INV-BES907 Tabakscheune, 1865 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BES907
Signatur Archivplan:BES907
Titel:Tabakscheune
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Hist. Name Objekt:Zollfreilager der Tabakfabrik J.J. Eichenberger
Adresse:Luzernerstrasse 12
Versicherungs-Nr.:112
Parzellen-Nr.:1846
Koordinate E:2657954
Koordinate N:1235221
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657954&y=1235221

Chronologie

Entstehungszeitraum:1865
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BES921, BES933
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Lagerhaus, Lagerhalle
Epoche / Baustil (Stufe 3):Schweizer Holzbaustil

Dokumentation

Würdigung:Für die Tabakfabrik von Johann Jakob Eichenberger erstelltes Ökonomiegebäude von 1865, das zur Lagerung der unverarbeiteten und damit noch unverzollten Tabakvorräte diente. In der Grunddisposition einer freistehenden Scheune nachempfunden, sticht das Gebäude durch seine ungewöhnlich sorgfältige Gestaltung in den Formen des Schweizer Holzstils hervor. Es präsentiert sich äusserlich praktisch unverändert und bildet zusammen mit dem benachbarten Fabrikantenwohnhaus(Bauinventarobjekt BES933), dem zwischen den beiden Bauten gelegenen Nebengebäude (Vers.-Nr. 111, nicht Bestandteil des Schutzumfangs) sowie den Fabrikgebäuden auf der gegenüberliegenden Strassenseite (Bauinventarobjekt BES921) ein intakt erhaltenes, spannungsvolles Ensemble, das anschaulich die Blütezeit der Beinwiler Tabakindustrie dokumentiert und an der Luzernerstrasse einen hohen Situationswert besitzt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Angabe im Brandkataster wurde das Gebäude 1865 für Tabakfabrikant Johann Jakob Eichenberger erstellt [1]. Es bildete nach dem eigenen Wohnhaus von 1847/48 (Bauinventarobjekt BES933) und dem ersten Fabrikgebäude von 1860 (Bauinventarobjekt BES921) den dritten Bestandteil des sukzessive beidseits der Luzernerstrasse entstandenen Gebäudekomplexes, nachdem der Pionier der Beinwiler Zigarrenindustrie die Produktion 1841 zunächst in einem Bauernhaus aufgenommen hatte [2]. Als Zollfreilager diente das Gebäude der Lagerung der noch unverarbeiteten und daher auch noch nicht dem Zoll unterstellten Tabakvorräte [3]. Gleichzeitig mit der Tabakscheune entstand das Nebengebäude Vers.-Nr. 111, das gemäss Brandkataster Schweinestall, Remise und Bedienstetenwohnung enthielt [4].
Seit längerer Zeit dient ein umgebauter Teil der Tabakscheune als Ladenlokal.
Beschreibung:Die Tabakscheune steht gegenüber dem zugehörigen Fabrikgebäude (Bauinventarobjekt BES921) bergseits der Luzernerstrasse, wo sie zusammen mit dem südlich benachbarten Wohnhaus des Fabrikgründers Johann Jakob Eichenberger (Bauinventarobjekt BES933) und dem zwischen den beiden Gebäuden gelegenen, von der Strasse etwas zurückversetzten Nebengebäude Vers.-Nr. 111 ein hofartiges Ensemble bildet (vgl. die Darstellung auf der Firmenreklame um 1890 in der Bilddokumentation). In seiner Grunddisposition einer freistehenden Scheune nachempfunden, ist das Gebäude in den Formen des Schweizer Holzstils aufwendig gestaltet, was ihm einen repräsentativen Anspruch verleiht. Das giebelständig zur Luzernerstrasse ausgerichtete Lagerhaus erhebt sich unter einem geraden Satteldach, das traufseitig in Form von schützenden Dachvorschermen weit herabgezogen ist. Die Giebelfassaden bestehen aus massivem, verputztem Mauerwerk, während die Traufseiten mehrheitlich als Holzkonstruktion erstellt sind. Ein Muschelkalksockel umfängt das gesamte Gebäude.
