Ansichtsbild: |
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Objekt-Infos |
Autorschaft: | Schnopp, Johann |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (röm.-kath.) |
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Schutz / Status |
Unterschutzstellung Bund: | 10/11/1960 |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 8/8/1952 |
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz: | A (nationale Bedeutung) |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
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Dokumentation |
Entstehungszeitraum: | 1773 - 1775 |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die dem hl. Remigius geweihte Pfarrkirche steht quer zur leicht ansteigenden Hauptstrasse, der Durchgangsstrasse von Etzgen nach Wil und Oberhofen. Östlich und südlich der Kirche dehnt sich im ummauerten Kirchhof der Friedhof aus. Im Nordwesten ergänzt das Pfarrhaus (Pfarrhausweg 9), das sich spätestens seit 1559 an diesem Platz befindet, den kirchlichen Bezirk. Form und Datierung der ersten Pfarrkirche sind nicht bekannt. Die 1665 bestehende Kirche besass einen hölzernen, mit Schindeln gedeckten Dachreiter. Wegen wiederholter Brandgefahr wünschte die Bevölkerung von Mettau, dieses Chortürmchen durch einen steinernen Turm zu ersetzen. 1670 wurde der an einer Konsole über dem Westportal inschriftlich datierte Eingangsturm errichtet. 1739/40 wird in den Schaffneirechnungen des Stifts Säckingen ein Neubau des Chors in Mettau fassbar. Es lässt sich nicht nachweisen, ob man beim Kirchenneubau 34 Jahre später das neue Kirchenschiff zwischen den bestehenden Turm von 1670 und die Mauern des Chors von 1739/40 einpasste. Jedenfalls wurden die Dachstühle von Schiff und Chor einheitlich nach 1773 aufgerichtet. Dank eines grosszügigen Vermächtnisses des langjährigen Mettauer Pfarrers Franz Joseph Gerber an das Stift Säckingen war 1773 der Bau einer neuen Kirche möglich geworden. Als Baumeister verpflichtete man Johann Schnopp aus dem vorarlbergischen Schnifis und stellte ihm den einheimischen Maurer Fridolin Obrist aus Gansingen zur Seite. Die Stuckaturen schuf der ebenfalls aus Vorarlberg stammende und in Laufenburg ansässige Lucius Gambs, die signierten Deckenbilder malte der Rheinfelder Meister Franz Fidel Bröchin. Am 3. Juli 1776 konnte Weihbischof Johann Baptist Gobel die Kirche weihen. Erst 1782 erhielt Franz Ignaz Nüsslin aus Freiburg i. Br. den Auftrag, die Altäre zu fassen. 1804 fertigte Johann Friedrich Vollmar Fastenbilder mit Passionsszenen für die drei Altäre. Erste Renovierungen setzten bereits zu Beginn des 19. Jh. ein. Mehrmals erhielt Joseph Maria Bürli von Klingnau um die Mitte des Jahrhunderts grössere Aufträge. 1886 wurde Bürli die Innenrenovierung von Schiff und Chor verakkordiert. Der Stanser Maler Heinrich Kaiser fertigte 1892 Hauptbild und Oberbild für den Hochaltar an und lieferte 1894 zwei neue Bilder für die Seitenaltäre. 1893/94 erhielt die Kirche einen neuen Bodenbelag mit Zementplatten der Aarauer Firma Richner & Rothpletz. Im Jahr 1990 versah die Firma Huber-Stutz & Cie. in Zürich die Fenster mit einer Farbverglasung im historischen Stil (1977 ausgebaut). Anlässlich einer umfassenden Gesamtrenovierung des Innenraums und der Ausstattung durch die Firma Reiss & Haaga wurden 1928 die Deckenmalereien abgewaschen und übermalt. Nach Aussenrestaurierung 1958 und 1961-62 fand 1977-1981 eine Innenrestaurierung statt, die zum Ziel hatte, auf der Grundlage technischer Untersuchungen möglichst den Originalzustand des 18. Jh. wiederherzustellen: 1982-83 erfolgte eine Aussenrestaurierung sowie 2008 eine Reinigung des Innenraums und von Teilen der Ausstattung. |
