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INV-LUP915 Wohnsiedlung Höli, 1974 (Dossier (Bauinventar))
Identifikation |
Signatur: | INV-LUP915 |
Signatur Archivplan: | LUP915 |
Titel: | Wohnsiedlung Höli |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Höli 1, Ansicht von Nordosten (2022) |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Lupfig |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Scherz Höli |
Adresse: | Auf dem Höli 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 159, 160, 161, 162 |
Versicherungs-Nr.: | 1141, 1142, 1143, 1144, 1145, 1146, 1147, 1148, 1149, 1150, 1151, 1152, 1153, 1154, 1159, 1160, 1161, 1162 |
Parzellen-Nr.: | 2540, 2541, 2542, 2543, 2544, 2545, 2546, 2547, 2534, 2535, 2536, 2537, 2538, 2539, 2548, 2549, 2550, 2551 |
Koordinate E: | 2656510, 2656506, 2656498, 2656496, 2656493, 2656484, 2656482, 2656479, 2656488, 2656485, 2656482, 2656460, 2656458, 2656455, 2656442, 2656439, 2656436, 2656433 |
Koordinate N: | 1255190, 1255181, 1255162, 1255157, 1255150, 1255132, 1255127, 1255121, 1255205, 1255197, 1255190, 1255143, 1255138, 1255132, 1255188, 1255181, 1255175, 1255167 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1974 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Baugruppe |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Siedlung, Wohnanlage |
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Dokumentation |
Würdigung: | Die 1974–1976 errichtete Siedlung Höli der Architekten Jacqueline und Benno Fosco-Oppenheim und Klaus Vogt umfasst sechs zweigeschossige Baukörper mit 18 Reiheneinfamilienhäusern in einem differenzierten Grünraum. Die intakt erhaltene Siedlung verkörpert den im Zug der 1968er-Bewegung in den Städten aufgekommenen Wunsch nach gemeinschaftlichen Leben auf dem Land. Durch die ausgewogene Gruppierung der schlichten Reihenhäuser am Hang, dem konsequent verwendeten Baumaterial des unverputzten Kalksandsteins und dem ansprechenden Verhältnis zwischen Bauvolumen und Freiflächen kommt der Siedlung eine hohe architektonische und räumliche Qualität zu. Innerhalb des Gesamtwerks der die Deutschschweizer Architektur in den 1970er- und 1980er-Jahren prägenden Architektengemeinschaft Fosco Fosco-Oppenheim Vogt ist die Siedlung Höli der Initialbau zu einer jahrzehntelangen Produktivität und daher von architekturgeschichtlicher Bedeutung. Entsprechend dem Grundgedanken der Siedlung, zu dem die Entwicklungsfähigkeit der Häuser gehört, beschränkt sich der Schutzumfang auf das Äussere mit seiner Materialität, die Siedlungsstruktur und die Aussenraumgestaltung [1]. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Inspiriert von dem Doppeleinfamilienhaus Hauserstrasse 124/125 (LUP914) des Architekten Klaus Vogt aus dem Jahre 1969/70, entwarfen dieser Architekt und das Architekten-Ehepaar Jacqueline und Benno Fosco-Oppenheim die Reihenhaussiedlung Höli 1972. Die Siedlung sollte 14 Familien Platz bieten und dank gemeinschaftlich genutzter Aussenräume den Austausch und Zusammenhalt fördern. Eine Weichenstellung für die Planung war der Entscheid, die Häuser in Nordnordost-Südsüdwest-Richtung und damit hangparallel anzuordnen. Die erste Etappe, Höli I, wurde 1973/74 erbaut und umfasst die 14 Häuser Auf dem Höli Nrn. 141–154. 1976 folgten die vier Häuser Auf dem Höli Nrn. 159–162 mit den beiden Nebenbauten (Vers.-Nrn. 1176 und 1250), genannt Höli II. Später entstanden sind die Häuser Höli III, Weihermattweg 230 (um 1987/88) und Höli IV, Weihermattweg Nrn. 285–289 (nach 2002). Höli III und Höli IV sind nicht im Perimeter des Ensembleschutzes. Spätere Ergänzungen sind der Gemeinschaftsraum mit Dachterrasse (Vers.-Nr. 1169) und das elegant geschwungene Runddach über dem zentralen Platz. |
