DSI-WIL001 Kapellenstrasse, Kapelle St. Wendelin, 1697 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-WIL001
Signatur Archivplan:WIL001
Titel:Kapellenstrasse, Kapelle St. Wendelin
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Mettauertal
Ehem. Gemeinde:Wil (bis 31.12.2009)
Adresse:Kapellenstrasse
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wil
Versicherungs-Nr.:52
Parzellen-Nr.:74
Koordinate E:2653771
Koordinate N:1268004
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653771&y=1268004

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kapelle
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Schutz / Status

Unterschutzstellung Bund:3/9/1987
Kantonale Unterschutzstellung (DSI):8/8/1952
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:B (regionale Bedeutung)
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:1697
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die früher am Rundbogenportal der Wendelinskapelle sichtbare Jahreszahl 1697 nannte das Baujahr des kleinen Gotteshauses. 1758 erhielt Pfarrer Johann Jakob Hagenbuch die bischöfliche Erlaubnis, für die Restaurierung oder allenfalls einen Neubau der Kapelle jährlich fünfzig Gulden Hilfsgelder aus dem Kirchenfabrikvermögen Mettaus zu entnehmen. Nach eigener Erklärung liess er die Kapelle renovieren und mit Stuckaturen auszieren, die vermutlich Lucius Gambs schuf. Diese Arbeiten erfolgten wohl parallel zum Neubau der Pfarrkirche in Mettau (1773-1775), denn für 1782 ist bezeugt, dass Franz Ignaz Nüsslin von Freiburg i. Br. sowohl die dortigen Altäre als auch den neuen Altar in der Kapelle Wil fasste, samt den bereits bestehenden Figuren der hll. Wendelin und Sebastian. Zudem lieferte Nüsslin auch zwei Altarblätter, eine Kreuzigung für das Hauptbild und Joseph mit dem Kindlein für den Auszug. 1787 erstellte Uhrmacher Paul Gruony eine Uhr, die 1873 Ungerer Frères aus Strassburg ersetzten. 1896 veränderte Pfarrer Joseph Yvo Pfyffer die Ausstattung wesentlich: Anstelle der bisherigen Altarbilder malte Heinrich Kaiser neue Darstellungen. Das Hauptbild (1938 entfernt) zeigte den vor einem Feldkreuz betenden hl. Wendelin. Der Stanser Maler fertigte auch Bilder der vier Evangelisten, passend für die bisher leeren Stuckrahmen an den Schiffswänden. Altarbauer Eugen Bürli, Klingnau, wurde beauftragt, den noch ursprünglichen, aber stark verblassten rötlichen Grundton des Altars wiederherzustellen und die Vergoldungen zu erneuern. Die vier Fenster der Kapelle erhielten Glasmalereien der Firma Kuhn in Basel. Die Vorlagen für die Figuren von Maria und Joseph in den Chorfenstern lieferte ein Münchner Maler. Zum Abschluss der Renovierung wurde der Maler und Vergolder Ad. Frommel in Ennetbaden beauftragt, die vier Altarfiguren neu zu fassen. Der tatkräftige Pfarrer Pfyffer veranlasste 1904-05 erneut Verbesserungen: Von Schreiner Jakob Baumann in Stilli liess er eine neue Bestuhlung anfertigen. Maler Peter Asshof verlieh der Kapelle ein buntes Kleid.
1938 erfolgte eine Innenrestaurierung unter der Leitung von Linus Birchler: Entfernung der Glasmalereien von 1896 und der Farbfassung von Peter Asshof sowie Ersatz des Hochaltarbilds von Heinrich Kaiser durch eine von Privaten gestiftete Pietà unbekannter Herkunft aus dem 15. Jh. Anlässlich einer Gesamtrestaurierung 1976-1979 wurde der Turmhelm ersetzt. 2006-07 war eine weitere Innen- und Aussenrestaurierung mit Reinigung und Sicherung des Altars nötig geworden.
