INV-SAF926 Villa Hochuli, 1918 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SAF926
Signatur Archivplan:SAF926
Titel:Villa Hochuli
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2022)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Safenwil
Adresse:Lindenfeldweg 1
Versicherungs-Nr.:284
Parzellen-Nr.:946
Koordinate E:2641472
Koordinate N:1241028

Chronologie

Entstehungszeitraum:1918
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Autorschaft:Heinrich Meili-Wapf (1860-1927) u. Armin Meili (1892-1981), Luzern
Würdigung:Neoklassizistisch geprägte Villa, die 1918 für Max Hochuli, den Sohn und späteren Nachfolger des Textilfabrikanten Fritz Hochuli (1860-1934) errichtet und um 1931 unter Respektierung der bestehenden Fassadengestaltung und hochwertigen Innenausstattung sorgfältig erweitert wurde. Für die Pläne zeichneten die renommierten Luzerner Architekten Vater Heinrich Meili-Wapf und Sohn Armin Meili verantwortlich, welche auch das unmittelbar davor errichtete Strickereigebäude der HoCoSa (Bauinventarobjekt SAF913) projektiert hatten. Die von einem weitläufigen Park mit altem Baumbestand und Sträuchern umgebene Villa steht weithin sichtbar an der Hangkante des Lindenfelds, gleichsam über dem Dorf thronend. Sie bildet gewissermassen die bauliche Fortsetzung des herrschaftlichen Anwesens der Hochuli-Gründervilla Lindenrain (Bauinventarobjekt SAF912), mit der sie auch den hohen industriegeschichtlichen Zeugenwert teilt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa Hochuli wurde 1918 für Max Hochuli, den Sohn des Textilfabrikanten und Firmengründers der HoCoSa, Fritz Hochuli (1860-1934), errichtet. Max Hochuli war im Jahr davor von einem längeren Aufenthalt in Amerika zurückgekehrt und in die väterliche Firma eingetreten. Wohl ausgelöst durch die Erfahrungen, die Max Hochuli in den amerikanischen Strickereien gesammelt hatte, erfolgte 1917-18 eine wesentliche Vergrösserung der Strickerei HoCoSa (vgl. Bauinventarobjekt SAF913) [1]. Mit der Projektierung des Fabrikgebäudes wurden die Luzerner Architekten Heinrich Meili-Wapf (1860-1927) und sein Sohn Armin Meili (1892-1981) beauftragt, welche 1917-24 ein gemeinsames Büro führten. Dieselben Architekten wurden unmittelbar danach auch zur Errichtung eines repräsentativen Wohnhauses für Max Hochuli beigezogen [2]. Das ursprünglich noch etwas kleiner dimensionierte Gebäude kam südöstlich der väterlichen Villa (Bauinventarobjekt SAF912) zu stehen, welche nur gerade vier Jahre davor nach Plänen von Architekt Ernst Hüssy als herrschaftlicher Wohnsitz errichtet worden war. 1927 übernahm Max Hochuli die Leitung der Strickerei. Kurze Zeit darauf wurde die Villa für seine Familie zu klein, so dass er sie um 1931 - möglicherweise vom selben Architekturbüro - in gleichem Stil sorgfältig verlängern liess [3]. Die ursprüngliche Symmetrie der Fassade wurde dabei teilweise aufgehoben, die qualitätvolle bauzeitliche Innenausstattung blieb jedoch bestehen. Der geschweifte Giebel, der ursprünglich die Mittelachse des Hauses betonte, sowie zwei Eckpfosten mit Vasen wurden beim Umbau 1931 entfernt. In den 1960er-Jahren erfolgte eine Renovation des Gebäudes [4], bei der wohl auch die Dachuntersicht und zumindest teilweise der Verputz erneuert wurden. Die Fensterflügel und die Geländer der südseitigen Loggien wurden in jüngerer Zeit erneuert. Ansonsten hat sich die gepflegte historische Bausubstanz von 1918 und 1931 weitgehend erhalten.
