Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1613 |
Grundlage Datierung: | Dendrochronologische Analyse |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Aus dem frühen 17. Jahrhundert stammender spätgotischer Mauerbau, der ein dreigeschossiges Wohnhaus und einen niedrigeren Scheunentrakt unter einem gestaffelten Satteldach vereint. Der markante Baukörper nimmt eine ortsbaulich wichtige Stellung in einer Häuserzeile am westlichen Dorfeingang ein. Anlässlich der letzten Aussen- und Innenrenovation konnten die bestehende Raumstruktur und wesentliche Teile der historischen Bausubstanz erhalten werden. Wichtiger Zeuge des oberschichtlichen Bauens in der Gemeinde. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die im Vorfeld der Renovation von 2006 durchgeführte dendrochronologische Untersuchung hat ein Baudatum von 1612/13d ergeben (Datierung Dachkonstruktion und Deckenbalkenlagen des Wohnteils). Auf ein ähnliches Alter weist das gefaste Rundbogenportal am Scheunentrakt hin. Die Dachkonstruktion der Scheune hingegen wurde gemäss Dendroanalyse um 1839/40d erneuert. Wohl zur gleichen Zeit fand eine klassizistische Teilüberformung der strassenseitigen Hauptfassade statt (markante Höherschätzung des Versicherungswertes 1839). Der erste Feuersozietätsbeschrieb von 1786 weist vier Eigentümer nach (Johannes Herzog, Küfer; Josef Frey; Moritz Herzog; Josef Herzog). Die heute noch nachvollziehbaren Verhältnisse mit Wohnungen auf allen drei Geschossen hatten während des gesamten 19. Jh. und grossen Teilen des 20. Jh. Bestand. Ursprünglich ist jedoch von einem ländlichen Oberschichtbau mit Keller- und Abstellräumen im Erdgeschoss sowie repräsentativen Wohnräumen in den beiden Obergeschossen auszugehen. Wie viele spätgotische Häuser dürfte die Liegenschaft erst im Laufe der Zeit eine eigentumsrechtliche Aufteilung erfahren haben. Mit der aktuellen Nutzung durch nur eine Partei sind die ursprünglich grosszügigen Verhältnisse wieder nachvollziehbar geworden. |
Beschreibung: | Nahe beim westlichen Dorfeingang ragt ein mächtiges dreigeschossiges Wohnhaus über die nördliche Häuserzeile der Hauptstrassenbebauung hinaus. Es handelt sich um einen 1612/13d erstellten spätgotischen Mauerbau unter steilem Satteldach. Seitlich schliesst unter deutlich niedrigerem First ein Scheunentrakt mit Stall und Tenn an, dessen Strassenfront von einem grossen, gefasten Rundbogenportal dominiert wird [1]. Das Wohnhaus zeigt strassenseitig eine annähernd regelmässige Befensterung, welche sich jedoch aus verschieden alten Bestandteilen zusammensetzt. In die Bauzeit des Hauses weisen die beiden Obergeschosslichter der linken Achse. Die ursprünglich wohl mit einem Mittelpfosten oder einem Kreuzstock versehenen Öffnungen verfügen über spätgotisch gekehlte Gewände aus Rotbergstein. Demgegenüber besitzen die Fenster der beiden rechten Achsen später eingesetzte Eichenholzfassungen mit Ladenfalz. Eine Freilegung der Fassade anlässlich der Renovation von 2006 erlaubt gewisse Rückschlüsse auf die ursprüngliche Fensteranordnung. Demnach dürften vor den repräsentativen Wohnräume im 1. und 2. Obergeschoss gestaffelte Fensterreihen - in der Art wie beim "Säckinger Amtshaus" (Vers.-Nr. 37; kantonales Denkmalschutzobjekt HOR004) - bestanden haben. Bemerkenswerte Reste der Originalbefensterung sind an der östlichen Giebelfront in Form von teilweise vermauerten Lichtern mit Kehlen und Kerbstegen erkennbar. Das kräftig vorspringende Gesims im 2. Obergeschoss hatte ursprünglich wohl ein Pendant auf der Strassenseite. Im Erdgeschoss wurde die Fassade vermutlich im frühen 20. Jh. überformt. Auf einer historischen Fotoaufnahme sind noch zwei breitrechteckige Doppelfenster erkennbar; heute finden sich an deren Stelle vier hochrechteckige Lichter mit gefalzten Gewänden und Blockbänken. Auf der Hausrückseite sind vereinzelt noch kleinformatige Fenster spätgotischer Prägung erkennbar. Im Zusammenspiel mit jüngeren, grösser bemessenen Öffnungen ergibt sich hier ein unregelmässiges Fassadenbild. Auf einer historischen Aufnahme von 1948 ist noch ein teilweise vermauertes Kreuzstockfenster zu erkennen (Fotoarchiv kantonale Denkmalpflege). Als Zutat wohl aus dem 19. Jh. ist die rückwärtige offene Holzlaube zu interpretieren, welche