Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1747 |
Grundlage Datierung: | Dendrochronologische Analyse |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Schmiede |
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Dokumentation |
Würdigung: | Als Wohnhaus mit Schmiedewerkstatt errichtetes Gebäude von 1747, welches eine exponierte ortsbauliche Stellung im Dorfzentrum einnimmt und mit seiner giebelständigen Ausrichtung auffällig von der ansonsten verbreiteten traufständigen Bebauung abweicht. Der kompakte, straff gegliederte Baukörper steht mit seinem geknickten Steildach, dem stirnseitigen Klebdach und traufseitigen Obergeschosslauben in der Tradition des steilgiebligen "Freiämterhauses". Mit dem massiv gemauerten Sockelgeschoss und dem zweigeschossigen hölzernen Oberbau, welcher heute mit Eternitschindeln verkleidet ist, weist er aber unübliche, wohl mit der früheren Gewerbenutzung zu erklärende Dimensionen auf.
Empfehlung: kommunaler Substanzschutz des Wohnhauses; kein Schutzstatus des erneuerten Ökonomiegebäudes und des Zwischentrakts (heutiger Ausstellungsraum). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die dendrochronologische Altersbestimmung des steilgiebligen Gebäudes hat ein für das spätklassizistische Erscheinungsbild überraschend frühes Erstellungsjahr von 1747 erbracht [1]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist von einem "Wohnhaus mit Tremkeller, Schmiede und Schweineställen, von Stein und Holz, unter Ziegeldach" die Rede [2]. Zu jener Zeit gehörte die Liegenschaft dem Schmied Jakob Gauch; 1875 ist dann Alt-Gemeindeammann Breitenstein als Eigentümer verzeichnet. Wann genau die im Sockelgeschoss eingerichtete Schmiedewerkstatt aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Um 1900 jedenfalls war in den Räumlichkeiten bereits ein Lebensmittelladen eingerichtet; nach mündlicher Überlieferung soll das Haus zeitweise auch als Schullokal und Wirtshaus gedient haben. Im Laufe des 20. Jh. wurde das zuvor mit Holzschindeln verkleidete Gebäude mit einer Eternitverschalung versehen, und das Hausinnere erfuhr eine umfassende Modernisierung. 1998 ersetzte man das östlich gelegene Ökonomiegebäude durch einen im gleichen Volumen erstellten Neubau, welcher der gegenüberliegenden Küchenbaufirma als Ausstellungsraum dient. 2009 wurden das Wohnhaus und der Ökonomie-Ersatzbau durch einen Zwischentrakt miteinander verbunden und die Ausstellungsfläche in den ehemaligen Schmiede- und Ladenraum hinein ausgeweitet [3]. |
Beschreibung: | Aufgrund seiner exponierten Lage inmitten der überwiegend traufständigen historischen Bebauung setzt das Haus mit seiner giebelständigen Ausrichtung einen ausgeprägten Akzent im Bettwiler Ortsbild. Einschliesslich des massiv gemauerten Sockelgeschosses erhebt es sich als dreigeschossiger Baukörper unter steilem, leicht geknicktem Giebeldach mit Krüppelwalm. Der hölzerne Oberbau ist durch eine jüngere Eternitverschalung abgedeckt, nur im Bereich der Obergeschosslauben tritt die alte Ständerkonstruktion mit liegenden Bohlenfüllungen und verblatteten Kopfhölzern gegen aussen noch in Erscheinung. Die Fassaden sind in spätklassizistischer Manier streng symmetrisch mit axial gesetzten Einzelfenstern gegliedert, die Eckständer zeigen eine sorgfältig gestaltete Verkleidung mit Brettpilastern. Das stirnseitige Klebdach wie auch die traufseitigen Obergeschosslauben, welche auf zierbeschnitzte Büge abgestützt sind, gehören zum verbreiteten Formenrepertoire des sogenannten "Freiämterhauses". Die strenge Symmetrie der Schaufassade setzt sich auch an dem mit einem Fugenputz versehenen gemauerten Sockelgeschoss fort, wo die beiden Ladeneingänge und die zugehörigen Schaufenster spiegelbildlich angeordnet sind. Die mit vergitterten Fenstern ausgestatteten, zierbeschnitzten Türflügel sind dem späten Biedermeier zuzuordnen (2. Hälfte 19. Jh.). Der Zugang zu den Wohnräumen erfolgt traufseitig über einen einläufigen steinernen Treppenaufgang und einen kleinen, wohl nach 1900 angefügten Laubengang. In den beiden Obergeschossen und im Dachraum sind heute drei Stockwerkwohnungen eingerichtet [4]. Im ansonsten stark veränderten ehemaligen Schmiede- und heutigen Ausstellungsraum sind die alten Deckenbalkenlagen von 1747 noch erhalten. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Labor für Dendrochronologie, Untersuchungsbericht vom 16. Dez. 2011: 2 Proben Balkenlage EG und Holz Dachgeschoss: 1747 (sichere Datierung). [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938. [3] Gemeindearchiv Bettwil, Baugesuchsakten. [4] Mündliche Mitteilung Ernst Brunner (2016). Die Mietwohnungen konnten nicht besichtigt werden. |
Literatur: | - 1100 Jahre Bettwil, Bettwil 1993, S. 54. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar 1989, Bettwil VIII-7/3. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29904 |
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