INV-HOR904 Gasthaus zum Schwert, 1780 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HOR904
Signatur Archivplan:HOR904
Titel:Gasthaus zum Schwert
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Hornussen
Adresse:Hauptstrasse 77
Versicherungs-Nr.:77
Parzellen-Nr.:225
Koordinate E:2647068
Koordinate N:1261199
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2647068&y=1261199

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1780

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Inschriften:1891 (Türsturz)
Würdigung:Stattlicher, spätbarock geprägter Landgasthof aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit weitgehend intaktem äusserem Erscheinungsbild. Von der originalen Ausstattung ist im Saal des ersten Obergeschosses eine Rokoko-Stuckdecke aus der Zeit um 1780 erhalten. An der Einmündung der Bahnhofstrasse in die Hauptstrasse gelegen, nimmt das Gebäude eine zentrale Stellung im Ortsbild von Hornussen ein. Als ehemaliger Sitz des Stiftskellers kommt ihm auch lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Erste urkundliche Erwähnungen einer Herberge "Zum Schwert" zu Beginn des 16. Jh. Im Jahrzeitenbuch von 1662 erscheint erstmals der Name "Keller" als Eigentümer. Johann Caspar Keller und seine Ehefrau Dorothea Wegmann hatten das "Schwert" 1648 käuflich erworben. Ihr Sohn Johann Andreas Keller führte den Gastbetrieb fort und wurde 1671 zum Stiftskellner ernannt. Seine Nachkommen hatten dieses Amt bis zur Absetzung von Engelhard Keller 1759 inne. Bis ins ausgehende 18. Jh. war die Familie Keller ohne Unterbruch auf dem Gasthof tätig, danach fanden verschiedene Wechsel statt. Im 19. Jh. wiederum sind mehrere Generationen Birri als Wirte auf dem "Schwert" überliefert [1].
Bis zur Eröffnung der Bözbergbahn 1875 war das Gasthaus eine bedeutende Relais-Station für den Postkutschenverkehr und ebenso für das Botenfuhrwerk von Brugg nach Basel. Das von Jakob Horlacher (1799-1891) aus Umiken gegründete Fuhrunternehmen beförderte schwere Baumwollladungen von Grosshüningen über den Bözberg nach Windisch in die Kunz'schen Baumwollspinnereien und von dort fertige Ware zurück [2].
Beschreibung:Der dreigeschossige, aus massivem Bruchsteinmauerwerk gefügte Baukörper mit steilem Satteldach dürfte in seiner heutigen Erscheinung aus dem 18. Jh. stammen. Zum imposanten Bild des Landgasthofs trug früher ein lang gestreckter Scheunentrakt bei (um 1960 abgetragen). Dieser umfasste drei Tennbereiche mit grossen Rundbogentoren sowie zwei Ställe, darüber Heubergeräume mit lünettenförmigen Lüftungsöffnungen (vgl. Aufnahme von 1903 in der Fotodokumentation).
Der mit einem Gewölbekeller versehene Hauptbau ist an der strassenseitigen Trauffassade mit sechs, an der Stirnseite mit drei Fensterachsen sowie mit einem Klebdach über dem zweiten Obergeschoss ausgestattet. Die gefalzten Fenstergewände im Parterre sind aus Muschelkalk gearbeitet und als bauzeitlich einzustufen. Hingegen dürften die mit Konsölchen und zum Teil mit profilierter Gesimsbekrönung ausgestatteten Einfassungen in den oberen Geschossen eine Zutat des ausgehenden 19. Jh. sein. Aus der gleichen Zeit stammt der von Volutenkonsolen aus Muschelkalk gestützte Balkon an der Schaufront des Hauses. Die Neuerungen gehen auf Johann Birri, Wirt von 1890 bis 1909, zurück. Seine Initialen und die Jahreszahl 1891 sind am Türsturz des Haupteingangs abzulesen. Das zweiflüglige Türblatt, eine Brettertür mit aufgedoppeltem Rahmenwerk und hübschen Intarsien, ist indessen Teil einer früheren Ausstattungsphase.
An bemerkenswerter historischer Einrichtung aus dem 18. Jh. ist die denkmalgeschützte Rokoko-Stuckdecke im Saal des 1. Obergeschosses erhalten (kantonales Denkmalschutzobjekt HOR007). Im Zentrum der Johann Felix Hennevogel zugeschriebenen Komposition [3] steht das Keller-Wappen mit gekreuzten Schlüsseln, umgeben von einer Rocaille-Kartusche, aus der eine Hand mit einem Schlüssel ragt. Weitere acht mit Bildmedaillons gefüllte Kartuschen säumen den rechteckigen Spiegel. Die Eckfelder zeigen Fluss- und Felsgrotten-Landschaften mit der Darstellung der vier Elemente, die Zwischenmedaillons Allegorien und Heilige. Die Stuckaturen datieren vermutlich aus der Zeit um 1780 [4].
Nebst der bauzeitlichen Stuckdecke haben sich Teile einer späteren Ausstattungsphase um 1900 erhalten (Tafelparkett im Saal des 1. Obergeschosses, Knietäfer mit Holzimitationsmalerei). Hausinneres im Übrigen modernisiert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Wehrli 1991, S. 190-191.
[2] Vgl. Notizen von S. Horlacher auf der Rückseite einer Fotoaufnahme des Gasthofs "Schwert" von 1903 (Fotoarchiv kantonale Denkmalpflege).
[3] Vgl. Kunstführer 2005, S. 161.
[4] Ein Spruchband mit der Inschrift "DEUS PIO VI DEDIT(?)" könnte einen terminus post quem (Pius VI. 1775-1799) für die Entstehung der Stuckaturen ergeben.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Band 1, Bern 2005, S. 161.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Fotoarchiv.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Hornussen VI-7/7.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=2097
 

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