INV-BEB908 Dorfstrasse 1, 1895 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BEB908
Signatur Archivplan:BEB908
Titel:Dorfstrasse 1
Gemeinde:Besenbüren
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorderdorf
Hist. Name Objekt:(Wohnhaus ehem. mit Wagnerei)
Adresse:Dorfstrasse 1
Versicherungs-Nr.:47
Parzellen-Nr.:89
Koordinate E:2668424
Koordinate N:1240525

Chronologie

Entstehungszeitraum:1895
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Kleinbauernhaus mit komplexer Baugeschichte und bauarchäologisch interessanter Ständerkonstruktion. Das bestehende zweigeschossige Wohnhaus wurde 1895 vermutlich auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus praktisch neu erstellt. Die auffallend traditionelle und für das ausgehende 19. Jahrhundert retardierende Bauweise ist wohl der Wiederverwendung von bereits bestehenden Bauhölzern geschuldet. Einige wiederverwendete Bauteile dürften bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Trotz mehrfacher Umgestaltungen tritt das Gebäude mit seinen altehrwürdigen Bohlenständerfassaden als anschaulicher Vertreter der traditionellen Holzbauweise in Erscheinung. Aufgrund seiner Lage am südlichen Ausgang der Dorfstrasse ist es für das Ortsbild von erheblicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Kleinbauernhaus Dorfstrasse 1 besitzt eine komplexe und nicht restlos geklärte Baugeschichte. Gemäss den Einträgen im Lagerbuch der Aargauischen Brandversicherung existierte ein einstöckiger Vorgängerbau aus Stein mit Ziegeldach, dessen Bezug zum heutigen zweigeschossigen Bohlenständerbau nur schwer nachvollziehbar ist. Der Michaeliskarte und der Siegfriedkarte zufolge handelte es sich dabei um einen giebelständig zur Dorfstrasse gerichteten Baukörper, der gegen Südwesten deutlich länger war (siehe Bilddokumentation). Im Jahr 1891 wurde im Brandkataster ein schlechter baulicher Zustand vermerkt, verbunden mit einem deutlichen Abfall des Versicherungswerts von vormals 850 auf 350 Franken. 1895 notierte man einen neuen Dachstuhl und einen "Ausbau", wobei der Versicherungswert auf 2'450 Franken anstieg.
Das Haus muss in den 1890er Jahren folglich eine tiefgreifende Umgestaltung erfahren haben. Es ist davon auszugehen, dass das bestehende Gebäude 1895 wohl auf den Fundamenten des Vorgängerbaus praktisch neu erstellt wurde. Die auffallend traditionelle, für die Zeitstellung retardierende Bauweise, die dabei zur Anwendung kam, erklärt sich dadurch, dass auf bereits bestehendes Baumaterial wahrscheinlich vom Vorgängerbau zurückgegriffen wurde. Leere Blattsassen an verschiedenen Hölzern deuten auf die Wiederverwendung von Bauholz hin (Spolien). Einige Bauteile, etwa der massive eichene Schwellenkranz mit einteiligem Schwellenschloss, sind wesentlich älter und reichen möglicherweise bis ins 17. Jh. zurück; mit dem Kellerbereich könnten sie somit dem Vorgängerbau zuzuordnen sein. Unterschiedliche, teils behelfsmässig anmutende Wandfüllungen aus Bohlen, Brettern oder fassadenbündigen Kanthölzern ("Flecklinge") unterstreichen die etwas improvisierte Bauweise des Hauses. Zeitlich schwierig einzuschätzen ist die aus massivem Bruchsteinmauerwerk errichtete nördliche Giebelwand.
Im 20. Jh. wurde der rückwärtige nordwestliche Ökonomieanbau zeitweise als Wagnerei genutzt; heute ist er zu Wohnzwecken umgenutzt. Bis in die 1960er Jahre befand sich der Hauseingang an der Traufseite zur Dorfstrasse, später wurde er an die nördliche Giebelseite verlegt. In den 1990er Jahren erfuhr das Haus eine schonende Instandstellung, die am Erdgeschoss der südlichen Stirnseite störende jüngere Eingriffe in die Befensterung rückgängig machte. Ausserdem wurde der strassenseitige Aussenzugang zum Trämkeller aufgegeben.
Beschreibung:Der über einem längsrechteckigen Grundriss errichtete Baukörper steht traufseitig auf der Südseite der Dorfstrasse an einer platzartigen Verzweigung. Der zweigeschossige Ständerbau erhebt sich über einem verputzten Mauersockel und einem mächtigen eichenen Schwellenkranz mit einteiligen Schwellenschlössern. Zweigeschossig durchlaufende Eck- und Zwischenständer bilden das Grundgerüst der hölzernen Wandkonstruktion. Weitere, dazwischengeschobene Ständer sind stockwerkweise abgebunden und teils seitlich versetzt eingefügt. Die liegenden eingenuteten Wandfüllungen bestehen mehrheitlich aus Bohlen, im Erdgeschoss teilweise aus fassadenbündigen Flecklingen. Auf die bei einer klassischen Bohlenständerkonstruktion zur Aussteifung des Gefüges üblicherweise eingesetzten Kopfhölzer (Streben in den Ecken zwischen den Ständern und den Rähmbalken) wurde hier verzichtet. An mehreren Ständern und Rähmbalken sind Spuren alter Blattsassen festzustellen, die auf eine Zweitverwendung der Hölzer hindeuten. Über der Ständerkonstruktion der beiden Geschosse befindet sich ein Kniestock mit brettverschalten Giebeldreiecken, der das ziegelgedeckte Rafendach trägt. Die nordwestliche, massiv aufgeführte Stirnmauer ergänzte den Holzbau wohl zu einem späteren Zeitpunkt. Die Befensterung und die Zugänge erfuhren mehrfache nachträgliche Veränderungen; so wurde der ursprüngliche Hauseingang an der strassenseitigen Traufseite in ein Fenster umgewandelt. Heute ist das Haus von der nordwestlichen Giebelseite erschlossen. Die Erdgeschossfenster der südöstlichen Stirnseite erscheinen seit der Sanierung in den 1990er Jahren wieder in ihrer früheren Ausprägung als axial gesetzte, hochrechteckige Einzelfenster.
Das Hausinnere mitsamt der ehemaligen Werkstatt dient heute zu Wohnzwecken. In den früheren Verhältnissen führte der alte, inzwischen aufgehobene traufseitige Hauseingang direkt in die Küche, von der eine später zum Bad umfunktionierte Kammer abgetrennt war. Stube und Nebenstube nehmen den südöstlichen Bereich des alten Wohnteils ein. Hausinneres nicht gesehen (Angabe gemäss Bauernhausforschung 1987).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Literatur:- Jubiläumsbuch. 850 Jahre Besenbüren 1160–2010. Ortsbürgergemeinde Besenbüren (Hrsg.), Zürich 2010, S. 27.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0481-0483, Brandkataster Gemeinde Besenbüren, 1850-1937.
- Bauernhausforschung VIII-6,12
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29142
 

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