INV-BEW906 Oedlishof, 1850 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BEW906
Signatur Archivplan:BEW906
Titel:Oedlishof
Bezirk:Muri
Gemeinde:Beinwil (AG, Freiamt)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Beinwil, Unterdorf
Adresse:Oedlishof
Versicherungs-Nr.:171, 169
Parzellen-Nr.:90
Koordinate E:2668693
Koordinate N:1231697

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1850
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Am Nordrand des Beinwiler Unterdorfs gelegene bäuerliche Hofanlage aus der Zeit um 1850, die aus einem stattlichen freistehenden Wohnhaus und einer zugehörigen grossvolumigen Stallscheune besteht. Beim Wohngebäude des sogenannten "Oedlishofs" handelt es sich um einen qualitätvollen biedermeierlichen Mauerbau mit zeittypisch straff gegliederten Fassaden, talseitig hoch aufragendem Kellergeschoss sowie einem knapp vorspringenden Giebeldach mit hangseitigem Treppenhausrisalit. Dank einer sorgfältig vorgenommenen Renovation hat es sein äusseres Erscheinungsbild, die innere Raumstruktur sowie wertvolle Teile der historischen Ausstattung bewahrt. Im Zusammenspiel mit der imposanten, ebenfalls noch weitgehend intakten Scheune und einer gepflegten Nahumgebung ergibt sich ein wertvolles ländliches Ensemble von grossem bau- und sozialgeschichtlichem Zeugenwert, dem auch eine erhebliche Bedeutung für das Ortsbild von Beinwil zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die etwas erhöht am nördlichen Ortseingang stehende bäuerliche Hofanlage dürfte kurz vor 1850 entstanden sein; auf der Michaeliskarte um 1840 ist an dieser Stelle jedenfalls noch kein Gebäude eingezeichnet. Im Brandkataster von 1850 indessen wird die Liegenschaft als "2-stöckiges Wohnhaus mit gewölbtem und Tremkeller, von Stein unter Ziegeldach", mit zugehöriger "Scheune von Stein und Holz mit Ziegeldach", aufgeführt [1]. Damalige Eigentümer waren die Gebrüder Bütler, Oedlis, welche somit auch als Bauherren zu vermuten sind. 1873 ging das Anwesen an Peter Rey über, gelangte aber 1883 bereits wieder in die Hände der Familie Bütler, bei denen es bis in die jüngste Zeit verblieb. 2013 erfolgte durch die neuen Eigentümer eine sorgfältige Renovation des Wohngebäudes, wobei der Gesamtcharakter des Gebäudes mitsamt der Grundkonstruktion, der inneren Raumstruktur und wertvoller Teile der historischen Ausstattung beibehalten wurde [2].
Beschreibung:Der in Getrenntbauweise mit freistehendem Wohnhaus und Scheune errichtete "Oedlishof" steht leicht abgesetzt und etwas erhöht am nördlichen Ortseingang, was ihm eine weithin sichtbare, prägende Wirkung verleiht. Talseitig zum Dorf hin präsentiert sich das Wohnhaus als stattlicher dreigeschossiger Mauerbau mit zentralem Eingang ins freistehende Kellergeschoss. Der kubische Baukörper schliesst unter einem mittelsteilen, nur knapp vorspringenden Satteldach, dessen auffälliger Dreieckgiebel die Mittelachse des Hauses betont. In der streng axialen, symmetrischen Fensteranordnung spiegelt sich die klassizistisch-biedermeierliche Architekturauffassung, welche eine vornehme Zurückhaltung an den Tag legt. Die dorfwärts nach Süden gerichtete Stubenfront zählt fünf regelmässig disponierte Fensterachsen, die beiden Stirnseiten und die hangseitige Rückfassade jeweils drei. Halbkreisförmiger Lüftungsöffnung (Lünetten) als zeittypische Stilmerkmale finden sich an den durch Klebdächer ausgeschiedenen Giebelfeldern und ebenso am hangseitigen Treppenhausrisalit. Die Mitte der repräsentativen Talseite besetzt das breite, holzgefasste Eingangsportal, welches noch das originale doppelflüglige Türblatt mit geschnitzten Rosetten bewahrt. Bedingt durch die Hanglage, verfügt das freiliegende Kellergeschoss über grosse, hochrechteckige Lichtöffnungen, was dem Gebäude in der talseitigen Ansicht einen betont grosszügigen Charakter verleiht. Sämtliche Fensteröffnungen sind mit Gewänden aus solidem Eichenholz und mit hölzernen Jalousieläden ausgestattet.
Die hangseitige Trauffassade beherrscht ein breiter übergiebelter Mittelrisalit mit halbgeschossig versetzten Fenstern und kleinen flankierenden Öffnungen, welche die auf den Zwischenpodesten gelegenen kleinen Nebenräume belichten. Der vermutlich nicht aus der Bauzeit stammende frühere Windfang wurde anlässlich des Umbaus von 2013 durch einen grosszügigen Annexbau in moderner Formensprache ersetzt.
Durch den rückwärtigen Eingang, der noch das vierteilige gestemmte Türblatt aus der Bauzeit bewahrt, gelangt man in einen halbgeschossig versetzten Hausgang, von dem Treppen hinunter ins Kellergeschoss und hinauf in das Wohngeschoss führen. Das Kellergeschoss, welches von der Talseite her ebenerdig zugänglich ist, verfügt über einen grosszügigen, quer zum First durchlaufenden Mittelgang. Beidseitig schliessen zwei Kellerräume von jeweils unterschiedlicher Grösse an (heute als Keller, Tankraum, Waschküche und Fernsehraum genutzt). Die beiden kleineren, hangseitigen Räume verfügen über tonnengewölbte Decken. Das anlässlich der jüngsten Renovation freigelegte Mauerwerk an Wänden und Decke zeigt ein vielfältiges Gesteinsmaterial unterschiedlicher Form und Grösse. Das als Hochparterre ausgebildete erste Wohngeschoss weist einen interessanten Grundriss auf, indem vom Hausgang aus eine Doppeltür in die zwei grosszügigen südseitigen Stuben führen (Räume heute zusammengelegt). Seitlich schliessen an den Stichgang zwei kleinere Räume an, welche ursprünglich wohl beide als Küche dienten. Diese Raumkonstellation deutet auf eine frühere Aufteilung des Hauses quer zum First – mit gemeinsam genutztem Mittelgang – hin. Im Obergeschoss wiederholt sich das Nutzungsmuster mit durchlaufendem Mittelgang und nun je drei seitlich anschliessenden, entsprechend kleiner dimensionierten Schlafkammern.
An historischer Ausstattung haben sich in diversen Räumen Feldertäfer an Decken und Wänden, Einbauschränke, Fischgratböden und gestemmte Türen erhalten. In der südöstlichen Stube steht ein grün-schwarz patronierter Kachelofen mit Sitzkunst, der vermutlich aus der Bauzeit des Hauses stammt. Das zu Wohnzwecken ausgebaute Dachgeschoss bewahrt das originale Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl. Als konstruktive Besonderheit befindet sich der Fusspunkt der Sparrenlagen ausserhalb der Fassadenflucht, sodass sich ein kleiner Dachvorsprung auch ohne Aufschieblinge und den damit verbundenen Dachknick ergibt.