Beschreibung: | Der weithin sichtbare Glockenturm dominiert die quer zum Tal liegende, nach Nordosten ausgerichtete Kirche, die Turm, Schiff und dreiseitig schliessenden Chor aneinanderreiht. Ein durchlaufendes, leicht geknicktes und im Osten abgewalmtes Satteldach deckt das Schiff und den eingezogenen Chor, deren Wandflächen gleichmässig mit hohen Rundbogenfenstern gegliedert sind. Über den Chorfenstern und an der Westfassade führen kleine Vierpassfenster zusätzliches Licht ins Innere. In den vierachsigen Seitenfassaden sind jeweils unter dem dritten Fenster Türen angebracht. An der Nordseite ist eine zweigeschossige Sakristei an die Nahtstelle zwischen Schiff und Chor angefügt. In lebhaftem Kontrast zum weiss verputzten Baukörper stehen die Bau- und Gliederungselemente aus rötlich gefasstem Oberhofner Schilfsandstein: Fenster- und Türrahmungen an Schiff und Chor, die Spitzbogen der Schallöffnungen sowie die Gurtgesimse und die Fassung des Westportals mit mächtigen Quadern und Keilsteinen. Die an die Südwand gemalte Sonnenuhr entwarf der Engelberger Pater Bonaventura Thürlemann 1982. Wer durch den niedrigen, kreuzgratgewölbten und mit dem Auge Gottes geschmückten Vorraum im Turm das Kircheninnere betritt, wird von einem heiter-festlich ausgeschmückten Rokokoraum empfangen. An den vierachsigen Saal des Schiffs schliesst sich nach einem mit Stuckprofil versehenen, pfeilergestützten Chorbogen der zweiachsige, polygonal schliessende und um drei Stufen erhöhte Chor an. Eine Besonderheit in der ländlichen Pfarrkirche stellt das im Obergeschoss der Sakristei liegende, zum Chorraum hin offene Oratorium dar, das den in Etzgen weilenden Stiftsdamen von Säckigen als Aufenthaltsort für die Teilnahme am Gottesdienst diente. Den westlichen Abschluss bildet eine auf zwei marmorierten Säulen ruhende Empore. Die Gliederung von Schiff und Chor besteht aus profilierten Pilastern auf hohen Sockeln mit leicht konkav geschwungenen Kapitellen. Ausladende Kämpferzonen stützen das Flachtonnengewölbe, in das über den Fenstern tiefe Stichkappen einschneiden. Durch die grosszügigen Fenster fällt viel Licht in Schiff und Chor. Die reiche Innenausstattung macht die Kirche zu einer der prächtigsten Raumschöpfungen des Rokoko im Aargau, die aus der Zusammenarbeit von Vorarlberger und einheimischen Handwerkern entstanden ist. Die drei Deckenbilder und die drei Bilder an der Emporenbrüstung schildern Leben und Wirken des hl. Remigius. Das mittlere Bild der Schiffsdecke stellt die Taufe des fränkischen Königs Chlodwig I. dar, das wichtigste Ereignis im Leben des Heiligen. Die virtuos ausgeführte Stuckdekoration von Lucius Gambs betont einerseits die architektonische Gliederung des Raums, anderseits verbinden locker angeordnete Zierelemente die dunkeltonigen Deckenbilder mit der weiss gehaltenen Architektur: Ockerfarbene Stuckprofile begleiten die Architekturelemente und rahmen die Hauptdeckenbilder. Meergrüne Stuckaturen mit Kartuschen aus verklammerten, geriffelten und durchbrochenen C-Rocaillen, die teilweise in pflanzliche Motive auslaufen, sowie mit verbindenden Blumenschnüren umspielen beschwingt Architektur und Bildfelder. Eine Verdichtung der Motive im Chor steigert die Bedeutung des Presbyteriums. Vier vollplastische, sitzende Putten sowie schelmisch hervorlugende Puttenköpfchen beleben den Kirchenraum. Altäre und Kanzel aus marmoriertem Holz, Vergoldungen und polierweissen Skulpturen wurden sorgfältig in den Gesamtraum eingefügt. Aufgrund spezifischer Stilmerkmale können diese dem Schwarzwälder Bildhauer und Altarbauer Johann Michael Hartmann zugewiesen werden. |
Literatur: | Edith Hunziker, Susanne Ritter-Lutz. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau X. Der Bezirk Laufenburg. Bern 2019, S. 376-386. |
Inschriften: | Die Monogrammkartusche über dem Bogenscheitel bezeugt Patrozinium und Baudatum: VERO DEO / GLORIOSOQVE / SERVO REMIGIO / FABRICA CON= / STRVEBAT (Dem wahren Gott und seinem ruhmreichen Diener Remigius von der Bauhutte erbaut 1774) Das Deckenbild unter der Empore trägt die Signatur des Malers: "F.F. Broechin / Rhenofeldensis / InV: et Ping: /anno 1775". (F[ranz] F[idel] Brochin von Rheinfelden hat [es] erfunden und ausgeführt im Jahr 1775). |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: STC-MET001 Röm.-kath. Pfarrkirche, 1776- (Dossier (Spezialinventare))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=24282 |
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