Beschreibung:Der kleine, rechteckige Sakralbau mit polygonalem Chorabschluss steht im Mitteldorf, leicht erhöht im Zwickel zwischen Mitteldorfstrasse und Kapellenstrasse. Das Schiff des hell verputzten Baus mit Eckquadrierung trägt ein leicht geknicktes Satteldach; auf dem abgewalmten Dach des Chörleins sitzt ein verschindelter Dachreiter mit kupferbedeckter, von einem Kreuz bekrönter Zwiebelhaube. Vier Rundbogenfenster und ein Okulus am Chorscheitel erhellen den Innenraum. Unter weit ausladendem Vordach bildet ein Rundbogenportal mit Sandsteingewände den Zugang.
Das helle Innere mit weit in den Raum vorkragender Empore und dem um zwei Stufen erhöhten Chor birgt einen intimen Raum, dessen Stimmung wesentlich von den festlich wirkenden weissen Deckenstuckaturen, vermutlich von der Hand Lucius Gambs', und den warmen Farbtönen des Altars bestimmt wird. Die Flachdecke über einer Hohlkehle ist mit einem längs- und einem querovalen, mehrpassigen Deckenspiegel besetzt, die beide von zartgliedrigen Rocaillen und pflanzlichen Motiven umspielt werden.
Das zweigeschossige, in Rosa- Ocker und Blau-Grau-Tönen marmorierte, spätbarocke Säulenretabel schmiegt sich elegant in den dreiseitigen Chor. Zur breit lagernden Wirkung trägt der proportional sehr hohe Sockel bei, dessen ondulierendes Abschlussgesims zum mehrfach durchbrochenen Aufbau überleitet. Das Mittelteil des Oberbaus ist über ein durchlaufendes, verkröpftes Gesims mit ansonsten freistehenden, kräftigen seitlichen Pfeilern verbunden. Geschickt verklammern die den Auszug begleitenden geschwungenen Rocaillen die verschiedenen Teile des Altars, der aufgrund der Ähnlichkeiten der Detailformen mit den Mettauer Seitenaltären ebenfalls ein Werk von Johann Michael Hartmann oder seiner Werkstatt sein könnte.
In der goldgerahmten Mittelnische thront die Pietà aus dem späten 15. Jh. Die breit lagernde und etwas geduckt sitzende Muttergottes trägt einen blau-goldenen faltenreichen Mantel. Ihre Aufmerksamkeit wendet sie dem toten Sohn zu und stützt mit der Rechten den stark zurückfallenden Kopf des massstäblich viel kleineren und dünngliedrigen Leichnams. Die Gruppe drückt versunkene Trauer und Intimität aus.
Das Oberbild von Heinrich Kaiser zeigt den Erzengel Michael in Frontalansicht mit Flammenschwert und Waage. Die seitlichen Pfeiler flankieren die vier bunt gefassten, begeten Figuren der Heiligen Ottilia, Sebastian – ungewöhnlich als römischer Legionär gekleidet -, Wendelin und Apollonia, die um die Mitte des 18. Jh. entstanden sein dürften.
Die Seitenwände der Kapelle schmücken Darstellungen der vier Evangelisten von Heinrich Kaiser (1896). Bei den zwei auf Konsolen links des Altars angebrachten knienden Figuren könnte es sich um Stifter handeln. An der Kapellenwestwand hängt ein auf Holz gemaltes Votivbild mit dem hl. Wendelin inmitten seiner Herde, 1728 von Jacob Stoller gestiftet; es zeugt von der Verehrung des Bauernheiligen.
Obwohl für die Ausstattung der Kapelle ausser dem Fassmaler Franz Ignaz Nüsslin keine Handwerkernamen gesichert sind, ist zu vermuten, dass die Aufträge für die Stuckaturen und den Altar an die zur gleichen Zeit an der Pfarrkirche Mettau tätigen Handwerker vergeben wurden. Die Qualität der Innenausstattung hebt den kleinen Sakralbau – zusammen mit der Kapelle St. Nikolaus in Leidikon – über die meist bescheidenere Gestaltung der Kapellen im oberen Fricktal heraus.
Literatur:Edith Hunziker, Susanne Ritter-Lutz. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau X. Der Bezirk Laufenburg. Bern 2019, S. 389-392.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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Related units of description:siehe auch:
STC-WIL001 St. Wendelinskapelle, 1775 (Dossier (Spezialinventare))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=26898
 

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