INV-SAF924 Wohlfahrtsgebäude HoCoSa, 1917 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SAF924
Signatur Archivplan:SAF924
Titel:Wohlfahrtsgebäude HoCoSa
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2022)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Safenwil
Adresse:Bahnhofstrasse 12
Versicherungs-Nr.:88
Parzellen-Nr.:722
Koordinate E:2641272
Koordinate N:1241241

Chronologie

Entstehungszeitraum:1917
Grundlage Datierung:Brandkataster
Nutzungen:Bibliothek und Archiv der Stiftung Swiss Car Register sowie Teile des Archivs der Emil Frey Classics AG

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Fabrikgebäude HoCoSa (SAF913)
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohlfahrtsgebäude

Dokumentation

Autorschaft:Heinrich Meili-Wapf (1860–1927), Armin Meili (1892–1981), Zuschreibung
Würdigung:Wohlfahrtsgebäude der mechanischen Strickerei HoCoSa, das 1917 wahrscheinlich nach Plänen der renommierten Luzerner Architekten Heinrich Meili-Wapf und seinem Sohn Armin Meili errichtet wurde. Der längliche Baukörper unter einem Walmdach mit turmartigem Dachaufbau über der Eingangsfront zeigt eine zeittypische und sorgfältige Fassadengestaltung. Äusserlich ist der Bau weitgehend erhalten; im Innern bewahrt er das alte Treppenhaus. Zusammen mit dem ehemaligen Fabrikgebäude (Bauinventarobjekt SAF913) bildet er ein wertvolles bauliches Ensemble von hohem industrie- und lokalhistorischem Zeugenwert. Das ehemalige Fabrikareal der HoCoSa nimmt im Ortsbild von Safenwil eine wichtige Stellung ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1897 liess Fritz Hochuli (1860–1934) gegenüber dem Safenwiler Bahnhof ein erstes Fabrikgebäude für seine Feinstrickerei und Baumwollspinnerei Hochuli & Co Safenwil (HoCoSa) errichten. Produziert wurde vor allem Kinder- und Damenunterwäsche. Um 1917 fand eine signifikante Vergrösserung der Fabrik statt. So wurde das ursprüngliche Fabrikgebäude abgebrochen und auf dessen Fundament eine Sheddachhalle für die neuen Flachstrickmaschinen gebaut. Kurz danach entstand das durch einen Zwischentrakt mit der Sheddachhalle verbundene dreigeschossige Fabrikgebäude (Bauinventarobjekt SAF913), das von den renommierten Architekten Heinrich Meili-Wapf und Armin Meili entworfen wurde. Vater und Sohn Meili führten von 1917–1924 ein gemeinsames Büro in Luzern [1]. Gemäss Brandkataster wurde auch das Wohlfahrtsgebäude im Süden des Fabrikareals 1917 errichtet. Deshalb ist anzunehmen, dass dieses ebenfalls von den Architekten Meili entworfen wurde. Es beherbergte im Erdgeschoss eine Küche und einen Saal, damit sich die Arbeiterinnen und Arbeiter auf dem Fabrikareal verpflegen konnten. Um 1956/57 wurden die Dachfenster an den Längsseiten des Wohlfahrtsgebäudes auf beiden Dachflächen durch eine durchgehende Lukarnenreihe ersetzt. In ihrer damaligen Blütezeit beschäftigte die HoCoSa rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 1989 wurde sie an die Firma Sawaco verkauft und die Produktion am Standort in Safenwil bis 1992 schrittweise heruntergefahren. 2009 erwarb die Emil Frey AG die Immobilien der HoCoSa, nachdem sie diese bereits mehrere Jahre mietweise genutzt hatte. Von 2013–2015 wurde das ehemalige Fabrikareal von der Rhomberg Bau AG, Worblaufen, umgebaut und für das Classic Center Schweiz der Emil Frey AG angepasst [2]. Das Wohlfahrtsgebäude und das Fabrikgebäude (Bauinventarobjekt SAF913) von Vater und Sohn Meili wurden dabei mit Rücksicht auf die historische Bausubstanz saniert und in ein Gesamtkonzept integriert. Abgebrochen wurden die Sheddachhalle sowie das Büro- und Verwaltungsgebäude von 1955 [3]. Das Wohlfahrtsgebäude beherbergt heute die Bibliothek und das Archiv der Stiftung Swiss Car Register sowie Teile des Archivs der Emil Frey Classics AG.
Beschreibung:Das Wohlfahrtsgebäude der ehemaligen mechanischen Strickerei HoCoSa befindet sich im Süden des Fabrikareals, von der Bahnhofstrasse zurückversetzt. Sein zweigeschossiger Baukörper erhebt sich über einem längsrechteckigen Grundriss und trägt ein Walmdach, das über der westlichen Stirnseite einen turmartigen Dachaufsatz mit Zeltdach aufweist und diese somit als Eingangsfront betont. Während die Stirnseiten jeweils drei Fensterachsen zeigen, sind die Längsseiten sechsachsig. Die Fassadengliederung erfolgt in der Vertikalen durch farblich abgesetzte Putzlisenen und in der Horizontalen durch eine niedrige Sockelzone sowie ein verkröpftes Gurtgesims im selben Farbton wie die Lisenen. Der grobkörnige Kellenwurfputz der sowohl für die Lisenen wie auch für die restliche Wandfläche verwendet wurde, ist ein typisches Gestaltungselement des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Rechteckfenster besitzen schmale, gefalzte Kunststeingewände und sind im Erdgeschoss, wo sie als Galgenfenster mit sprossiertem Oberlicht ausgebildet sind, etwas höher als im Obergeschoss. Der stichbogige Haupteingang an der westlichen Stirnseite wird von einem Pultdach beschirmt und bewahrt die bauzeitliche zweiflügelige Tür mit volutenverzierten Ziergittern. Zwei weitere Zugänge befinden sich an der Nordfassade.
Im Innern wurde die ehemalige Raumstruktur weitgehend aufgehoben. Die tragenden Stützen sowie die Dachkonstruktion wurden verstärkt. Erhalten hat sich das Treppenhaus samt einem Geländer mit gedrechselten Staketen und zierbeschnitztem Antrittspfosten. Neben einem grossen Speisesaal und einer Küche dürften zum ursprünglichen, für ein Wohlfahrtsgebäude üblichen Raumprogramm auch Toiletten, Duschen und Garderoben sowie Räume zur Erholung und Erbauung wie etwa ein Lesezimmer oder ein Raum für Spiele gehört haben [4].
Anmerkungen:[1] Zu Heinrich Meili-Wapf siehe Isabelle Rucki, Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 368–369; zu Armin Meili ebd., S. 367–368.
[2] Insider. Aktuelles von der Rhomberg Bau AG, Ausgabe 2016, S. 3.
[3] Zur Baugeschichte siehe https://www.emilfreyclassics.ch/ueber-uns/geschichte/ (14.12.2022)
[4] Weiter Wohlfahrtsgebäude im Kanton Aargau sind z. B. das Wohlfahrtshaus der Spinnerei Kunz von 1865 bzw. 1918/19 in Windisch (Bauinventarobjekt WIN911), das Wohlfahrtsgebäude der Firma Injecta von 1950 (Bauinventarobjekt TEU912), das Wohlfartsgebäude/Clubhaus der Bata Siedlung von 1948 (Kantonales Denkmalschutzobjekt MLI009) oder das Wohlfartsgebäude der Hero von 1946 (Bauinventarobjekt LEN927).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0653 (1899–1938) Vers.-Nr. 88, Brandkataster Gemeinde Safenwil.
- ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139922
 

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