Ansichtsbild: |
|
|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 17th cent. |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Amthaus, Verwaltungsgebäude |
|
Dokumentation |
Würdigung: | Markanter spätgotischer Mauerbau, der womöglich als ehemaliges Amtshaus des Klosters Säckingen zu identifizieren ist. Das dreigeschossige Wohnhaus mit spätklassizistisch überformter Fassade zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Wohngeschosshöhe und eine einzigartige Kellersituation mit untereinander liegenden Räumen aus. Als weithin sichtbarer Eckbau einer kompakten Häuserzeile nimmt das Gebäude eine herausragende Stellung im Ortsbild von Hornussen ein. Die zugehörige, östlich anschliessende Scheune Vers.-Nr. 114 ist als kantonales Denkmalschutzobjekt eingestuft (HOR003). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die äussere Form des Gebäudes wie auch die Dachkonstruktion deuten auf eine Entstehung im frühen 17. Jh. hin. Die Jahreszahl "1614" am östlich anschliessenden Scheunentrakt (Vers.-Nr. 114; HOR003) könnte durchaus mit dem Baudatum des Wohnhauses übereinstimmen [1]. Die ursprüngliche Nutzung des markanten Gebäudes ist nicht abschliessend geklärt. Der mündlichen Überlieferung nach bestand einst eine eigentumsrechtliche Verbindung mit dem Stift Säckingen. In einem Aufsatz zur Fronmühle in Hornussen wird die Liegenschaft denn auch als "Säckinger Amtshaus" bezeichnet [2]. Wie die Mühle, die Trotte und der Hornusser Kellerhof ging das Stiftsgebäude mit Vertrag vom 9. September 1802 in die Hände von Johann Jacob Herzog von Effingen über [3]. 1856 gelangte die Liegenschaft an Benedikt Herzog, den Urgrossvater der heutigen Eigentümerin. Sein Sohn Josef hat im Haus eine Bäckerei und Mehlhandlung, später einen Gemischtwarenladen eingerichtet. Der Betrieb wurde von Bäckermeister Anton Herzog-Wiederkehr, dem Vater der heutigen Eigentümerin, weitergeführt und später dann aufgegeben [4]. Im frühen 20. Jh. erfuhr das Wohnhaus gewisse bauliche Veränderungen, indem die Fassaden mit den vormals breiten, spätgotisch gekehlten Fenstern spätklassizistisch überprägt und das geknickte Dach mit einem Kniestock versehen und begradigt wurde. Eine historische Aufnahme aus der Zeit um 1900 gibt Aufschluss über die ursprüngliche Befensterung des Gebäudes. Es handelte sich um breite, spätgotisch gekehlte Steingewände mit Kreuzstöcken. Auch die Giebelfront war im Bereich der beiden Wohngeschosse dreiachsig ausgebildet, wobei das obere, türhohe Mittelfenster möglicherweise als Aufzugsöffnung diente. Die gartenseitige Trauffassade besass früher lediglich zwei, dafür aber breitere Fensteröffnungen (Fotoarchiv kantonale Denkmalpflege). 1931 erfolgte im Erdgeschoss der Einbau eines Ladenlokals mit stichbogigen Schaufenstern. 1994 wurde das Wohnhaus einer sorgfältigen Aussenrenovation unterzogen, und vor wenigen Jahren hat die Scheune eine neue Eindeckung erhalten. |
Beschreibung: | Der dreigeschossig aufragende Mauerbau beherrscht die südliche Häuserzeile im Ortskern von Hornussen als markanter Eckbau. Östlich an den Wohnteil schliesst unter niedrigerem First ein ebenfalls gemauerter Scheunentrakt an, dessen gefastes, mit einem Kugelfries geschmücktes Rundbogenportal die Jahreszahl 1614 zeigt (Vers.-Nr. 114, kantonales Denkmalschutzobjekt HOR003). Auffallendes Merkmal des mächtigen Baukörpers ist das stark überhöhte Sockelgeschoss, welches kurz nach 1900 zur Strasse hin mit einer aufgeputzten Quaderimitation versehen wurde. Das Innere birgt einen unter dem First geteilten Raum mit mächtigem, über die gesamte Hausbreite verlaufendem Flachtonnengewölbe. Unter der vorderen Hälfte des ebenerdigen Gewölberaums liegt ein zweiter, ursprünglich ebenfalls tonnengewölbter Keller, der über einen Aussenzugang an der Nordfassade zugänglich war (beim Einbau des Ladenlokals eingestürzt). Die hintere Kellerhälfte ist leicht abgetieft und bewahrt noch den alten Steinplattenboden. Man betritt den Raum rückwärtig durch ein breites, gefastes Rundbogentor aus Rotbergstein (mit nachträglich eingefügtem hölzernem Rechteckgewände). Bemerkenswert und wohl einzigartig an der Kellersituation ist die Tatsache, dass das ebenerdige Gewölbe mittels eines eichenen Unterzugs mit Sattelholz und Säule abgestützt wird. Unklar ist