Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1761 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Buffet) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1761 (Stubenbuffet) |
Würdigung: | Um 1760 errichtetes Bauernhaus, dessen Erscheinungsbild infolge einer jüngeren Wärmedämmung zwar erheblich geschmälert ist, das am Wohnteil jedoch noch wesentliche Teile der bauzeitlichen Bohlenständerkonstruktion sowie das originale Dachgerüst mit doppeltem stehendem Stuhl bewahrt hat. Als Prunkstück einer spätbarocken Wohnungsausstattung ist in der Stube ein 1761 datiertes Einbaubuffet aus Kirschbaumholz erhalten, das reich mit zierbeschnitzten Füllungen und einer Giessfassnische ausgestaltet ist. Überdies ist der längliche Baukörper prägender Bestandteil einer zeilenartigen Bebauung entlang der Hauptstrasse und somit auch von ortsbildprägender Bedeutung.
Empfehlung: kommunaler Substanzschutz des Wohnteils und Volumenschutz des Ökonomieteils, mit entsprechenden Gestaltungsvorschriften Dorfzone. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Jahreszahl 1761 am eingebauten Stubenbuffet dürfte auf das Baudatum des Hauses verweisen. Der nach der Wärmedämmung nicht mehr einsehbare Wandaufbau in Form einer Bohlenständerkonstruktion wie auch das kräftige Dachgerüst mit stehendem Stuhl machen eine Entstehung in der Mitte des 18. Jh. denn auch glaubhaft. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "2-stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller, Scheune und Schweineställen, von Holz unter Ziegeldach" aufgeführt; Eigentümer der Liegenschaft waren die Gebrüder Josef und Peter Gauch, Schmid's [1]. In jüngerer Zeit erfuhr das Bauernhaus erhebliche bauliche Veränderungen, die sich unter anderem auch auf das äussere Erscheinungsbild auswirkten. 1974 erfolgte der Ausbau des Scheunentrakts zu Wohnzwecken, wobei die ehemaligen Holzwände teilweise durch Mauerwerk ersetzt wurden. 1998 wurde eine Wärmedämmung des Wohnteils mitsamt neuer Befensterung vorgenommen [2]. |
Beschreibung: | Der langgestreckte Baukörper steht mit Firstrichtung Ost-West traufständig an der Hauptstrasse. Unter dem durchlaufenden Steilgiebeldach sind ein in spätklassizistischer Manier gestalteter Wohnteil und ein im 20. Jh. erheblich veränderter Scheunentrakt vereint. Der rundum mit einer dicken Isolationsschicht versehene Wohnteil zeigt an der strassenseitigen Stubenfront eine axiale Fenstergliederung aus dem 19. Jh., während die Stirnseite wie auch die Rückfront ein eher unregelmässiges Fassadenbild mit Fensterformaten aus verschiedenen Epochen abgeben. Ältere Aufnahmen aus dem Kurzinventar von 1996 zeigen das Haus noch im Zustand vor der eingreifenden Aussenisolation von 1998. Während die strassenseitige Fassade damals schon mit einem Schindelschirm verkleidet war, trat die hölzerne Wandkonstruktion an der östlichen Stirnfront und an der Rückseite des Wohnteils noch offen und mit Ausnahme der teils unschön vergrösserten Fensteröffnungen unverändert in Erscheinung. Über einem mächtigen eichenen Schwellenkranz erhob sich das zweigeschossig hochgeführte Ständergerüst mit Bohlenfüllungen, ausgesteift durch Riegel und verblattete Kopfhölzer sowie zierbeschnitzte Büge. Vermutlich ist ein Grossteil der alten Wandkonstruktion unter der Dämmschicht noch vorhanden. Im Originalzustand des 18. Jh. erhalten ist die Dachkonstruktion, ein Sparrendach mit Aufschieblingen und doppeltem stehendem Stuhl über dem Wohnteil sowie liegenden Bindern im Ökonomieteil. Die Sparren sind ausserhalb der Fassadenflucht in Flugpfetten eingezäpft, während die Aufschieblinge einer zweiten Flugpfette aufliegen. Zur Aussteifung der Konstruktion dienen verblattete Streben, welche die Stuhlsäulen mit den Bund- und Kehlbalken zu einem stabilen Gefüge vereinen. Die innere Raumordnung folgt einem gängigen Schema mit längs dem Scheunenteil durchlaufendem Quergang und Viererteilung der Räume, wobei Stube und Nebenstube das südliche, in diesem Falle strassenseitige Vorderhaus sowie Küche und Hinterstube (Esszimmer) den rückwärtigen Bereich des Hauses einnehmen. Als besonders wertvolles Ausstattungsstück bewahrt die Stube ein prächtiges, aus Kirschbaumholz gefertigtes spätbarockes Einbaubuffet mit Giessfassnische. Am dreiteiligen Oberbau sind die kunstvoll beschnitzten, mit geohrten Füllungen versehenen Kästchentüren mit dem Christusmonogramm IHS, den Namen "Maria" und "Joseph" und den Initialen der Heiligen Drei Könige beschnitzt. Hier finden sich auch das Baudatum 1761 und die Initialen "FE WI", welche vermutlich den Bauherrn und Auftraggeber des Möbels nennen [3]. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938. [2] Gemeindearchiv Bettwil, Baugesuchsakten. [3] Inneres gemäss Kurzinventar von 1996. Eine Innenbesichtigung war anlässlich der Aktualisierung des Bauinventars 2016 nicht möglich. Gemäss Auskunft des Eigentümers sollen die Verhältnisse im Innern weitgehend noch dieselben sein. Das wertvolle Stubenbuffet ist noch vorhanden (telefonische Auskunft Herr Brem). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar 1989, Bettwil VIII-7/12. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29898 |
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