Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1600 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Spätgotischer Mauerbau aus dem 16./17. Jahrhundert, welcher von der Häuserzeile entlang der Strasse zurückversetzt im alten Dorfkern steht. Der voluminöse, dreigeschossige Baukörper zeichnet sich durch eine kompakte äussere Erscheinung aus, welche Fensterformen verschiedener Epochen auf sich vereinigt. Im zweiten Obergeschoss ist eine bemerkenswerte bauzeitliche Ausstattung mit Balkendecke, Bohlenwand, Kielbogentür und Lehmboden erhalten geblieben. Rückwärtig schliesst unter niedrigerem First ein kleinvolumiger Ökonomieteil wohl aus dem frühen 19. Jahrhundert an. Das im Volksmund als "Zehntenhaus" bezeichnete Gebäude nimmt aufgrund seiner Grösse, stattlichen Erscheinung und der weit zurück reichenden, noch nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte einen hohen Stellenwert im historischen Baubestand von Herznach ein. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die spätgotisch gekehlten Fenstergewände im Giebelfeld und über dem Hauseingang sowie die Bohlenwand mit Kielbogen-Türsturz im zweiten Obergeschoss weisen auf eine Entstehungszeit im späten 16. oder frühen 17. Jh. hin. Die Bezeichnung als "Zehntenhaus" deutet auf eine ehemals obrigkeitliche Nutzung der Liegenschaft, womöglich als Sammelstelle für grundherrliche Naturalabgaben, hin. In der Zeit um 1800 fand in den beiden unteren Geschossen eine spätklassizistische Fassadenüberformung statt. Vermutlich zur gleichen Zeit wurde der rückwärtige Scheunenanbau erstellt. Westlich davon schliesst ein jüngerer Garagenanbau unter Pultdach an. |
Beschreibung: | Das so genannte "Zehntenhaus" steht, von der zeilenartigen Bebauung entlang der Unterdorfstrasse um eine Gebäudetiefe zurückversetzt, im rückwärtigen Bereich des alten Dorfkerns. Der dreigeschossig hochragende Baukörper blickt mit seiner Giebelfront zum Bachlauf und zur Strasse hin. Im Parterre und im ersten Obergeschoss ist die Fassade regelmässig mit Fenstern spätklassizistischen Zuschnitts gegliedert. Demgegenüber zeigen das zweite Obergeschoss und das Giebelfeld noch kleinformatige Einzel- und Zwillingslichter mit spätgotisch gekehlten Gewänden. Unter dem First belüften kleine, dreieckige Maueröffnungen den Dachraum. An der südlichen Trauffassade setzt sich die regelmässige Fensteranordnung des 19. Jh. fort. Dazu gesellen sich ältere, spätgotisch gekehlte Lichter über dem westlich liegenden Eingang und im zweiten Obergeschoss. Rückwärtig schliesst an den Hauptbaukörper ein wesentlich niedriger, in der Haustiefe versetzter Ökonomieteil mit Tenn und Stall an. Mit dem Korbbogenportal und den halbkreisförmigen Lüftungsöffnungen an der Heubühne (Lünetten) zeigt die Fassade charakteristische Züge des ländlichen Biedermeiers. Sämtliche Tür- und Fenstergewände sowohl am Wohnhaus als auch am Ökonomiegebäude sind aus gelbem Kornbergstein gefertigt. Prägendes Merkmal der inneren Raumorganisation ist eine massive Bruchsteinmauer, welche durch sämtliche Geschosse bis unter das Dach verläuft und das Haus in einen vorderen, strassenseitigen und einen hinteren, rückwärtigen Bereich aufteilt. In den beiden unteren Wohngeschossen sind jeweils drei Räume (Stube, Schlafkammern) gegen die Unterdorfstrasse hin und zwei Räume (Küche, Vorratsräume) im hinteren Bereich des Hauses angeordnet. Als Besonderheit nimmt im Erdgeschoss ein geräumiger ebenerdiger Trämkeller mit Naturboden die nordwestliche Hausecke ein. Im zweiten Obergeschoss, welches vermutlich nie zu Wohnzwecken genutzt wurde, haben sich im strassenseitigen Teil interessante Ausstattungsteile aus der Bauzeit des Hauses erhalten. Die beiden Kammern, von den Bewohnern als "Militärzimmer" und "Webzimmer" bezeichnet, sind durch eine Holzwand mit stehenden Bohlen und Kielbogentür getrennt. Erwähnenswert sind auch die kräftigen Deckenbalkenlagen und die Doppelfenster mit spätgotisch gekehlten Gewänden. Im "Webzimmer" wie auch im Dachgeschoss haben sich Holzböden mit Lehmaufstrich ("Estrich") erhalten. Das Dach ruht als stuhllose Pfettenkonstruktion auf den Giebelmauern und der massiv aufgeführten Binnenmauer. Die speziellen Raumverhältnisse mit der bis unter den First geführten massiven Binnenmauer werfen interessante Fragen bezüglich der Baugenese und den ursprünglichen Nutzungsverhältnissen auf. Eine mögliche Erklärung könnte in der früheren Funktion als Zehntenhaus liegen. Denkbar ist, dass ursprünglich nur der vordere Hausteil zu Wohnzwecken genutzt wurde, während der rückwärtige Bereich der Lagerung der Naturalabgaben diente. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Albert Schmid, "Mer luege zrugg", Herznach seit dem Jahre 1097, Herznach 1999, S. 83-84. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Herznach VI-6/2. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=14242 |
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