Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1796 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Türsturz) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | HH 1796 |
Würdigung: | Das 1796 im Ausserdorf erbaute ehemalige Mittertennhaus Badenerstrasse 29 gehört zu den frühesten gemauerten Profanbauten von Birmenstorf und säumt als mittleres von drei historischen Bauernhäusern den östlichen Dorfeingang. Das in einer Kurve der Badenerstrasse gelegene spätbarocke Bauernhaus mit dem markant geknickten Satteldach prägt den Strassenraum sowohl mit seiner Trauf- als auch mit seiner Giebelseite. Diese zeichnen sich durch eine sorgfältig ausgeführte Stichbogenbefensterung und eine plastisch verzierte Türbekrönung (Schlussstein) aus. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das spätbarocke Bauernhaus wurde 1796 für Johann Jakob Humbel errichtet und ist somit nach dem Bau des Pfarrhauses und der Pfrundscheune 1763 (Bauinventarobjekte BIT903 und BIT905) sowie des 1790 erneuerten Dinghofs und alten "Bären" (Bauinventarobjekt BIT911) einer der frühesten gemauerten Profanbauten von Birmenstorf [1]. Um 1875 gehörte das Haus der Ziegler-Familie Biland. Im umgebauten Scheunenteil betrieb Martin Locher bis 1957 die letzte Schmiedewerkstatt im Dorf [2]. Beim Umbau von 2006 wurden in den oberen Geschossen vier Wohneinheiten und im Erdgeschoss ein Restaurant sowie ein Coiffeursalon eingerichtet, wodurch das Innere eine neue Erschliessung und Raumaufteilung erhielt. |
Beschreibung: | Der ganz in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführte längliche Baukörper steht an prominenter Stelle, wo die dorfeinwärts führende Badenerstrasse in einem Bogen nach Südwesten ausschwenkt. Er trägt ein stark geknicktes Satteldach (Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen) auf liegenden Stuhljochen. Der vierachsige Wohnteil bewahrt die originale spätbarocke Befensterung mit gefalzten, stichbogig abschliessenden Gewänden und abgerundeten, fein profilierten Gesimsen. Die verwendeten Hausteine sind sorgfältig mit dem Scharriereisen bearbeitet und täuschen - was die Ausführung als aussergewöhnlich aufwändig auszeichnet - in den oberen Ecken eine auf Gehrung geschnittene Fuge vor. Die gleichfalls aus Muschelkalk gehauene Haustürrahmung ziert am Stichbogensturz ein skulptierter Schlussstein mit den girlandengeschmückten Initialen "H[ans Jakob] H[umbel]" über dem Baudatum "1796" und einer nach unten gerichteten Rosette. Der ehemalige Ökonomietrakt mit Tenn und Stall wurde nach 1945 wie beim Nachbarhaus Badenerstrasse 27 umgenutzt und verändert, indem man die prägenden korbbogigen Tenneinfahrten auf beiden Seiten zumauerte. Bei der Einrichtung der Schmiedewerkstatt wurden traufseitig grosse, quer liegende Fenster im Erdgeschoss und giebelseitig zwei neue Zugänge eingelassen. Das schmale Fensterband im ehemaligen Heubergeraum und einige rückwärtige Öffnungen sind Ergänzungen des jüngsten Umbaus. Während Eingriffe in die Dachflächen und die strassenseitige Vorderfront eher zurückhaltend vorgenommen wurden, wurden die mit Balkonen und einer Loggia erweiterten Giebelseiten in ihrer ehemals ruhigen Gliederung relativ stark verunklärt. Nach Westen schliesst ein zusätzlicher eingeschossiger Anbau mit Eingangsbereich, Neben- und Serviceräumen an, auf dem sich eine Dachterrasse befindet. Vom vorderen Eingang her erschloss einst ein dem Tenn entlang laufender Flur die Wohnung. Im strassenseitigen Vorderhaus befanden sich nach einem gängigen Grundrissmuster Stube und Nebenstube, das Hinterhaus beherbergte die Küche und eine Hinterstube. Zur Ausstattung der getäferten Stube gehörte ein Wandbuffet aus Nussbaumholz mit gestemmten Füllungstürchen aus der Bauzeit. In dessen Giessfassnische stand ein prismatisches Zinngiessfass mit löwenhäuptigem Ausguss und den Initialen "M Z[ehnder]" [3]. An der Rückfront des Hauses gelangte man über eine Aussentreppe in einen tonnengewölbten Keller (heute unter dem Anbau). Heute sind die Grundrisse samt innerer Erschliessung stark verändert und an die neue Nutzung (Coiffeursalon und Restaurantbetrieb im Erdgeschoss, je zwei Wohnungen im ersten Obergeschoss und Dachgeschoss) angepasst. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Rudolf 1983, S.425-426, 436. [2] Rudolf 1983, S.525, 553. [3] Hoegger 1995, S.21. |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 12-26. - Max Rudolf, Geschichte der Gemeinde Birmenstorf, Birmenstorf 1983, S.425-427, 436, S. 324 (Abb.76), S. 433 (Abb. 121). |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar II-4/11. |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-BIT839.006 Badenerstrasse 29 (= BIT915), 1796 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30498 |
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