Nordöstlich des Hauses erhebt sich im rechten Winkel eine grossvolumige freistehende Stallscheune (Vers.-Nr. 169), welche die wirtschaftliche Bedeutung von Viehzucht und Milchwirtschaft im Oberen Freiamt deutlich macht. Mit Ausnahme einer aus Bruchsteinen gefügten bergseitigen Stirnmauer ist das Ökonomiegebäude in regionaltypischer Bauweise als Ständerkonstruktion mit vertikaler Bretterschalung aufgeführt (talseitige Sockelzone nachträglich mit Backsteinen aufgemauert). Das Grundgerüst bilden 6 x 4 bis zur Dachtraufe hochgeführte Ständer, darauf gesetzt ist die aus liegenden Stuhljochen bestehende Dachkonstruktion. In Ausnutzung der Geländesituation führt auf der westlichen Stirnseite eine Hocheinfahrt (Konstruktion erneuert) in den mächtigen Dachraum, der über die gesamte Länge der Scheune mittels einer Fahrbühne erschlossen ist. Entlang der beiden Trauffassaden ziehen sich offene Laubengänge, deren Brüstungen mit diagonalen Staketenhölzern zu einem hübschen geometrischen Muster gestaltet sind. Auf der Südwestseite bildet die weit vorgezogene, auf Holzpfosten abgestützte Dachtraufe eine offene, witterungsgeschützten Vorzone. Die mächtigen, durch keinerlei Aufbauten gestörten Dachflächen, welche zu einem guten Teil noch mit handgemachten Biberschwanziegeln eingedeckt sind, verleihen dem Gebäude einen ruhigen, in Bezug zum Wohnhaus angemessen zurückhaltenden Charakter.

Wesentlich zur Gesamtwirkung der stattlichen Hofanlage trägt die Nahumgebung mit Grünflächen, Sträuchern und gepflästertem Hofplatz bei. Der südseitig vorgelagerte ehemalige Bauerngarten bewahrt die Einfriedung mit niedrigem Mauersockel und eisernem Zaun aus dem ausgehenden 19. Jh. An der südwestlichen Gartenecke steht ein jüngeres Wegkreuz aus Kunststein.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Beinwil 4224-2.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
[2] Gemeindearchiv Beinwil, Baugesuchsakten.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29970
 

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