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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1900 |
Grundlage Datierung: | mündliche Auskunft ehem. Eigentümerschaft |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Stattlicher bäuerlicher Vielzweckbau, der in seiner heutigen Gestalt um 1900 durch Erweiterung eines Vorgängerbaus entstanden ist. Das aus verputztem Bruchsteinmauerwerk und Sichtfachwerk bestehende Gebäude unter ausladendem Walmdach mit rückwärtiger Laubenfront sowie Gewänden und Eckquadern aus Sandstein zeigt äusserlich einen guten Erhaltungszustand. Mit seiner hochwertigen und gepflegten Umgebungsgestaltung ist es ein prägendes Element des ältesten Dorfteils von Strengelbach. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss mündlicher Auskunft einer ehemaligen Eigentümerschaft geht die heutige Gestalt des Gebäudes auf einen Umbau um 1900 zurück [1]. Damals wurde das bestehende Mittertennhaus um den östlichen Hausteil erweitert und darüber ein geknicktes Walmdach errichtet. Dem Brandkataster zufolge war das Gebäude eigentumsrechtlich bis 1931 in zwei Einheiten aufgeteilt, zu denen jeweils eine Wohnung, ein Gewölbekeller und eine Hälfte der Scheune gehörten [2]. Das Gebäude war wohl seit seiner Errichtung Bestandteil der sogenannten "Dörfligmeind". Diese Korporation umfasste die Eigentümerschaften der 15 Häuser im "Dörfli", dem ältesten Dorfteil von Strengelbach. Sie besassen gegenüber der Ortsbürgergemeinde zusätzlichen Besitz und Nutzungsrechte. Das Korporationsgut umfasste vor allem Landwirtschaftsland sowie Wald und somit auch Bau- und Brennholz. Mit dem Ende des Ancien Régimes 1798 und der Gründung der politischen Gemeinden im Rahmen der ersten modernen Verfassung existierte die "Dörfligmeind" als juristische Person in Gestalt einer Genossenschaft (Dörfligenossenschaft) weiter bis sie 2012 in die Aktiengesellschaft "Dörfli Strengelbach AG" umgewandelt wurde [3]. Im 20. Jh. wurde der Ökonomieteil des Gebäudes erneuert, die Bauphase ist gut an der unterschiedlichen Firsthöhe abzulesen. 1976 erfolgte eine Fassadensanierung, bei der die am Fachwerk angeschlagenen Bretter erneuert wurden. Die Wohnbereiche im Innern sind weitgehend modernisiert. |
Beschreibung: | Der bäuerliche Vielzweckbau befindet sich an der Grenze zu Brittnau auf der Westseite der Brittnauerstrasse, wo er den Auftakt zum historischen Siedlungskern des "Dörflis" bildet und eine wichtige Stellung im Ortsbild einnimmt. Das Gebäude setzt sich aus einem Wohntrakt im Nordosten und einem Ökonomietrakt im Südwesten zusammen, wobei letzterer später neu gebaut wurde und einen höheren First aufweist. Der Wohnteil besteht im Erdgeschoss aus verputztem Bruchsteinmauerwerk und im Obergeschoss aus Sichtfachwerk. Diese Konstruktionsweise zeigt sich besonders gut an der südwestlichen Stirnseite des Wohntraktes zum Tenn hin, wo das erdgeschossige Bruchsteinmauerwerk unverputzt sichtbar ist. Erdgeschossig sind die Gebäudeecken mit Sandsteinquadern gefasst. Über dem Wohntrakt erstreckt sich ein geknicktes Satteldach mit Vollwalm über der nordöstlichen Stirnseite. Konstruktiv handelt es sich um ein Sparrendach auf liegendem Stuhl mit Aufschieblingen. Die nach Südosten ausgerichtete Vorderfassade zählt zehn Achsen regelmässig angeordneter Rechteckfenster mit Sprossierung und Jalousieläden. Die Fenstergewände bestehen im Erdgeschoss aus Sandstein, im Obergeschoss aus Holz. Die Mittelachse sowie die erste Achse neben dem Tenn nehmen im Erdgeschoss die Hauseingänge ein, die noch ältere Füllungstüren bewahren. Über die rückwärtige Trauffront zieht sich eine im Obergeschoss geschlossene, teils bretterverschalte Laube, deren erdgeschossig vorkragende Partie von einem Pultdach geschützt ist. Unter dem südwestlichen Hausteil befinden sich ein Gewölbekeller und ein flach gedeckter Keller, der ehemals als Webkeller gedient haben könnte; unter der nordöstlichen Haushälfte liegt ein Gewölbekeller quer zur Firstrichtung. Die Keller sind jeweils über Aussentreppen entlang den Längsfassaden zu erreichen, die mit einem Holzdeckel abgedeckt sind. Der Wohnteil wird heute von vier Parteien bewohnt. Die Erschliessung der unteren Wohnungen erfolgt jeweils über einen durchlaufenden Gang quer zur Firstrichtung. Alle Wohnungen gliedern sich nach Südosten in ein Vorderhaus mit Stube und Nebenstube sowie ein Hinterhaus mit Küche und Kammer oder Badezimmer. Das Innere der Wohnungen ist weitgehend modernisiert. In der östlichen Stube im Erdgeschoss steht ein spätbarock geprägter Schrank aus Kirschbaumholz mit geschweiften Füllungen und der Inschrift "Anna Maria Arber von Offtringen anno 1802". |
Anmerkungen: | [1] Kurzinventar KI-STR908, 1995. [2] StAAG: CA.0001/0659–0661. [3] Widmer-Dean 2014, S. 115–129. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Einzelobjekt 0.0.8, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Markus Widmer-Dean, Strengelbach. Ein Dorf und seine Geschichte, Strengelbach 2014, S. 115–129. - Hans u. Therese Berchtold, Strengelbach in alten Ansichten, Zaltbommel 1985, o. S. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0659 (1850–1874) Vers.-Nr. 1A u. B; CA.0001/0660 (1875–1898) Vers.-Nr. 1 u. 2; CA.0001/0661 (1899–1938) Vers. Nr. 2, Brandkataster Gemeinde Strengelbach. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141220 |
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