Beschreibung: | Die Siedlung Höli 1 und 2 befindet sich an terrassierter Hanglage am südöstlichen Dorfrand von Scherz. Sie besteht aus insgesamt sechs einheitlich gestalteten Baukörpern mit 18 Reiheneinfamilienhäusern und differenzierten Zwischenräumen, die private Gärten hinter den Häusern, öffentlich-gemeinschaftlichen Gartenflächen und Plätze vor den Häusern und in den Eingangsbereichen halböffentlich-halbprivate Abstandsflächen umfassen. Wie die Bauten sind auch die Aussenräume anhand eines Konzepts der Wohnbaugenossenschaft gestaltet. Dieses legt beispielsweise fest, dass in dem als öffentlicher Baum-Raum definierten Perimeter nur Laubbäume gepflanzt werden sollen, um im Winter genügend Besonnung zu haben und dass deren Baumkronen mindestens 3 Meter über dem Boden beginnen sollen, um freie Durchsicht zu gewähren [2]. Die Reihenhäuser zeichnen sich aus durch ihr einheitliches Baumaterial aus Kalksandstein für die Wände und Scobalit (Lichtwellplatten) für die Dächer sowie ihre klare Formensprache. Dazu zählt die rhythmisierende Anordnung der über beide Geschosse reichenden Fensterschlitze. Die Hauseingänge zu den Hochparterres bestehen aus brückenartigen filigranen Treppen. Die Hauseingänge der oberen und der unteren Häuserreihe liegen einander gegenüber, womit im Raum zwischen den Hausreihen Kontaktflächen entstehen. Es sind zwei Haustypen zu unterscheiden: Typ A mit Pultdach und Typ B mit Satteldach variieren im Querschnitt: Das Pultdach-Haus ergibt einen grossen Hauptraum mit eher kleineren Einzelzimmern; das Satteldach-Haus mehrere etwa gleichwertige Zimmer. Der Typ B ist bei den drei oberen Häuserzeilen angewandt, der Typ A bei den drei unteren. Dank eines Modulsystems sind die Hausgrössen nach den jeweiligen Bedürfnissen der Bewohnenden wählbar, wobei sich bis zu drei Raummodule von je 3 Metern Breite und ein Treppenmodul von 1 Meter Breite kombinieren lassen. Die Trennwände zwischen den Wohneinheiten sind je nach Bedarf mit wenig Aufwand an bestimmten Stellen zu öffnen, womit von zwei Seiten nutzbare Räume entstehen. Diese Flexibilität ist kennzeichnend für die Architektur der Siedlung: Sie lässt sich dank minimalen Vorgaben und Ausbau kontinuierlich den veränderlichen Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner anpassen. Durch Lage, Haustyp, Hausgrösse und individuelle Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner sind innerhalb des Ganzen abwechslungsreiche Einheiten entstanden – jeder Hausteil hat seinen eigenen Grundriss. Dieser offenen Haltung entspricht der konsequent verwendete, aussen und innen auf Sicht belassene Kalksandstein. Der Kalksandstein mit den Massen 26 x 12 x 14,5 cm ist der alles bestimmende Modulor, aus dem die weiteren Masse für Einzelteile wie Türen, Fenster, Raum- und Brüstungshöhen abgeleitet sind [3]. Der Kalksandstein