung weiter unten.
[2] Die einzelne Nennung von Tenn und Stall ist ungewöhnlich. In diesem Fall dürfte sie herausstreichen, dass diese neu als vollwertige Bestandteile der Scheune nebeneinander angeordnet waren und nicht mehr in gekürzter Länge hintereinander, vgl. Brandkataster Gemeinde Freienwil 1899–1938 (Vers.-Nr. 44).
[3] Baugesuchsarchiv Gemeinde Freienwil: Baugesuchsakten von 2000, 2003 und 2011.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0045: Brandkataster Gemeinde Freienwil 1899–1938 (Vers.-Nr. 44).
- Baugesuchsarchiv Gemeinde Freienwil: Baugesuchsakten von 2000, 2003 und 2011.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138469
 

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