Beschreibung:Die südwestlich der Villa Lindenrain auf dem Lindenfeld errichtete Villa Hochuli steht parallel zur geschwungenen Hangkante, am Anfang des Lindenrains, der die drei Hochuli-Bauten miteinander verbindet. Der kompakte, über einem halbhohen Kellersockel zweigeschossig aufgeführte Mauerbau trägt ein nahezu gerades Walmdach. In seiner ursprünglichen Ausdehnung gestaltete er sich als würfelförmiger Baukörper unter Pyramidendach. Die Fassaden waren symmetrisch angelegt. Anlässlich der um 1931 erfolgten Verlängerung um eine Raumschicht nach Norden wurde mit wenigen Eingriffen eine qualitätvolle Umgestaltung vorgenommen, wobei diese wohl aus Respekt ganz im Zeitgeist von 1918 erfolgte. Das in dieser Hinsicht auffälligste neue Element ist das dreiteilige Staffelfenster an der nach Osten gerichteten Eingangsfassade, mit dem eine bessere Belichtung des Treppenhauses erzielt wurde. Die Treppenhauspartie und der seither dezentral angeordnete Hauseingang bilden den mittleren Bereich der Fassade, der beidseitig von einer weiteren Fensterachse eingefasst wird. Nach wie vor setzt der Portalvorbau mit Pilastergliederung und darüber liegendem Balkon den Hauptakzent. Der über zwei Muschelkalkstufen erreichbare Hauseingang besitzt ein profiliertes Sandsteingewände und das bauzeitliche eichene Türblatt mit floralem Schnitzornament. Dieselbe schematische Blütenform wird von den Schmiedeeisengittern vor der verglasten oberen Füllung und dem Oberlicht aufgenommen. Den Hauseingang flankieren zwei schmale, zwischen die Pilaster eingelassene Rundbogenlichter. Analog dazu wird die axial gesetzte Balkontür von zwei schmalen Rechtecklichtern begleitet. Gleichartige Öffnungen befinden sich zudem im Erdgeschoss, wo sie beidseits des Vorbaus einer rundbogigen Fassadengliederung einbeschrieben sind. Ansonsten sind die Fenster in den aussenliegenden Achsen wie an den anderen Fassaden dimensioniert und gestaltet. Im Obergeschoss besitzen sie schlichte, doppelt gefalzte Rechteckgewände aus Muschelkalk mit hölzernen Jalousieläden. Im Erdgeschoss wurde währenddessen ein elegantes, höheres Format gewählt und das Brüstungsfeld als Fassadenrücksprung abgesetzt. Das scharrierte Muschelkalkgewände weist mit einem kantig profilierten Kranzgesims und einem schlichten Blockgesims mit darunterliegendem Wulst und flachen Konsolsteinen vornehm zurückhaltenden Schmuck auf. Die dem Dorf zugewandte, nach Westen orientierte Schauseite der Villa besticht durch ihre strenge sechsachsige Fassadengliederung, die dem Bau im Zusammenspiel mit den überhohen Fenstern im Erdgeschoss eine herrschaftliche Wirkung vermittelt. Der aufgrund des Gefälles auf dieser Seite höhere Kellersockel lässt das Erdgeschoss mit den Hauptwohnräumen als Hochparterre in Erscheinung treten. Die bauzeitlichen Fensterläden sind hier analog zur Villa Lindenrain aus Metall gefertigt. Die Schmalseiten weisen je zwei Achsen der oben beschriebenen Rechteckfenster auf. Vergleichsweise modern wirkt die Südfassade, wo zwischen die beiden Fensterachsen eine zweigeschossige Loggia mit abgerundeten Podesten eingeschoben ist. Der Gartenabgang ist eine jüngere Zutat.
Das mit Biberschwanzziegeln gedeckte Walmdach besitzt eine grosse Lukarne in der Achse des Hauseingangs, welche zum ursprünglichen Baubestand gehört. Die kleinen Walmgauben sind eine Ergänzung aus der zweiten Bauphase.