die Funktion eines quer verlaufenden Eichenbalkens unmittelbar hinter dem Eingangsportal. Die mittige Unterteilung durch eine Bruchsteinmauer mit Lüftungsschlitzen könnte ursprünglicher Natur sein. Früher scheint hier ein Durchgang bestanden zu haben. Das vordere Erdgeschossgewölbe ist über einen ebenerdigen strassenseitigen Eingang erschlossen. Zwei kleinformatige Lichter wurden 1931 bei der Einrichtung des Ladenlokals durch breite Segmentbogen-Schaufenster ersetzt [5]. Zum Hauseingang im Hochparterre gelangt man über eine hohe, zweiarmige Steintreppe an der westlichen Giebelfront. Bis zur eigentumsrechtlichen Zusammenlegung 1937 waren die beiden Wohngeschosse längs des Firstes geteilt, wobei der mittige Hausgang und die Innentreppen gemeinsam genutzt wurden. Die Wohnteile umfassten jeweils eine Stube und eine Küche auf der unteren Etage sowie Schlafräume im oberen Geschoss. In den ursprünglichen Verhältnissen dürfte der gesamte Hausgrundriss aber nur eine grosszügig konzipierte Wohnung umfasst haben. Die alte Küche auf der Hausrückseite gewährleistet von der Herdstelle aus eine Beheizung der nebenliegenden Stube. Demgegenüber wurden die strassenseitigen Wohnräume mittels einer Einfeuerung vom Gang her beheizt. In der tennseitigen Giebelwand sind alte Maueröffnungen erhalten, welche vermutlich den Zugang in den Heuraum erleichtert haben. Ein in Firstrichtung verlaufender Unterzug im Gang wird ähnlich wie derjenige im Keller durch einen quer verlaufenden Balken gestützt. Die eingeschobene Bretterdecke zeigt kräftig profilierte Rahmenleisten. In den übrigen Räumen ist die alte Deckenkonstruktion durch jüngeres Täferwerk abgedeckt. Historische Ausstattung hat sich nur in Teilen erhalten (Reste eines alten Türgerichts mit profilierten Sturzhölzern im unteren Gang; wiederverwendete Rollbänder an Feldertüren des 19. Jh.; grüne Sitzkunst des späten 19. Jh. in der rückwärtigen Stube). Der obere Gang weist noch einen älteren Tonplattenbelag auf, im unteren Gang und in der rückwärtigen Küche ist der Steinplattenboden mit neueren Fliesen zugedeckt. Die alte Küche wies früher eine grosse "Chemihutte" mit darüberliegendem Rauchabzug auf [6]. Über dem Wohntrakt sind Teile der alten, rauchgeschwärzten Dachkonstruktion noch vorhanden (liegende Stuhljoche mit gezapften Bügen). Die Sparrenlage wurde anlässlich des Umbaus im frühen 20. Jh. erneuert. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Eine ähnliche Konstellation von dreigeschossigem Wohnteil und in der Höhe abgestuftem Scheunentrakt findet sich bei der 1612/13d datierten Liegenschaft Hauptstrasse 24 (Vers.-Nr. 24; Bauinventar HOR902). [2] Herzog 1947, S. 41 und Anm. 18. Als Indiz für die Zuordnung kann der Garnie-Plan von 1772 angeführt werden, auf dem die Liegenschaft als Bestandteil des "Dominicals" (Stiftsbesitz) verzeichnet ist. Der Name "Säckinger Amtshaus" findet sich allerdings auch beim auffallend stattlichen spätgotischen Steinbau an der Hauptstrasse 37 (Vers.-Nr. 37; kantonales Denkmalschutzobjekt HOR004). Welches dieser beiden Objekte diese obrigkeitliche Funktion tatsächlich innehatte, muss hier offen bleiben (vgl. Höchli 1991, S. 160). [3] Zum Vertragsinhalt vgl. Herzog 1947, S.40-41. Dem Alt-Fronmüller wurde freie Wohnung im Amtshaus und freie Benützung des Gartens beim Amtshaus gewährt. [4] Freundliche Mitteilung der Hauseigentümerin (1995). [5] Eine Postkartenaufnahme von 1918 zeigt noch eine ältere Situation mit nur kleinen Fensteröffnungen am damals schon bestehenden Bäckereilokal (Das Obere Fricktal 1991, S. 191). [6] Freundliche Mitteilung der Hauseigentümerin (1995). |
Literatur: | - Hans Herzog, Fronmühle und Fronmüller zu Hornussen, in: Vom Jura zum Schwarzwald, 1947, Sonderheft, S. 33-48. - Stefan Höchli, Welches war das Säckinger Amtshaus, in: Hornussen, Hrsg. Gemeinde Hornussen, Hornussen 1991, S. 160. - Das obere Fricktal von 1850–1950, Laufenburg 1991, S. 191. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Fotoarchiv. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Hornussen VI-7/4. |
|
|
Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-HOR839.006 Hauptstrasse 115 (=HOR903) (Dossier (Dokumentationsobjekte))
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=2096 |
|
Social Media |
Share | |
|