Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1892 - 1893 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Biedermeier |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Rudolf Giger, Baumeister, Reinach |
Würdigung: | Spätklassizistische Arztvilla, die 1890 nach Plänen des Reinacher Baugeschäfts Rudolf Giger für Dr. med. Emil Eichenberger errichtet wurde. Das Gebäude, das sich durch eine gut proportionierte und reich gegliederte gartenseitige Schaufassade auszeichnet, ist in der äusseren Erscheinung lediglich geringfügig verändert. Im Zusammenspiel mit dem grosszügigen, einst repräsentativ gestalteten Garten setzt es einen auffälligen Akzent an der Reinacherstrasse. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Villa wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1892/93 für Dr.med. Emil Eichenberger errichtet [1]. Die Pläne stammten vom Reinacher Baumeister Rudolf Giger [2]. Kurz nach dem Bau des Hauses entstand 1896 das zugehörige, nördlich benachbarte Ökonomiegebäude Vers.-Nr.238, in dem die für eine Landpraxis unverzichtbaren Pferde und Fuhrwerke untergebracht waren [3]. 1935 wurde der Garten, der heute nur noch vereinfacht erhalten ist, nach Plänen des bekannten Zürcher Gartenarchitekten Walter Leder neu gestaltet [4]. Eine sorgfältige Fassadenrenovation wurde 1987 vorgenommen. |
Beschreibung: | Die stattliche Villa erhebt sich in einem grossen, einst repräsentativ gestalteten Gartengrundstück auf der Nordseite der Reinacherstrasse, das früher an der zur Strasse gewandten Seite vom Trassee der Stichbahn Beinwil-Beromünster tangiert wurde. Das am Aussenbau lediglich geringfügig veränderte Gebäude ist in gepflegten spätklassizistischen Formen gestaltet. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau, der von vier auf drei Fensterachsen gegliedert wird, trägt ein klassizistisch flach geneigtes Walmdach. Die zur Reinacherstrasse gewandte südliche Längsseite ist als Schaufassade streng axialsymmetrisch durchgestaltet. Ihren Hauptakzent bildet ein die Traufe durchstossender, zweiachsiger Mittelrisalit, der über dem zweiten Obergeschoss von einem flachen Quergiebel abgeschlossen wird. Nur auf der Ostseite ist der kompakte Baukörper durch einen wiederum übergiebelten Eckrisalit in seiner Strenge etwas aufgebrochen. Er wird durch ein Gurtgesimse, ein schmaleres Gesimsband auf der Höhe der Fensterverdachungen sowie ein kräftiges Kranzgesimse aus Sandstein horizontal gegliedert, während die Vertikale durch eine feine Putzquaderung an sämtlichen Gebäudekanten ausgezeichnet ist. Über dem mit Kalksteinplatten verkleideten Sockelgeschoss ist das Erdgeschoss mit einer horizontalen Putzbänderung versehen und weist einfache Rechteckfenster mit Blockbänken auf. Die Fenster des Obergeschoss sind mit profilierten Gesimsbekrönungen und Blockbänken auf Konsolen reicher ausgestattet. Am Obergeschoss zieht sich über die Breite des Mittelrisalits ein Balkon auf kräftigen Volutenkonsolen aus Muschelkalk oder Kunststein, die Louis XVI-Reminiszenzen verraten. Das zwischen Mauerpfosten gespannte Gusseisengeländer zeigt Rahmenwerk in Neorenaissanceformen. Der Mittelrisalit wie auch der ostseitige Eckrisalit sind durch kräftig profilierte Giebelansätze und ein mittiges Okulusfenster (kreisförmiges Fenster) ausgezeichnet. Über die Mittelachse der westlichen Schmalseite zog sich ursprünglich eine zweigeschossige Veranda auf vier Gusseisensäulchen. An ihrer Stelle steht heute ein Obergeschossbalkon mit teilweise verglastem Erdgeschoss. Die Erschliessung des Erdgeschosses war entsprechend der doppelten Nutzung als Arztpraxis und Wohnung aufgeteilt. Die Praxis betrat man über den Eingang an der Ostseite, die Wohnung über die weniger repräsentativ gestaltete rückwärtige Nordfassade mit dem Treppenhaus. Beide Eingänge sind umgestaltet resp. erneuert. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt und westseitig mit einer nachträglichen Lukarne besetzt. Im Erdgeschoss bestand die Praxis anfänglich nur aus Untersuchungsraum und Wartezimmer; später wurde sie um einen Laborraum erweitert. Die übrigen Räume gehörten zur Wohnung. Nach der Schliessung der Praxis wurde die Raumaufteilung verändert. Das Obergeschoss ist mittels eines Stichgangs in Firstrichtung erschlossen. An Ausstattungselementen aus der Bauzeit haben sich Tafelparkette und geringe Reste von gestemmtem Deckentäfer sowie Füllungstüren erhalten. Ansonsten ist das Innere modernisiert, das Dachgeschoss für die Einrichtung einer dritten Wohnung ausgebaut. Nördlich der Villa erhebt sich traufständig entlang der Wühristrasse das zugehörige Ökonomiegebäude Vers.-Nr.238, ein langgestreckter Baukörper mit zweifarbig in Sichtbackstein aufgemauertem Erdgeschoss und verbrettertem Obergeschoss (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Die ehemals repräsentative Gartengestaltung ist verändert. Wohl von der ursprünglichen Anlage zeugt noch eine konkav im Halbrund vor der Schaufassade angelegte Buchshecke. Die Gartengestaltung von 1935 ist stark vereinfacht. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Beinwil am See 4131-3. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. [2] Freundl. Hinweis der Eigentümer (1992). [3] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. [4] ICOMOS-Liste historischer Gärten. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29748 |
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