INV-UEK909 Oberdorfstrasse 17, 1771 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UEK909
Signatur Archivplan:UEK909
Titel:Oberdorfstrasse 17
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Ueken
Adresse:Oberdorfstrasse 17
Versicherungs-Nr.:6
Parzellen-Nr.:460
Koordinate E:2646154
Koordinate N:1259325
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646154&y=1259325

Chronologie

Entstehungszeitraum:1771
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Wertvolles grossvolumiges Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das unter dem intakten rauchgeschwärzten Dachstuhl einen eigenwilligen Wohnungsgrundriss mit L-förmiger Gang-Küchenanlage und rückwärtig aus der Gebäudeflucht vortretendem Gewölbekeller bewahrt hat. Als bemerkenswerter Ausstattungsteil ist ein Stubenofen mit patronierten Kacheln und seitlich angeschlossener Sitzkunst mit Malereien von Johann Heinrich Egli erhalten. Das in seiner Querstellung auffällige und mit den hoch aufragenden, geschlossenen Dachflächen eine erhebliche Fernwirkung erzielende Gebäude markiert den ehemaligen südlichen Ortsausgang gegen Herznach und ist somit von grosser siedlungsgeschichtlicher und ortsbaulicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss dendrochronologischer Analyse wurde das Haus 1771/72 erstellt, als Bauherr ist Fridli Riner überliefert [1]. Auf dem Grundstück dürfte vorher schon ein Gebäude gestanden haben, welches im historischen Fricktaler Bannplan von 1772 als oberstes, südlichstes Haus des Dorfes, jedoch noch in paralleler Ausrichtung zur Strasse, eingezeichnet ist. Die markante Form als Querriegel tritt dann aber auf der Michaeliskarte von 1840 augenfällig zutage.
Der Brandkatastereintrag von 1828 weist Baptist Riner als Eigentümer eines stattlichen Gebäudes aus, dessen Versicherungswert mit 2400 Franken den doppelten Betrag eines durchschnittlichen Bauernhauses in Ueken erreichte. Über Generationen blieb die Liegenschaft in den Händen der Familie Riner, ehe sie 1937 an Josef Schmid überging. Nach dem frühen Tod ihres Mannes führte Emma Schmied den Landwirtschaftsbetrieb noch bis 1965 weiter. Sie bewohnte das inzwischen modernisierte Obergeschoss. Das Parterre, welches ursprünglich die Hauptwohnräume umfasste, ist hingegen schon längere Zeit unbewohnt. Während des Zweiten Weltkriegs waren hier noch Soldaten einquartiert, seither wird es als Keller- und Lagerraum genutzt.
Beschreibung:Entgegen dem gängigen Bebauungsmuster der Gemeinde ist das Haus giebelständig zum Staffeleggbach und zur Dorfstrasse gestellt, bildet also eine Art "Querriegel" am nördlichen Dorfausgang. Der mächtige, rundum gemauerte Baukörper ruht unter einem steilen Satteldach, dessen ruhige, vollkommen geschlossene Dachflächen eine auffällige Fernwirkung entfalten. Die Schaufront des Wohnteils ist talaufwärts gegen Südosten gerichtet. Die Fenster sind im Erd- und Obergeschoss gleich angeordnet und spiegeln in ihrer rhythmischen Abfolge die innere Raumaufteilung. Seitlich schliesst der Scheunentrakt mit Tenn und Stall an. Das Tenntor besitzt ein grau gestrichenes Holzgewände und einen stichbogigen Jochbalken, dessen Kopfhölzer in den Bogenverlauf integriert sind. Zwei gewändelose hochrechteckige Öffnungen über dem Stall belüften den Heuraum.
Auf der nördlichen Hausrückseite greift die Ökonomie räumlich in den Wohnteil hinein, was an der Anordnung der ovalen Lüftungsöffnungen ("Ochsenaugen") vor der Heubühne unschwer abzulesen ist. Der Raum links vom Tenn und wurde ehemals als zusätzlicher Stall und später als Futterlagerplatz genutzt. Die grossflächige Tenneinfahrt weist hier ein steinernes Korbbogenportal mit profilierten Kämpfern und Schlussstein auf.
Der grosszügige, ursprünglich für nur eine Familie konzipierte Wohnteil zeigt einen eigenwilligen abgewinkelten Grundriss mit rückwärtig vorspringendem Gewölbekeller, eine Konstellation, welche an die Nutzungsverhältnisse bei älteren Strohdachhäusern erinnert [2]. Von der nordwestlichen Haustür gelangt man in einen Stichgang, von wo eine Innentreppe ins Obergeschoss mit den ehemaligen Schlaf- und Vorratskammern führt. Entlang der südlichen Schaufassade reihen sich die Stube und zwei kleinere Räume. Den inneren Bereich nimmt die kleine Küche ein, welche sowohl vom Flur als auch stirnseitig über einen Aussenzugang erschlossen ist. Von der Küche gelangt man in den gut 1 m eingetieften Gewölbekeller, von wo ein interner Durchgang in den Nebenkeller unter dem Gang führt.
An historischer Ausstattung ist in der Stube ein nachträglich übermalter Kastenofen mit Sitzkunst aus dem späten 18. Jh. erhalten. An der Sitzkunst sind unter dem grünen Deckanstrich weisse Kacheln mit feinen Manganmalereien zum Vorschein gekommen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit stammen diese aus den Händen des Aarauer Ofenmalers Johann Heinrich Egli (1776-1852). Die Ofenwand in der Nebenstube zeigt grün-schwarz patronierte Kacheln mit Nelkenmotiven. Weiter sind in der Stube ein einfacher Riemenboden und ein hüfthohes Wandtäfer vorhanden. Die Küche hat einen Boden aus Ziegelstein und einen eisernen Sparherd mit Rauchfang ("Chemihurd") bewahrt. Ursprünglich war sie als zweigeschossige offene "Rauchküche" ausgebildet, von deren Herdstelle der Rauch ohne gechlossenen Kaminabzug in den Dachraum und durch die Dachhaut ins Freie entwich. Ein Beleg hierfür ist die rauchgeschwärzte Dachkonstruktion, welche sich in zimmermannstechnisch sorgfältiger Ausführung als Sparrenkonstruktion mit doppeltem liegendem Stuhl einheitlich über den gesamten Baukörper erstreckt.
Der Ökonomieteil besteht aus einem zentralen Tenn und seitlich anschliessenden Ställen. Oberhalb des Tenns befindet sich die so genannte "Oberte" oder "Reiti", ein Zwischenboden, wo einst die Frucht zum Trocknen gelagert wurde. Der heute als Holzlager genutzte Stall hat seine ursprüngliche Ausstattung mit hölzerner Futterwand, Futtertrog, Viehstand mit Schorgraben und Stallgang weitgehend bewahrt (gemäss Kurzinventar von 1997). Auf der nordöstlichen Giebelseite schliesst unter steilem Pultdach ein jüngerer Schopfanbau von 1865 an.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Ueken 2001, S. 172-173.
[2] Vgl. Räber 2002, S. 251.
Literatur:- Ueken, ein Fricktaler Dorf, Ueken 2001, S. 172-179.
- Pius Räber: Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 2002, S. 251 (Abb. 524), S. 348-349 (Abb. 653a,b), S, 353 (Abb. 668).
- Walter Blaser, Bauernhausformen im Kanton Aargau, Aarau 1974, S. 132-138.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Ueken VI-19/1.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0355-0357: Brandkataster Gemeinde Ueken 1850-1936.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=15352
 

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