Durch schön gearbeitete, ebenfalls aus Muschelkalk gefertigte Pfeiler in drei Kompartimente geteilt, nehmen die Traufseiten ebenerdig auf beiden Seiten jeweils zwei breite Einfahrtstore sowie ein Einzelfenster auf. Der Bretterverschalung des ersten Lagerbodens ist ebenfalls auf beiden Seiten ein dekoratives Holzgerüst in der Art von Blendfachwerk aufgenagelt, das von fensterartig gestalteten Lüftungsöffnungen mit hölzernen Jalousieläden durchsetzt ist. Typische Zierformen des Schweizer Holzbaustils sind neben dem Blendfachwerk auch die dekorativ ausgesägten Traufbretter und die zierbeschnitzen Pfettenvorstösse. Die noch vorhandenen Türflügel des mittleren Einfahrtstors sind mit rautenförmigen Aufdoppelungen versehen; das westseitige wurde im Zusammenhang mit dem Einbau eines Verkaufslokals verglast. Die stirnseitigen Fenster- und Lüftungsöffnungen sind mit Muschelkalkgewänden versehen, die im Erdgeschoss stichbogige, im ersten Lagergeschoss rechteckige und im Dach originelle dreieckig schliessende Form haben. Unter dem First fallen beidseits Lüftungsöffnungen in der Form eines Schweizerkreuzes auf. An die westliche Stirnseite schliesst ein Garagenanbau unter Pultdach an (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Die beiden nebeneinander liegenden, zum Ent- und Beladen von Fuhrwerken bestimmten Einfahrtöffnungen nehmen einen Grossteil der erdgeschossigen Gebäudefläche ein. Ein etwas schmalerer Raum, wohl mit einem Kontor, liegt auf der Westseite. Zwischen den beiden Einfahrten führt eine breite Holztreppe in die beiden Obergeschosse. Später wurde ein Warenaufzug eingebaut und der Tabaktransport durch eine Luke in der Tenndecke bewerkstelligt. Die ursprünglich als Lagerräume völlig offenen Geschosse sind heute an der Ostseite durch den Einbau eines Ladenlokals samt Büroräumlichkeiten und Lagerräumen unterteilt. Das Pfettenrafendach ruht auf den Giebelwänden sowie einem liegenden Stuhl im Gebäudeinneren.
Unmittelbar neben der Tabakscheune liegt das Nebengebäude Vers.-Nr. 111 (nicht Bestandteil des Schutzumfangs), welches den Vorplatz auf der Westseite begrenzt. Der zweigeschossige Baukörper, der in traufständiger Ausrichtung zum Hofraum von einem mitteilsteilen Satteldach abgeschlossen wird, besitzt ein massiv gemauertes, verputztes Erdgeschoss. Das heute ebenfalls verputzte Obergeschoss war in Entsprechung zur Tabakscheune ursprünglich als Sichtfachwerkbau ausgebildet (vgl. Darstellung auf einem Werbeplakat um 1890 in der Bilddokumentation). Weitere Korrespondenzen zwischen Haupt- und Nebenbau ergeben sich durch die kapitellbekrönten Muschelkalkpfeiler, die dreiecksförmig schliessenden Obergeschossfenster an der Stirnseite und die Lüftungsöffnungen in der Form eines Schweizerkreuzes. Das Innere des Nebengebäudes ist weitgehend modernisiert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[2] Vgl. zu J.J. Eichenberger und seiner Firma Gautschi 1985, S. 167-175; Andreas Steigmeier, Blauer Dunst. Zigarren aus der Schweiz gestern und heute, Baden 2002, insbes. S. 17f., 41; VAMUS, Datenbank Industriekultur: http://www.vamus.ch/industriekultur/index.cfm, Art. 'Eichenberger J. J., Eduard Eichenberger Söhne' (Zugriff 23.11.2016).
[3] Freundl. Hinweise der Eigentümer (1992, 2016).
[4] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Literatur:- Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], Tf. 10 (histor. Ansicht).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29754
 

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