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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1772 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (mittleres Fenstergewände im EG an der nördlichen Traufseite) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | 1772 errichtetes bäuerliches Wohnhaus, das zu einem in Getrenntbauweise organisierten Gehöft gehört. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau mit Giebelfeldern aus Fachwerk trägt ein auskragendes Gehrschilddach mit Giebelründe, das auch eine dreiseitig umlaufende hölzerne Obergeschosslaube birgt. Die Fassaden zeigen mit den Fenster- und Türgewänden sowie der Eckquaderung sorgfältige Steinmetzarbeiten aus Sandstein. Aufgrund seines intakt erhaltenen Äusseren kommt dem stattlichen Gebäude eine grosse handwerkliche und architekturhistorische Bedeutung zu. Die zugehörige Stallscheune, die Nebenbauten und der bautypologisch charakteristische Bauerngarten schaffen für das Wohnhaus eine stimmige Umgebung, womit ein qualitätsvolles bauliches Ensemble entsteht, das im Strassraum prominent in Erscheinung tritt. Mit seiner Lage unmittelbar an der Sägetstrasse verkörpert es auch einen baulichen Zeugen der Strengelbacher Siedlungsentwicklung, die im nördlichen Gemeindegebiet von einem Strassendorf ausging. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss der Inschrift auf dem Schlussstein des mittleren Fensters an der nördlichen Traufseite wurde das bäuerliche Wohnhaus 1772 errichtet. Bei den Initialen auf dem Schlussstein "HR D W" handelt es sich wohl um jene des Bauherrn. Der erste überlieferte Brandkatastereintrag von 1850 nennt den Fabrikanten Friedrich Bärtschi als Eigentümer und beschreibt das Gebäude als "Wohnhaus mit 2 Stock von Mauer, 2 gewölbte Keller, Ziegeldach" [1]. Obwohl im Brandkataster nur ein Eigentümer genannt wird, war das Gebäude wohl bereits seit der Bauzeit als geschossweise eingeteiltes Zweifamilienhaus organisiert. Das vermutlich noch im 19. Jh. ausgebaute Dachgeschoss könnte zeitweise noch einer zusätzlichen Partei Platz geboten haben [2]. Im 20. Jh. wurden die Wohnräume modernisiert. Insgesamt bewahrt das Gebäude eine intakte Grundkonstruktion und äussere Erscheinung. |
Beschreibung: | Das freistehende bäuerliche Wohnhaus gehört zu einem in Getrenntbauweise errichteten Gehöft auf der Westseite der Sägetstrasse am Hangfuss des Weissenbergs. Seiner östlichen Stirnseite ist ein gepflegter Bauerngarten vorgelagert mit charakteristischem Holzstaketenzaun und einer Kombination von Blumen und Nutzpflanzen. Die vermutlich bereits im 19. Jh. erstmals erneuerte Stallscheune (nicht Bestandteil des Schutzumfangs) steht parallel zum Wohnhaus auf dessen Südseite. Beide bilden zusammen mit den hangseitigen Nebenbauten (nicht Bestandteil des Schutzumfangs) und dem Garten ein qualitätsvolles und stimmiges bauliches Ensemble, das den Strassenraum prägt. Der zweigeschossige Baukörper trägt ein weit auskragendes Gehrschilddach mit hochliegendem Knick, das im Osten eine Giebelverschalung in Form einer Berner Ründe gestützt auf zierbeschnitzte Büge zeigt. Beide Dachflächen verfügen über je eine Schlepplukarne. Während Erd- und Obergeschoss verputzte Bruchsteinmauern aufweisen und mit Eckquadern aus Sandstein versehen sind, bestehen die Giebelfelder aus Fachwerk. Dieses war ursprünglich verputzt und erscheint erst seit der letzten Fassadenrenovation als Sichtfachwerk. Über beide Traufseiten sowie die rückwärtige Stirnseite verläuft U-förmig eine hölzerne Obergeschosslaube. Die strassenseitige Stirnseite zeigt drei Achsen regelmässig angeordneter Rechteckfenster mit Jalousieläden. Auch die beiden Trauffassaden sind dreiachsig gegliedert; an der südlichen befindet sich der Hauseingang, dem Treppenstufen vorgelagert sind. Fenster- und Türgewände sind aus Sandstein gehauen. Die gefalzten Fenstergewände sind mit einer für die Bauzeit typischen wulstig profilierten Sohlbank mit angedeuteten Konsolen verziert. Besonders aufwändig gestaltet ist das mittlere Fenster der nördlichen Trauffassade mit einem geohrten, mehrfach profilierten Gewände, in dessen Schlussstein die Initialen "HR D W" und darunter die Jahreszahl "1772" eingehauen sind. Die Erschliessung des Innern ist so organisiert, dass der Hauseingang auf einen mittig angelegten Stichgang führt, an den ein Treppenhaus mit Zugang zu den oberen Stockwerken anschliesst. Ein weiterer, später vermauerter Eingang führte an der hangseitigen Schmalseite direkt in die mittig gelegene Küche. Hinter der auf die Strasse ausgerichteten Ostfassade befinden sich im Erd- und Obergeschoss jeweils Stube und Nebenstube. An historischen Ausstattungselementen weist das im Innern modernisierte Wohnhaus einige Sichtbalkendecken sowie einen grünen Kachelofen aus dem 19. Jh. auf. Das Untergeschoss ist in zwei quer zur Firstrichtung angeordnete Gewölbekeller gegliedert, die durch eine Türöffnung verbunden sind. Während der westliche Keller ursprünglich von Norden erschlossen war, ist der östliche von der Südseite her zu betreten, wo sich die bauzeitliche zweiflüglige Brettertür samt altem Kastenschloss erhalten hat [3]. |
Anmerkungen: | [1] StAAG, CA.0001/0659, Vers.-Nr. 84. [2] Kantonale Denkmalpflege Aargau, Strengelbach Kurzinventar 1995. [3] Beschreibung des Inneren gemäss Kurzinventar 1995. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0659 (1850–1874) Vers.-Nr. 84; CA.0001/0660 (1875–1898) Vers.-Nr. 91; CA.0001/0661 (1899–1938) Vers. Nr. 124, Brandkataster Gemeinde Strengelbach. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141222 |
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