INV-GIO916 Gasthof zum Rössli, 1577 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-GIO916
Signatur Archivplan:GIO916
Titel:Gasthof zum Rössli
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht (2011)
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Gipf-Oberfrick
Adresse:Im Hof 2
Versicherungs-Nr.:171, 1190
Parzellen-Nr.:742
Koordinate E:2642186
Koordinate N:1260478
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2642186&y=1260478

Chronologie

Entstehungszeitraum:1577
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Würdigung:Der Gasthof zum Rössli ist ein langgestreckter, zur Strasse hin orientierter Baukörper, dessen Wohn- und Ökonomieteil unter einem mächtigen Satteldach mit durchlaufendem First zusammengefasst war. Das in der Mitte des 18. Jahrhunderts zur Taverne erhobene Gebäude geht in seinen ältesten Teilen auf das 16. Jahrhundert zurück. Die heutige Dachkonstruktion über dem Wohnteil wie auch die denkmalgeschützte, mit buntfarbigen Rocaillemalereien bemalte Decke des Saals im ersten Obergeschoss (Denkmalschutzobjekt GIO003) sind um 1752 entstanden. Vom Wirtschaftstrakt ist nach der Erstellung einer neuen Landmaschinenhalle nur noch die biedermeierlich geprägte Strassenfassade mit Doppelstall, Futtertenn, Remise und Dreschtenne erhalten. Dem an zentraler Stelle an der Brücke in Oberfrick gelegenen „Rössli“ kommt nach wie vor ein hoher ortsbaulicher Stellenwert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der älteste, dendrochronologisch ins Jahr 1576/77 datierte Bauteil des Hauses ist ein Eichenstummel des Vorgängerdachstuhls an der früheren Giebelmauer, welche sich heute im Innern des Hauses befindet. Die heutige Dachkonstruktion stammt von 1752 und wurde wohl gleichzeitig mit der Ausschmückung der Saaldecke im 1. Obergeschoss erstellt [1]. Urheber des grossen Umbaus war wohl der Oberfricker Bürger Johann Mösch, dem die österreichische Regierung 1754 das Tavernenrecht verlieh. Mösch hatte sein Gesuch unter anderem damit begründet, seine Vorfahren hätten in dem von ihm geerbten Haus eine Mayenwirtschaft betrieben. Nach dem Tod von Mösch ging das obrigkeitliche Wirterecht an die Familie Leubin über, die das "Rössli" bis 1825 weiterführte und dann an Viktor Hürzeler veräusserte [2]. Der Kaufvertrag von 1825 ist noch vorhanden und gibt u.a. Auskunft über das Inventar an Fässern, "Hauss-Gschier" und "Glass-Geschier". Im Brandkataster von 1828 wird die angebaute Tanzlaube erwähnt, für das Jahr 1846 sind die "neue Aufführung des vorderen Hausschilds von Stein" und "bedeutende Reparaturen im Innern" belegt. Zu gleicher Zeit wird die Scheune neu in biedermeierlich-klassizistischer Form neu erstellt [3]. Im Brandkataster von 1850 ist dann "nebst der Scheuer, zwei Stallungen und einem Schopf" auch ein "Anbau mit Holzhaus und Tanzlaube" verzeichnet. Die Verlängerung des Wohnteils um eine Fensterachse gegen Südwesten dürfte 1864 erfolgt sein. Für dieses Jahr ist mit der Höherschätzung des Hauses um 10'000.- Franken ein grosser Umbau und der Anbau "eines grossen Schopfes" belegt, welcher den Wert des Hauses von 8000.- auf 18'000.- Franken steigen liess. Im Brandkatasterband von 1875 erscheint wiederum der "Anbau mit Tanzlocal" und nebst dem Schopf auch eine "Mezg".
Der Gasthof wird bis heute von der Familie Hürzeler geführt. Der Dachausbau erfolgte 1998. Am Wirtschaftsteil fand 2006 der Ersatz der Dachkonstruktion durch einen Stahlbau statt [4]. Seither ist das früher homogene Dach in zwei Teilflächen mit leichtem Firstversatz aufgeteilt.
Beschreibung:Wohnteil und Gaststube liegen unter einem steilen, im unteren Bereich geknickten Giebeldach mit neuen Lukarnen. Die Trauffassade lässt erkennen, dass die etwas abgerückte äusserste Fensterachse auf eine Hausverlängerung zurückgeht. Die alte mächtige Giebelmauer im Innern blieb dabei erhalten. Die an der Vorderseite axial gesetzten Fenster des zweigeschossigen Wohnteils weisen schlichte gefalzte Rechteckgewände auf. Der Eingang in die Gastwirtschaft liegt direkt neben dem Eingang des Stalls, der unter den nordöstlichen Teil des Wohntrakts greift. Im Erdgeschoss erschliesst ein durchlaufender Gang die Gaststube in der südwestlichen Haushälfte. Hier haben sich ein schöner, grün glasierter Kachelofen und die Balkendecke erhalten. Über der Gaststube befindet sich im Bereich des Kernbaus das Säli mit einer ländlich-spätbarocken Deckenmalerei von 1752, welche aus buntfarbigen Blattranken und Rocaillekartuschen besteht. Aus der gleichen Zeit stammen auch die mit geschweift profilierten Füllungen versehenen Türblätter des Raums. Beim Durchbrechen der ehemaligen Giebelmauer kam 1976 ein gegen 300 Jahre altes, dreifüssiges Tongefäss zum Vorschein, das - wohl als kleiner Tresor dienend - in die Giebelmauer eingelassen war. Vom alten Ziegeldach stammt ein in das Jahr 1724 datierter Biberschwanzziegel, der heute im Saal ausgestellt ist.
Rechtwinklig an die Rückseite des Wohnteils schliesst ein Gebäudeflügel an, welcher den Küchentrakt und einen grossen, halb eingetieften Gewölbekeller enthält und früher im Obergeschoss den Tanzboden enthielt.
Der grosszügige Ökonomieteil mit Doppelstall, Futtertenn, Remise und zusätzlichem, später hinzugefügtem Tenn am Ostende der Fassade zeigt klassizistische Toröffnungen mit steinernen Korbbogenfassungen, kantigen Bogenanfängern und Schlusssteinen sowie eine Reihe lünettenförmiger Halbkreislichter zur Durchlüftung der Heubühnenwand. Die innere Gebäudestruktur hinter der Fassade ist allerdings beim Umbau in eine moderne Agrarhalle vollständig verlorengegangen.
Bei der Giebelmauer des Ökonomieteils ist in einem Mauerwinkel ein Kalkstein-Brunnentrog von 1878 erhalten.
Anmerkungen:[1] Daten der Dendrochronologischen Untersuchung bei David Wälchli, Ueken.
[2] "Fricktaler Bote" vom 25.2.1976.
[3] Brandkataster Gipf-Oberfrick, 1828, Gemeindearchiv Gipf-Oberfrick
[4] Freundliche Mitteilung Claudia Hürzeler, Eigentümerin (2011).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 158.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0306-0308: Brandkataster Gemeinde Gipf-Oberfrick, 1850-1938.
- Gemeindearchiv Gipf-Oberfrick, Brandkataster Gipf-Oberfrick, 1828.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=16513
 

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