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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1829 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Kachelofen) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Stattlicher bäuerlicher Vielzweckbau, der gemäss Jahreszahl auf einer Ofenkachel 1829 errichtet wurde. Zwischen Wohnteil und Tenn hat sich eine Bohlenständerwand des Vorgängerbaus erhalten. Der dreigeschossige Wohnteil besitzt in den unteren Geschossen verputzte Bruchsteinmauern, im zweiten Obergeschoss verputztes Fachwerk. Die Fassaden zeigen mit den Fenster- und Türgewänden sowie den Ecklisenen sorgfältige Steinmetzarbeiten aus Sandstein. Das Innere bewahrt vor allem in den Obergeschossen historische Ausstattung wie Böden, Täfer, Einbauschränke und Türen. Aufgrund seines weitgehend intakten Erhaltungszustandes kommt dem Gebäude eine grosse handwerkliche und architekturhistorische Bedeutung zu. Mit seiner Lage unmittelbar an der Sägetstrasse tritt es nicht nur prominent in Erscheinung, sondern verkörpert auch einen baulichen Zeugen der Strengelbacher Siedlungsentwicklung, die im nördlichen Gemeindegebiet von einem Strassendorf ausging. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Gebäude stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jh. Eine 1829 datierte Ofenkachel nennt vermutlich das Erbauungsjahr und den Namen des Bauherrn, Rudolf Zimmerli. Dabei wurden Teile eines Vorgängerbaus integriert, so etwa die Bohlenständerwand zwischen dem Wohnteil und dem Tenn. Von der Existenz eines Vorgängerbaus, bei dem es sich um ein Hochstudhaus gehandelt haben könnte, ist auszugehen, weil zum Gebäude ein auf 1769 datierter Kornspeicher gehörte. Dieser wurde 2007 demontiert und in Wettingen wieder aufgebaut [1]. Der Wohnteil des heutigen Gebäudes wurde möglicherweise noch im 19. Jh. um das zweite Obergeschoss aufgestockt, das im Gegensatz zu den beiden unteren nicht aus Bruchsteinmauerwerk, sondern aus verputztem Fachwerk besteht. Die beiden Ökonomie-Quergiebelanbauten im westlichen Bereich des Gebäudes sind später, wohl um 1900, dazugekommen. Insgesamt bewahrt das Gebäude seine Erscheinung und auch im Innern viel historische Bausubstanz. |
Beschreibung: | Der bäuerliche Vielzweckbau befindet sich auf der Westseite der Sägetstrasse. Diese bildet zusammen mit der Brittnauerstrasse im Süden eine durch das ganze Gemeindegebiet durchlaufende Nord-Südachse, an der sich vereinzelt Gehöfte aufreihen. Mit seiner direkten Lage an der Strasse und der giebelständigen Ausrichtung tritt das Gebäude prominent in Erscheinung. Der südlichen Trauffassade ist ein gepflegter Bauerngarten mit charakteristischem Holzstaketenzaun und einer Kombination von Blumen und Nutzpflanzen vorgelagert. Das Gebäude beherbergt unter einem Satteldach mit durchlaufendem First von Osten nach Westen einen Wohnteil, ein Tenn und einen Stall, womit es ein regionaltypisches Mittertennhaus darstellt. Im Bereich des Stalls schliessen auf beiden Seiten quergestellte Ökonomiebauten an. Der dreigeschossige Wohnteil besitzt im Erd- und ersten Obergeschoss verputzte Bruchsteinmauern, im zweiten Obergeschoss hingegen verputzte Fachwerkwände. Entsprechend sind die Gebäudeecken im unteren Bereich durch Lisenen aus Sandsteinquadern akzentuiert, im oberen durch unverputzte hölzerne Eckständer. Im Bereich des strassenseitigen Gebäudesockels sind die Ecklisenen durch leicht vorkragende Quader aus Jurakalk verstärkt. Die Trauffassaden zeigen im Norden sieben und im Süden acht Fensterachsen. Die Giebelseite weist lediglich drei Achsen auf, wobei die mittleren als Küchenfenster kleiner dimensioniert sind. Im massiv ausgeführten Teil bestehen die Fenster- und Türgewände aus Sandstein, im oberen Fachwerkteil aus Holz. Die Fenster bewahren mehrheitlich die bauzeitlichen Vorfenster mit sechsteiliger Sprossierung und Lüftungsflügel. Im Giebelfeld bestehen zudem zur Durchlüftung wie auch als Fassadenschmuck vier kleine sternförmige Öffnungen. Das zeitweise von vier Parteien bewohnte Gebäude ist im Erdgeschoss mittels eines durchlaufenden Gangs mit nordseitiger Treppe in die oberen Stockwerke zugänglich. Die Erschliessung des zweiten Obergeschosses gewährleistet ein L-förmig in Firstrichtung umbiegender Stichgang. Neben der Hauptwohnung, welche die westliche Gebäudehälfte des Erdgeschosses und zusätzlich einen Teil der darüberliegenden Kammern einnimmt, sind im östlichen Hausteil zur Strasse hin drei kleinere, geschossweise getrennte Wohnungen mit je einer mittigen Küche, einer Stube im Süden und einem Schlafzimmer im Norden angeordnet. Die Ausstattung datiert in den oberen Stockwerken weitgehend aus der Erbauungszeit. Erhalten haben sich die Riemenböden, Wand- und Deckentäfer, Einbauschränke, Türblätter, sowie eine Rauchkammer. Das Erdgeschoss wurde stärker modernisiert. Vom ursprünglichen Kachelofen in der Stube sind die Frieskacheln des bekannten Ofenmalers Johann Heinrich Egli (1776–1852) in einen 1965 neu aufgesetzten Kachelofen integriert worden. Die Zierkacheln zeigen für Egli typische Motive mit Vasen, Blumengirlanden und eingerahmten Sinnsprüchen [2]. Egli war ein sehr erfolgreicher Ofenmaler, der im Aargau und den umliegenden Kantonen für verschiedene Hafnermeister tätig war. Die Tatsache, dass ein von ihm bemalter Ofen Eingang in die Bauernstube gefunden hat, zeugt von einem gewissen materiellen Wohlstand des Bauherrn. Für diesen spricht auch das grosse Volumen des Gebäudes. Unter dem Wohnteil befinden sich im Osten ein Gewölbekeller und im Westen ein Keller mit Balkendecke. Beim Dach über dem Wohnteil handelt es sich konstruktiv um ein Pfettendach auf liegendem Stuhl. Aussen sind die Pfettenköpfe jeweils von Bügen gestützt. Von den nachträglich ergänzten Quergiebelanbauten ist vor allem der südliche mit einem dekorativen Anspruch gestaltet, wie das zweifarbige Backsteinmauerwerk im Stallbereich sowie die Sägezier der Bretterverschalung im Heu- und Garbenbühnenbereich zeigen. |
Anmerkungen: | [1] Der Kornspeicher befindet sich nun in Wettingen, Eigistrasse 30 (Bauinventarobjekt WET972). [2] Zu Egli siehe Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002, S. 198–202. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0659 (1850–1874); CA.0001/0660 (1875–1898) Vers.-Nr. 94; CA.0001/0661 (1899–1938) Vers. Nr. 128, Brandkataster Gemeinde Strengelbach. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141221 |
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