INV-OLS906 Mitteldorf 5, 7a, 16. Jh.-19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OLS906
Signatur Archivplan:OLS906
Titel:Mitteldorf 5, 7a
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2020)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Olsberg
Hist. Name Objekt:Mitteldorf
Adresse:Mitteldorf 5, 7a
Versicherungs-Nr.:20, 21, 22
Parzellen-Nr.:51, 53
Koordinate E:2625961
Koordinate N:1263437
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2625961&y=1263437

Chronologie

Entstehungszeitraum:16th cent. - 19th cent.
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse; Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Bauinventarobjekt OLS905
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Ländlich-bäuerliche Baugruppe, deren ineinander verschachtelte Hauptteile spätestens seit dem 16. Jahrhundert etappenweise entstanden sind und in ihrem heutigen Erscheinungsbild von einer Überprägung aus dem frühen 19. Jahrhundert zeugen. Jedoch ist die vielschichtige Baugeschichte nicht restlos geklärt. Der Gebäudekomplex besteht aus einem bäuerlichen Vielzweckbau (Versicherungsnummer 20) im Westen, einem bäuerlichen Wohnhaus im Südosten (Versicherungsnummer 22) und einem Ökonomietrakt über trapezförmigen Grundriss (Versicherungsnummer 21) dazwischen. Letzterer wurde um 1820–1830 wohl als Ersatz einer älteren Stallscheune errichtet. Besonders hervorzuheben sind die sorgfältig gezimmerte Holzrahmung des Tenntors an der südlichen Traufseite sowie das spätgotische Zwillingsfenster an der nordöstlichen Trauffassade. Mit ihrer prominenten Stellung im Mitteldorf, ihren verschachtelten Baukörpern und ihrer abgestuften Dachlandschaft ist die Baugruppe ein prägendes Element für den Strassenraum und das Ortsbild.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Anfänge des Gehöfts dürften ins 14. Jahrhundert zurückreichen, wobei es wohl ursprünglich vom Olsberger Zisterzienserinnenkloster abhängig war. Der heutige Baukomplex mit seinen ineinander verschachtelten Hauptteilen ist spätestens seit dem 16. Jh. in mehreren Etappen entstanden. Gemäss dendrochronologischer Analyse wurde der ebenerdige Keller im Nordwesten 1536 errichtet; die Dachrafen über dem Südostteil wurden 1578/79 verbaut [1]. Der Ökonomietrakt (Versicherungsnummer 21) zwischen den beiden Wohnhäusern Mitteldorf 5 (Versicherungsnummer 20) und Mitteldorf 7a (Versicherungsnummer 22) entstand um 1820–1830, wohl als Ersatz eines älteren Ökonomietraktes [2]. Im 19. Jh. fand eine Überprägung mit axial angeordneten Einzelfenstern statt. Der bäuerliche Vielzweckbau Mitteldorf 5 wird im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 als «Wohnhaus samt Scheune, Stall, Schopfanbau mit Weintrotte von Stein, 2 Stock hoch mit Tremkellern unter Ziegeldach» beschrieben. Der Ökonomietrakt (Versicherungsnummer 21) und das Wohnhaus Mitteldorf 7a wurden damals unter einer Versicherungsnummer geführt und als «Wohnhaus mit 2 Wohnungen, Stall, Anbau mit Scheuer und Schopf von Stein, 2 Stock hoch mit Tremkeller unter Ziegeldach» eingetragen. 1955 wurde an die Nordostecke des trapezförmigen Ökonomietraktes ein Schopfanbau mit Schweinestall (Versicherungsnummer 86; nicht Teil des Schutzumfanges) angefügt.
