INV-BET903 Hinterdorfstrasse 3, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BET903
Signatur Archivplan:BET903
Titel:Hinterdorfstrasse 3
Bezirk:Muri
Gemeinde:Bettwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Hinterdorfstrasse 3
Versicherungs-Nr.:43
Parzellen-Nr.:28
Koordinate E:2662423
Koordinate N:1238097
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2662423&y=1238097

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:1896 (Treppe östlicher Hauseingang)
Würdigung:Aus der Zeit um 1800 stammendes Bauernhaus, dessen Wohnteil in der regionaltypischen Form des steilgiebligen hölzernen "Freiämterhauses" mit stirnseitigen Klebdächern, beschnitzten Bügen und Holzschindelverkleidung aufgeführt und in seiner äusseren Erscheinung weitgehend intakt erhalten ist. Hingegen hat der unter durchlaufendem Satteldach anschliessende Ökonomietrakt im Laufe der Zeit mehrfache Veränderungen und Erweiterungen erfahren, so dass ihm kein erheblicher materieller Zeugenwert mehr zugesprochen werden kann. Der markante Baukörper bildet zusammen mit dem Untervogtshaus (Bauinventarobjekt BET901) und der Liegenschaften Hinterdorfstrasse 7 (Bauinventarobjekt BET904) eine prägende historische Baugruppe am nordwestlichen Dorfrand.

Empfehlung: kommunaler Substanzschutz des Wohnteils und Volumenschutz des Ökonomieteils (ohne rückwärtigen Quergiebelanbau), mit entsprechenden Gestaltungsvorschriften Dorfzone.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das spätklassizistisch-biedermeierliche Erscheinungsbild, verbunden mit einer kräftigen stehenden Stuhlkonstruktion, lässt auf eine Entstehung des Gebäudes um 1800 schliessen. Schon auf der Michaeliskarte von 1840 ist der längliche Baukörper ungefähr in seiner heutigen Ausdehnung eingezeichnet. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird die Liegenschaft als "2-stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller, Scheune, Schopf und Schweineställen, von Stein und Holz unter Ziegel- und Strohdach" aufgeführt [1]. Damaliger Eigentümer war Jakob Brunner, alt Armenpfleger; 1875 ging das Anwesen an Ignaz Brunner und 1902 an Basil Keusch über.
Die vollständige Umdeckung von Stroh auf Ziegel erfolgte gemäss Brandkataster zwischen 1850 und 1875. Eine unter der stirnseitigen Aussentreppe angebrachte Jahreszahl 1896 verweist auf eine nicht näher festzulegende Umbautätigkeit. 1986 fand eine Wärmedämmung der Nordfassade mit unvorteilhafter Veränderung der Fensterformate statt. 1996 wurde eine neue Erschliessungszone mit zusätzlichem Zimmer im zuvor schon veränderten Tenn geschaffen [2]. 2009 fand eine Innenrenovation mit Isolation der Wände statt, wobei bedauerlicherweise das ehemalige Stubenbuffet entfernt wurde [3].
Beschreibung:Das Bauernhaus ist zusammen mit der westlich benachbarten Liegenschaft Hinterdorfstrasse 7 (Bauinventarobjekt BET904) und dem gegenüberliegenden Untervogtshaus (Bauinventarobjekt BET901) Bestandteil eines parallel zur Durchgangsstrasse geführten Bebauungsastes, der seinen ländlich-bäuerlichen Charakter weitgehend bewahrt hat. Der längliche Baukörper erhebt sich unter leicht geknicktem Giebeldach mit Firstrichtung West-Ost traufständig an der Hinterdorfstrasse. Der ostseitig gelegene Wohnteil ist ein gut proportionierter Freiämter Ständerbau mit charakteristischem Schindelschirm, Eckständereinfassungen mit Brettpilastern, giebelseitigen Klebdächern und Krüppelwalm, im vorliegenden Fall ergänzt durch eine jüngere Giebelründe in Heimatstilformen. Die strassenabgewandte, nach Süden gerichtete Stubenfront zeigt eine vierachsige Gliederung im spätklassizistischen Sinn. Die östliche Stirnseite weist drei Fensterachsen auf, wobei die mittlere mit dem Hauseingang nordwärts gegen den Küchenbereich hin verschoben ist. Die doppelläufige Aussentreppe mit ornamentalem schmiedeeisernem Geländer ist am Sockel mit 1896 datiert.
Das Hausinnere wies früher eine gängige Viererteilung mit Stube und Nebenstube im nach Süden ausgerichteten Vorderhaus sowie Küche und Kammer im nördlichen, in diesem Falle strassenzugewandten Hinterhaus (Stube und Nebenstube heute zusammengelegt; nördliche Haushälfte zu einer geräumigen Wohnküche ausgebaut). Eher ungewöhnlich mutet der stirnseitige Aussenzugang unmittelbar in den Küchenbereich an.
An historischer Ausstattung haben sich in der Stube die alten Deckenbalkenlagen erhalten, wogegen das bauzeitliche Eckbuffet dem Innenausbau von 2009 zum Opfer gefallen ist. Im Estrichraum noch gut einsehbar ist die Dachkonstruktion mit kräftigem stehendem Stuhl.
Der westlich anschliessende Scheunentrakt ist in seinen Umrissen und seiner Grundanlage mit Tenn, Stall und Remisentrakt zwar noch erkennbar, im Übrigen aber mehrfach verändert und winkelförmig nach Süden erweitert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938.
[2] Gemeindearchiv Bettwil, Baugesuchsakten.
[3] Besichtigung Hausinneres; Auskunft Ralph Hürlimann 2016.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar 1989, Bettwil VIII-7/10.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29886
 

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