INV-AAB903 Villa Weber, 1834-1835 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-AAB903
Signatur Archivplan:AAB903
Titel:Villa Weber
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Aarburg
Adresse:Weberstrasse 1
Versicherungs-Nr.:421
Parzellen-Nr.:2171
Koordinate E:2635274
Koordinate N:1241080
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2635274&y=1241080

Chronologie

Entstehungszeitraum:1834 - 1835
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Würdigung:Exemplarische Vorstadtvilla im klassizistischen Stil. Die Villa Weber ist 1834/35 für den Spinnereifabrikanten Johann Jakob Grossmann erbaut und nach ihrem späteren Besitzer Felix Weber-Kubli benannt worden. Sie verkörpert in ihrem eleganten Klassizismus das Selbstbewusstsein des grossbürgerlichen Unternehmertums. Als Wohnhaus des Gründers der für Aarburg wichtigen Textilindustrie kommt ihm lokalhistorische Bedeutung zu, während es architekturgeschichtlich von überregionalem Rang ist. Die Villa Weber präludiert die drei um 1840 entstandenen Villen an der Schützenmattstrasse («Witwen-Vorstadt») in Lenzburg und zählt zu den architekturhistorisch bedeutendsten Vertretern klassizistischer Privatbauten im Kanton aus den 1830er-Jahren.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Bauherr Johann Jakob Grossmann (1754–1838), Gründer der 1824/25 eröffneten Baumwollspinnerei und -färberei, liess sich zusammen mit Rudolf Grossmann (†1838) die Villa nordöstlich des Fabrikareals in einem grosszügig angelegten Park erbauen. Grossmanns Textilfabrik verlieh Aarburg den entscheidenden Impuls für die Industrialisierung [1]. Der Architekt des Gebäudes ist unbekannt. Ein Vergleich der Villa Weber mit kurz zuvor entstandenen Vorstadtvillen bei Bern wie dem Morillon-Gut in Köniz von 1830/33 und bei Basel wie der Villa Ehinger in Münchenstein von 1829/32 lässt an grosse Namen wie Ludwig Friedrich Osterrieth, Sohn des bekannten Architekten Johann Daniel Osterrieth, und Melchior Berri denken. Auch die zu dieser Zeit im Aargau viel beschäftigten Architekten Franz Heinrich Hemmann und Caspar Joseph Jeuch sind mögliche Entwerfer.
Ein Umbauprojekt von 1860 für die Neugestaltung der zur neu erbauten Eisenbahnlinie gerichteten Nordostfassade scheint nicht realisiert worden zu sein [2]. Nach der Liquidation des Grossmannschen Textilbetriebs im Jahr 1880 übernahm der Unternehmer Felix Weber-Kubli aus Netstal GL das gesamte Anwesen von Grossmanns Nachkommen. Vermutlich kurz darauf wurde die Erschliessung neu disponiert: Lag der Haupteingang ursprünglich an der Südwestseite mit gekiester Vorfahrt für die Kutschen, so kam er nun auf die nordöstliche Seite zu liegen. Diese Massnahme bedeutete auch die Verlegung des Treppenhauses. Die vier dorischen Säulen aus Muschelsandstein an der Südwestseite ersetzten die früheren Gusseisen-Säulchen und die seitlichen Verglasungen sind eine spätere Zutat im Zusammenhang mit der Neunutzung der Eingangsseite als Garten-Veranda.
Eine Aussenrenovation und tiefgreifende Umbaumassnahmen im Innern fanden 2019–21 statt. Im Innern sind dabei einzelne Bauelemente wie das feingliedrige Treppengeländer, einzelne Türen im Obergeschoss und Teile der Dachkonstruktion erhalten geblieben.
Beschreibung:Die Lage der Villa in einem grosszügig dimensionierten Park lässt sich heute nur noch erahnen. Ursprünglich führte vom nordöstlichen Rand des Fabrikareals eine Allee durch den sich zum Städtchen hinziehenden Park zum baumbestandenen halbkreisförmigen Vorplatz südlich der Villa. Heute ist die Nahumgebung durch die Ortskernumfahrung und die Überbauung Webi-Park stark reduziert.
Zur Villa gehört die östlich von ihr stehende, ehemalige Remise (Assekuranz-Nr. 420, nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Die als Hochparterre konzipierte Villa ist vollständig unterkellert. Die beiden Kellerräume sind von Kreuztonnen überfangen, die auf steinernen Mittelpfosten ruhen. Die Villa besteht aus einem dreigeschossigen Mittelrisalit, an den sich seitlich die quer zu dessen Firstrichtung stehenden Trakte aus zwei Stockwerken mit Mezzanin schmiegen. Die Fensterachsen sind regelmässig über den voluminösen Baukörper verteilt und gliedern ihn ausgewogen. Die klare Kubatur des Baus kommt dank der drei knappen, schwach geneigten Walmdächer mit farblich zurückhaltender Schieferdeckung gut zur Geltung. Das Mauerwerk ist weiss verputzt und die Sandsteingliederungen wie Gurtgesimse, Fensterbrüstungen und -giebel sowie das aus Zahnschnitt- und Konsolfries bestehende, hölzerne Kranzgesims sind farblich vereinheitlichend gefasst, während der Sockel aus steinsichtigem Kalkstein besteht.
Das Innere ist modernisiert, wobei namentlich im Erdgeschoss durch die Verlegung des Haupteingangs und damit verbunden des Treppenhauses der Grundriss erheblich verändert worden ist. Die Obergeschosse bergen eine Vielzahl gut belichteter Zimmer, die vom längs verlaufenden Korridor über Vorräume erreicht werden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Einzelobjekt 0.0.26, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Franz Xaver Bronner, Der Kanton Aargau historisch, geographisch und statistisch geschildert, St. Gallen und Bern 1844, Bd. 2, S. 271 u. Anna Burg, Aarburg, in: Die Schweiz in Lebensbildern. Bd. 10. Aargau, hrsg. von Hans Wälti, Aarau 1953, S. 66–74; hier besonders S. 71.
[2] Möglicherweise handelt es sich beim Entwerfer um den aus Karlsruhe stammenden Octavian Schönberger (1828–97).
Literatur:- Jakob Bolliger, Aarburg. Festung, Stadt und Amt, Aarburg 1970, S. 354 u. 358–359 (zur Fabrik).
- Hans Brunner, Fritz Heitz, Schweizerischer Kunstführer Aarburg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.), Bern 1983, S. 11.
- Annelies Hüssy, Christoph Reding, Jürg Andrea Bossardt, Manfred A. Frey, Hans Peter Neuenschwander, Die Burg und Festung Aarburg. Schweizerischer Kunstführer. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.), Bern 2007, S. 55–56.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0599-0602, Brandkataster Gemeinde Aarburg, 1850–1938.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-AAB839.006 Villa Weber (= AAB903), Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28182
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds