Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Der ehemalige bäuerliche Vielzweckbau Badenerstrasse 3/5 steht wie das benachbarte Doppelbauernhaus (Bauinventarobjekt BIT911) an Stelle des für die Siedlungsgründung wichtigen frühmittelalterlichen Herrenhofs. Seine hohe lokalgeschichtliche Bedeutung behielt er wie jenes bis ins frühe 19. Jahrhundert als Taverne bei. Es handelt sich um einen ehemaligen Bohlenständerbau mit Strohbedachung, der im 19. Jahrhundert mit einer steinernen Fassade ausgestattet und mit Ziegeln eingedeckt wurde. Im Innern jedoch bewahrt er wesentliche Teile der ursprünglichen Hochstudkonstruktion und ist somit ein seltener und wertvoller Zeuge des 18. Jahrhunderts. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das ehemalige Bauernhaus Badenerstrsse 3/5 steht gemäss Rudolf wie das südöstlich benachbarte Gebäude (Bauinventarobjekt BIT911) auf dem Areal des frühmittelalterlichen Herrenhofs, den die Franken zur Sicherung des Verkehrsweges von Windisch nach Zürich angelegt hatten [1]. Die Hofstätte, auf der seit fränkischer Zeit auch Gericht gehalten wurde und wo der künstlich umgeleitete Bach zum Dorfbrunnen vorbeiführte, behielt später als Meierhof und nach dem Übergang der Herrschaft an Königsfelden als Dinghof ihre Bedeutung. Aus der damit verbundnen Pflicht, den Grund- und Gerichtsherrn jederzeit zu verköstigen und zu beherbergen, erwuchs dem Schwabenhof an der Badenerstrasse 3/5 vermutlich um 1400 ein erstes Tavernenrecht. In den 1460er Jahren wird mit Hensli Meyer erstmals ein Wirt genannt. In der Reformationszeit ging die Liegenschaft samt Tavernenrecht an die Familie Zehnder, die von 1570 bis 1719 auch die zweite Birmenstorfer Taverne im Leimbachhof an der Bruggerstrasse 7/9, den späteren "Bären", führte. Ab 1750 ist der Name "zum Adler" fassbar. Nach kurzem Umweg über die Badenerstrasse 6 (Schmiede) ging das Tavernenrecht 1820 auf einen neu errichteten Bau vis-à-vis über, der 1972 durch den heutigen Gasthof ersetzt wurde. In einer Quelle um 1800 wird der "Adler" noch als zweistöckiges strohgedecktes Holzhaus mit Scheune beschrieben [2]. Im Laufe des 19. Jh. wurden die hölzernen Fassaden des Wohnteils ummauert und mit regelmässig verteilten, steingefassten Rechteckfenstern ausgestattet. Die äussere der beiden quer zum First geteilten Wohneinheiten wurde möglicherweise beim Umbau der bestehenden Wohnung angefügt [3]. Die Rückfront und die Giebelseite sind mit jüngeren Fensteröffnungen versehen. Am kleinen Scheunentrakt war bis 1999 noch die alte Holzbauweise mit Fleckling-Füllungen an der Stallwand, vertikaler Bretterschalung am Heuraum sowie grossflächigem Tenntor aus holzgenagelten Brettern sichtbar. Beim jüngsten Umbau wurden Tenn und Stall der Wohnnutzung zugeführt und die historischen Teile durch eine neue Holzverschalung mit Fensteröffnungen ersetzt. |
Beschreibung: | Das ehemals mit dem Tavernenrecht zum Adler ausgestattete Bauernhaus ist wie der benachbarte frühere "Bären" (Bauinventarobjekt BIT911) ein zweigeschossiger, traufständig zur Badenerstrasse gestellter Vielzweckbau mit doppeltem Wohnteil und kleinem (umgenutzten) Scheunentrakt. Der längliche Baukörper ruht unter einem steilen, nur knapp vorspringenden Satteldach, das zwischen den beiden Hausteilen eine leicht versetzte Firstlinie zeigt. Der gemauerte Wohntrakt setzt sich aus einer grösseren tennseitigen Einheit mit vier Fensterachsen und einer äusseren, lediglich zwei Achsen breiten, Einheit zusammen. Während erstere (Badenerstrasse 3) über einen strassenseitigen Eingang verfügt, ist die schmale Wohnung (Badenerstrasse 5) auf der Stirnseite erschlossen und ragt rückwärtig über die Flucht des Kernbaus hinaus. Die Hauptfassade zeichnet sich durch eine für das 19. Jh. typische strenge Gliederung aus. Die hochrechteckigen Fenster werden von schlichten gefalzten Steingewänden mit leicht vorkragender Sohlbank eingefasst, im Obergeschoss des schmalen Wohnteils von hölzernen Rahmen. Das Innere des Kernbaus enthält noch wesentliche Teile aus der Bauzeit. Die für Strohdachhäuser charakteristische, in der Region selten gewordene Konstruktion setzt sich aus drei Firstständern (Hochstüden), First, Unterfirst, Sperrrafen und stehenden Stuhljochen zusammen [4]. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Rudolf 1983, S. 43, 526-531, S. 44-45 (Abb. 11-12), S. 48 (Abb. 13), S. 99-101 (Abb. 32-33), S. 527 (Abb. 154). [2] Rudolf 1983, S.529. [3] Im Brandlagerbuch von 1899 sind zwei Wohnhäuser verzeichnet, von welchen das mittlere von Bauer und Gemeindeammann (1881-1905) Josef Zimmermann bewohnt wurde. Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0039: Brandkataster Birmenstorf 1899-1938; Rudolf 1983, S. 576. [4] Hoegger 1995, S. 20. |
Literatur: | -Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 12-26. -Max Rudolf, Geschichte der Gemeinde Birmenstorf, Birmenstorf 1983, S.43, 526-531, S. 44-45 (Abb. 11-12), S. 48 (Abb. 13), S. 99-101 (Abb. 32-33), S. 527 (Abb. 154). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0039: Brandkataster Birmenstorf 1899-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30468 |
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