Das Raumkonzept im Innern geht auf den Kernbau von 1918 zurück, an den 1931 nordseitig eine weitere Raumschicht angefügt wurde. Die Haustür öffnet auf einen Windfang und einen zwei Stufen höher liegenden Vorplatz mit beidseitigen Türen zur Speisekammer und Toilette. Von hier gelangt man durch eine weitere Tür in die Wohndiele mit grosszügig herumgeführten Treppenhaus, die als wohnlichen Halle mit korbbogenförmig gewölbter Stuckdecke, Kamin und Sitzecke eingerichtet ist. Der zum Wohnraum erweiterte Vorplatz mit angegliederter Erschliessung stellt in der zeitgenössischen Villenarchitektur ein beliebtes Konzept dar, das unter anderem den Vorteil der "Vermeidung toter Korridorflächen" hatte [5]. Der häufig auch repräsentative Charakter dieses Raumes (vgl. Villa Lindenrain, Bauinventarobjekt SAF912) ist aus seiner Ableitung von der Hall englischer Herrenhäuser zu verstehen, wo diese als Überbleibsel eines ehemaligen Festsaals auch die Funktion eines repräsentativen Empfangs- und Aufenthaltsraums haben. Das bauzeitliche Interieur dieses Raums hat sich mit eichenem Fischgratparkett, Feldertäfer, Füllungsstüren, Radiatoren, Kamin mit Muschelkalkeinfassung und metallenem Rauchfang sowie der eichenen Treppe samt schlichtem Staketengeländer weitgehend erhalten. Südseitig der Wohndiele sind die Wohnstube und das Esszimmer angelegt, welche durch eine zweiflüglige Tür miteinander verbunden sind. Der Ausbau des Esszimmers stammt mit den barockisierenden Einbauschränken, Tapeten und Glastüren zumindest teilweise aus einer späteren Phase. Zwischen dem Esszimmer und der Küche im Südosten ist eine Anrichte eingefügt. Um den bestehenden Grundriss nicht zu tangieren, wurde die Erschliessung des erweiterten Hausteils über das Zwischenpodest der Treppe gelöst. Im Obergeschoss befinden sich die Schlafräume und das Badezimmer. In einem Dachzimmer haben sich Reste früherer Tapeten erhalten. Im Dachraum ist zudem noch die ursprüngliche Ausdehnung des einstigen Pyramidendachs nachvollziehbar. Das Kellergeschoss weist als Besonderheit einen grossen Raum mit Backsteingewölbe auf.
Um die Villa sind Gartenwege aus polygonalen Granitplatten angelegt. Eine aus grob behauenen Steinquadern gefügte Mauer terrassiert das leicht abfallende Gelände vor der Ostfassade. Umfriedet wird das mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Grundstück teilweise von einer Hecke, teilweise von einem hölzernen Lattenzaun auf einer Sockelmauer.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0653 (1899-1938), Vers.-Nr. 284 (Eintrag vom 6. Jan. 1919), Brandkataster Gemeinde Safenwil. - Striegel-Nachrichten 2013, S. 2-3.
[2] SBK 1919, S. 104-106; SBZ 1923, S. 321-322. - Zu Heinrich Meili-Wapf siehe Isabelle Rucki, Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 368–369; zu Armin Meili ebd., S. 367–368.
[3] Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0653 (1899-1938), Vers.-Nr. 284, Brandkataster Gemeinde Safenwil.
[4] Freundliche Mitteilung des Eigentümers.
[5] Zitat: SBZ 1923, S. 321.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Arbeiten der Architekten Meili-Wapf & Armin Meili in Luzern. in: Die schweizerische Baukunst (SBK), Nr. 11 (1919), S. 97–120, hier S. 104–106.
- Neuere Bauten der Luzerner Architekten Meili-Wapf und Armin Meili. in: Schweizerische Bauzeitung (SBZ), Nr. 81/82 (1923), S. 321–322.
- Striegel-Nachrichten Nr. 20, hg. v. Kulturchreis Sodhubel, Safenwil 2013, S. 2-10.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0653 (1899-1938), Vers.-Nr. 284, Brandkataster Gemeinde Safenwil.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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