Beschreibung:Die ländlich-bäuerliche Baugruppe liegt im Mitteldorf nördlich der an den Dorfplatz angrenzenden freistehenden Stallscheune (Bauinventarobjekt OLS905) und ist ein prägendes Element des Strassenraums. Der Gebäudekomplex besteht aus einem bäuerlichen Vielzweckbau (Versicherungsnummer 20) im Westen, einem bäuerlichen Wohnhaus im Südosten (Versicherungsnummer 22) und einem Ökonomietrakt über trapezförmigen Grundriss (Versicherungsnummer 21) dazwischen. Die eigenartig abgewinkelte Gesamtgestalt lässt auf eine komplexe Entstehungsgeschichte schliessen.
Der westliche bäuerliche Vielzweckbau Mitteldorf 5, dessen First gestaffelt ist, gliedert sich in eine mehrheitlich gemauerte Stallscheune mit hohem, steilem geknicktem Satteldach und einen dreiachsigen Wohnteil unter einem etwas niedrigeren First. Der gemauerte Wohnteil ist als Hochparterre-Wohnung konzipiert; das Sockelgeschoss wurde im Nordteil als Keller und im Südteil als Stall genutzt. Die Rechteckfenster der Wohnetage sind mit profilierten Simsen versehen. Der Viehstall befand sich zwischen Wohnteil und Tenn, was dem Bautypus eines Mitterstallhauses entspricht. In den 1980/90er-Jahren wurde der Bereich der Heubühne zu Wohnzwecken ausgebaut. Das heute als Garage dienende Tenn bewahrt an der südwärts gerichteten Trauffassade eine sorgfältig gearbeitete Holzrahmung aus dem früheren 19. Jh., die mit ihrer schmucken Profilierung der «Kämpfer», dem stichbogigen Jochbalken und dem betonten «Schlussstein» Steinarchitektur imitiert.
Der Ökonomietrakt (Versicherungsnummer 21) des östlich benachbarten Gehöfts grenzt an die Ostfassade des Wohnhaus Mitteldorf 5, während der im Laufe des 19./20. Jh. stark veränderte Wohnteil Mitteldorf 7a stumpfwinklig an jenen anschliesst. Die vollständig aus verputztem Bruchsteinmauerwerk errichtete Stallscheune besitzt einen ungewöhnlichen trapezförmigen, beinahe dreieckigen Grundriss. Dies ist der Grund, weshalb das Tenn und der Stall parallel zur Firstrichtung voneinander getrennt sind und nicht wie üblich quer dazu. Dieser Anordnung geschuldet, befindet sich die Scheuneneinfahrt an der südöstlichen Giebelfassade. Die erhaltene bauzeitliche Holzrahmung des Tenntors zeigt einen geschweiften Jochbalken, der mittels angeblatteter Kopfhölzer in den Tenntorpfosten verankert ist. Der Stall befindet sich südlich des Tenns, also hinter dem Wohnhaus Mitteldorf 7a.
Das mit einem geraden Satteldach eingedeckte Wohnhaus Mitteldorf 7a (Versicherungsnummer 22) wurde mehrfach verändert. Zu den ältesten Partien gehört die massiv aufgeführte rückwärtige Trauffassade. Hier hat sich am Obergeschoss ein teilweise vermauertes Zwillingsfenster erhalten, dessen gefastes Gewände dem 17. Jh. zuzuordnen ist und als letztes erhaltenes spätgotisches Hausteinfenstergewände in Olsberg als besonders wertvoll einzustufen ist.
Anmerkungen:[1] Hunziker, Hoegger 2011, S. 382; OLS839.002-BE-2010-01/001.
[2] Hunziker, Hoegger 2011, S. 382.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 382.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0567-0569, Brandkataster Gemeinde Olsberg, 1850–1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Materialien Olsberg 1.1–3 und 2.1–3 (1971).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: UeP-Kommission Olsberg, Fangblatt 6 und 7 (1981).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/8 (1997).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Dendrochronologische Holzaltersbestimmung Mitteldorf 7A, Olsberg, Raymond Kontic, Basel 2010 (OLS839.002-BE-2010-01/001).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138755
 

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