hat sich als kennzeichnendes Material für die Architektur der 1970er- und 1980er-Jahre entpuppt; die verhältnismässig frühe Verwendung im Höli ist ein weiterer Zeuge für die fortschrittliche Haltung der Wohnbaugenossenschaft. Wie die Wände verkörpern auch die Fussböden aus geschliffenem Beton einen Rohbaucharakter. Farblich Akzente zeigen die türkisenen Treppengeländer sowie die Fenster- und Türrahmen. Aus der dritten Bauetappe der Siedlung stammt das Haus Weihermattweg 230 (Höli 3). Es variiert den Haustyp A mit Pultdach, indem es seiner Bestimmung als Atelierhaus gemäss mit grosszügigen Fensterflächen ausgestattet ist. Wie die Häuser von Höli 4 (Weihermattweg 285–289), ist es nicht im Schutzumfang enthalten. Dem Konzept der Siedlung aus "bewohnbaren Rohbauten aus Kalksandstein" [4] entsprechen die Spielregeln für die Entwicklungsfähigkeit der Häuser gemäss den sich wandelnden Bedürfnissen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Daraus ergibt sich die Beschränkung des Schutzumfangs des Ensembles auf folgende Bereiche: Das Äussere der Siedlung und ihrer Aussenräume, namentlich deren Materialität des unverputzten Kalksandsteins, ihrer Struktur der gruppierten Reihenhäuser und der mit Grünflächen, Wegen und gemeinschaftlichen Plätzen genutzten Zwischenräume. Nicht im Schutzumfang enthalten sind die inneren, durch die Eigentümerschaften jederzeit veränderbaren Strukturen der einzelnen Wohnhäuser. Die Genossenschaft gibt sich seit jeher selbst Regeln zur Weiterentwicklung der Siedlung. Diesem aus heutiger Sicht ebenfalls schützenswertem Baugedanken soll durch den Ensembleschutz Rechnung getragen werden. Bauliche Änderungen wie sie in der Vergangenheit vorgenommen worden sind (filigrane Balkonanbauten, Wintergärten, Terrassenüberdachungen oder Fensterverbreiterungen), sollen nach wie vor möglich sein und mit der bisherigen architektonischen Sorgfalt ausgeführt werden. |
Anmerkungen: | [1] Eine ausführliche Definition des Schutzumfanges findet sich im Abschnitt "Baubeschreibung". [2] Baumkonzept der Wohnbaugenossenschaft Auf dem Höli von 2002. [3] Jacqueline Fosco-Oppenheim. Innen wie aussen. Die Geschichte mit dem Kalksandsteinmauerwerk. In: Werk, Bauen+Wohnen, 4, 2014, S. 34–37; hier besonders S. 37. [4] Jacqueline Fosco-Oppenheim und Benno Fosco in: Axel Simon. Gewöhnlich, nicht üblich. In: Hochparterre 8, 2018, S. 70–71; hier besonders S. 71. |
Literatur: | - J[acqueline] F[osco-Oppenheim]. Das "Höli" in Scherz. In: Werk/Oeuvre 12, 1975, S. 1065–1068. - Jacqueline Fosco-Oppenheim. Innen wie aussen. Die Geschichte mit dem Kalksandsteinmauerwerk. In: Werk, Bauen+Wohnen, 4, 2014, S. 34–37. - Axel Simon. Gewöhnlich, nicht üblich. In: Hochparterre 8, 2018, S. 70–71. |
Quellen: | - Benno Fosco, Jacqueline Fosco-Oppenheim, Klaus Vogt. Arbeiten der Architektengemeinschaft 1970–1990. - Archiv Benno und Jacqueline Fosco-Oppenheim, Scherz. - Zeitgeschichte Aargau. Gespräch mit Jacqueline Fosco und Benno Fosco, Architekten; aufgezeichnet am 18.5.2021, Gesprächsleitung Fabian Furter. Online: ZEITGESCHICHTE AARGAU. Gespräch mit Jaqueline Fosco und Benno Fosco, Architekten - YouTube (aufgerufen am 18.10.2022). |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=140274 |
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