den oberen Bereich des rundbogigen Tennportals durchläuft. Von der Strassenseite gelangt man durch die zentral gelegene Haustür in einen quer zum First verlaufenden Mittelkorridor, welcher das Erdgeschoss in zwei gleichwertige Hälften teilt. Den Gang flankieren beidseits massive Bruchsteinmauern, deren westliche über die beiden Obergeschosse bis auf Höhe des Dachbodens reicht. Bis zum jüngsten Umbau waren im Parterre zwei Wohnbereiche jeweils mit Stube und rückwärtiger Küche eingerichtet. Die Feuerstelle der östlichen Hälfte dürfte anhand der schwarz-grün patronierten Ofenkachelfragmente zumindest in die Zeit um 1800 zurückgehen (Ofen abgebrochen). In der angrenzenden Küche sind denn auch Reste einer alten Herdstelle mit steinernem Sockel vorhanden. Die Ofenanlage im westlichen Hausteil ist jüngeren Datums (20. Jh.), so dass hier über die früheren Nutzungsverhältnisse keine Aussagen möglich sind. Es ist aber davon auszugehen, dass zumindest Teile des Parterres einst als Keller- und Lagerraum genutzt wurden. Vom Korridor führt eine Innentreppe in die beiden Obergeschosse, wo sich seit jeher die Hauptwohnräume befanden. Beide Stockwerke verfügen über ein identisches, vom Parterre abweichendes Grundrissmuster. Zur Strassenseite hin erstrecken sich eine geräumige Stube und westlich anschliessend ein kleinerer Nebenraum. Die Hausrückseite nehmen das zentrale Treppenhaus, die Küche und eine zusätzliche Kammer ein. Die Stube im 1. Obergeschoss könnte öffentlichen Repräsentationszwecken gedient haben. Ein Hinweis liefert das stattliche, breit gefaste Rundbogenportal am Durchgang in den Nebenraum. Auf der gleichen Etage findet man am Eingang vom Treppenhaus in die rückwärtige Kammer ein hölzernes Türgewände mit blindem Kielbogensturz, wohl ebenfalls aus der Bauzeit des Hauses. An historischer Ausstattung sind in der Stube des 1. Obergeschosses eine Bretterdecke mit profilierten Leisten (vermutlich spätes 19. Jh.) sowie ein älterer Sitzofen mit patronierten Kacheln erhalten (um 1800; nachträglich überstrichen). Eine alte Blockstufentreppe führt hinauf in den Dachraum, der in jüngerer Zeit einen Teilausbau erfahren hat. Die durchgehend rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl und gezapften Kopfhölzern ist in wesentlichen Teilen noch original vorhanden. Sorgfältig behauene und mit Zierkehlen geschmückte Spannriegel zeugen von der hohen zimmermannstechnischen Qualität. Bei der Renovation um 2006 blieb die alte Stuhlkonstruktion bestehen, während die Sparren mitsamt den versteifenden Hahnenbalken erneuert werden mussten. Die östliche Haushälfte nimmt ein ehemals tonnengewölbter, quer zum First verlaufender Keller mit rückwärtigem Aussenzugang ein. Vermutlich beim Umbau von 1839 wurde dieser aufgeteilt und mit einer Balkendecke versehen. Der westlich anschliessende Scheunentrakt ist zur Strasse hin und auch auf der Rückseite mit grossen Rundbogenportalen aus Rotbergstein besetzt. Zwischen Tenn und Stall sind noch Reste eines kräftigen Ständergerüstes sichtbar, welche auf die frühere Existenz einer Hochstudkonstruktion schliessen lassen. Diese ist auf Höhe des Dachfusses gekappt und durch eine jüngere Konstruktion mit liegendem Stuhl ersetzt (1839/40d). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Eine ähnliche Konstellation mit dreigeschossigem Wohnhaus und in der Höhe abgestuftem Scheunentrakt findet sich bei der Liegenschaft Hauptstrasse 114/115 auf der anderen Strassenseite (Wohnhaus Vers.-Nr. 115, Bauinventar HOR903; Scheune Vers.-Nr. 114, kantonales Denkmalschutzobjekt HOR003). |
Literatur: | - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 161. - Romana Anselmetti, Hornussen aus kunstgeschichtlicher Sicht, in: Hornussen, Hrsg. Gemeinde Hornussen, Hornussen 1991, S. 151-159. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Restaurierungsberichte, R362-HOR839-00-01/004: Raymond Kontic, dendron, dendrochronologische Analyse, 2005. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Fotoarchiv. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Hornussen VI-7/5. - Staatsarchiv Aargau, 6358a: Feuersozietätsbeschrieb der Gemeinde Hornussen, 1786. |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=2095 |
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