Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1790 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Türsturz) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "IA MD", "HI MD", "1790" (Türsturz); "1839" und Initialen F[e]L[ix] M[orgen]D[aler] (Einfeuerung) |
Würdigung: | Repräsentativer spätbarocker Wohnstock bernischer Prägung unter Gerschilddach und verschalten Ründegiebeln. Im Innern birgt der am Türsturz ins Jahr 1790 datierte zweigeschossige Mauerbau eine ungewöhnliche, halbseitig gewendelte Innentreppe aus Stein und einen schönen Kachelofen von Hafner Andres und Maler Egli aus Aarau. Das nach Süden orientierte Haus liegt zurückversetzt östlich der Dorfstrasse und wird von einer freistehenden Stallscheune von 1927 begleitet. Das zugehörige Ofen-, Wasch- und Brennhaus wurde 1930 abgerissen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | In der Literatur wird das stattliche Haus als Sitz des Untervogts oder Zehntenhaus angesprochen [1]. Die Bauherrschaft wird am Schlusstein des Eingangs mit den Initialen "IA MD" und "HI MD" genannt. Sie gehörte der in Attelwil vorherrschenden Familie Morgenthaler (M[orgen]D[aler]) an. Gesichert ist die Nutzung als Gastwirtschaft, genannt "Längen". Dazu soll eine Bäckerei betrieben worden sein. 1872 übernahm Jakob Baumann den Landwirtschaftsbetrieb, welcher bis heute im Besitz der Familie geblieben ist [2]. 1927 musste die zugehörige strohgedeckte Hochstudscheune einem Neubau weichen. 1930 wurde das Ofen-, Wasch- und Brennhaus abgerissen. Ein liegendes Küchenfenster an der Nordfassade weist auf eine Renovation in der zweiten Hälfte des 20. Jh. hin. |
Beschreibung: | Der abseits der Dorfstrasse erstellte Putzbau erhebt sich zweigeschossig unter einem geknickten Halbwalmdach mit Biberschwanz-Doppeldeckung (Sparrendach mit Aufschieblingen auf liegendem Stuhl). Die Giebelründen ruhen auf mit Wulstprofilen beschnitzten Bügen. Von den Flugsparrendreiecken schauen die in einem Stern endenden Hängesäulen unter der Giebelverschalung hervor. Der über einem annähernd quadratischen Grundriss errichtete Baukubus ist nach Süden und Westen durch jeweils drei Fensterachsen gegliedert. Die Sandsteingewände sind aussen stichbogig ausgeschnitten und mit einem einfachen Falz versehen. Über die rückwärtige Trauffassade zieht sich eine geschlossene zweigeschossige Laube, an die um 1940 ein Schopfanbau angefügt wurde. Der Haupteingang liegt in der Mittelachse der westlichen Trauffassade. Die stichbogige Türumfassung aus Sandstein bekrönt ein Schlusstein mit dem Baudatum 1790, den Initialen und einer aufrechten Pflugschar. Das Baudatum erscheint auch auf dem Türsturz des laubenseitigen Eingangs zum Obergeschoss. Die ursprüngliche Haustüre, eine eichene Füllungstüre mit originalen Beschlägen, dient heute als Kellertüre. Vom Haupteingang teilt ein durchlaufender Gang den Grundriss in zwei Hälften. Den südwestlichen Viertel nahm die Gaststube ein. Ungewöhnlich gestaltet sich die vertikale Erschliessung des Gebäudes: Im Bereich der nordöstlich gelegenen Küche schliesst an den durchlaufenden Mittelgang eine halbseitige Wendeltreppe mit Kalksteinstufen vom Keller bis zum Obergeschoss. Dort setzt sie sich mit Eichenstufen bis auf den Dachboden fort. Der Grundriss im Obergeschoss ist ebenfalls durch einen westöstlich bis zur Laube durchlaufenden Gang erschlossen und in vier Zimmer aufgeteilt, wovon das nordöstliche möglicherweise erst nachträglich zur Küche ausgebaut wurde. An älterer Ausstattung ist im Obergeschoss ein 1832 datierter und mit "Joh. Jakob Andres aelter Hafnermeister in Arau" signierter blauer Kastenofen erhalten, dessen weissgrundige Frieskacheln von "Egli Mahler" mit Vasen, Girlanden und Sinnsprüchen verziert sind. Im Gang des Erdgeschosses findet sich eine sorgfältig behauene Sandsteineinfassung einer Einfeuerung: Über dem stichbogigen Blendbogen mit Rosette zeigt das säulengerahmte Schriftfeld die Jahrzahl "1839" und die Initialen F[e]L[ix] M[orgen]D[aler] des Besitzers. Der zugehörige Kachelofen existiert leider nicht mehr. Von einem Kachelofen der ersten Generation stammen zwei Ofenfussplatten aus Sandstein, welche die Jahrzahl 1791 und (wie der Schlusstein) die Initialen des Erbauerpaars HR MD und IA MD tragen. Inneres ansonsten modernisiert (gemäss Kurzinventar 1993). Ausser unter der Küche ist die gesamte Gebäudefläche mit zwei gewölbten Kellern versehen, die von innen über die steinerne Wendeltreppe zugänglich sind. Zwei nebeneinanderliegende Eingänge zum langgestreckten westseitigen Keller weisen auf eine ursprünglich getrennte Nutzung hin. 1939 wurde an der Nordfassade von aussen ein Kellerzugang geschaffen. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Ehemalige Untervogtei (Stettler 1948, S. 264, sowie Notizen) oder Zehntenhaus (Blaser 1974, S.86, Abb. 25). [2] Staatsarchiv Aargau, Lagerbücher der Aargauischen Brandversicherungsanstalt, CA.0001/0604-6 1850 - 1938. |
Literatur: | - Michael Stettler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1948. S. 264. - Walter Blaser, Bauernhausformen im Kanton Aargau, 1974, S. 83 ff., S. 86, Abb. 25. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28758 |
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