Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1651 |
Grundlage Datierung: | Inschrift an Holzstütze und Vordach |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Mühle |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Adam und Hans Eichholtzer |
Inschriften: | 1651 (Mühlekeller, Klebdach); 1796 (Mühlekeller); 1861 (Mühlekeller) |
Würdigung: | Die "Untere Mühle" ist ein wuchtiger, quer zum Weissenbach orientierter Mauerbau mit steil aufragendem, geknicktem Gehrschilddach und Klebdächern auf Traufhöhe. Das nach dem Dorfbrand von 1649 neu errichtete Gebäude bewahrt im ehemaligen Mühlenkeller einen mächtigen achteckigen Holzpfeiler, der die Inschrift der Mühlenbauer Eichholzer von 1651 trägt. Zusammen mit der Zehntenscheune (Kantonales Denkmalschutzobjekt BOS019) prägt die Mühle die Nahumgebung der Kath. Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt BOS001) auf der Hügelkuppe. Wichtiger lokalgeschichtlicher Zeuge des seit dem 13. Jahrhundert bezeugten Müllereigewerbes in Boswil. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Eine Mühle wird in Boswil 1228 erstmals urkundlich erwähnt, und schon im 14. Jh. dürften zwei eigenständige Betriebe bestanden haben [1]. 1604 verkauften Hans Müller und seine Söhne die Untere Mühle an Abt Johann Jodok Singisen, der damals auch die Obere Mühle sowie die "Büelmüli" in Aristau (Bauinventarobjekt ARI902) dem Rechtsbereich des Klosters Muri einverleiben konnte. Ein vor der Mühle aufgestellter Mahlstuhlpfeiler aus Muschelkalk zeigt auf der Vorderseite das mit Mitra und Bischofsstab bekrönte Wappen des Klosters Muri sowie das Privatwappen von Abt Johann Jodok Singisen. Nach dem Dorfbrand von 1649, dem 24 Gebäude zum Opfer fielen, liess der damalige Abt Dominikus Tschudi die Mühle samt Zehntenscheune neu errichten und gab dafür 3228 Gulden aus. Die Mühleneinrichtung fertigten die Oberlunkhofer Zimmermeister Adam und Hans Eichholzer an [2]. Der mächtige Holzpfeiler, welcher den Unterzugbalken des Mahlraums stützt, trägt denn auch die Inschrift "M ADEM / EICHHOLTZER / UND / M HANS / EICHHOLTZER / DIE BRVDERN / VON / LVNCKHOFEN / ANNO / 1651". Das Baudatum 1651 ist ein zweites Mal am stirnseitigen Klebdach überliefert. Die Mühle samt der 1706 erweiterten "Zehntenscheune" (Kantonales Denkmalschutzobjekt BOS019) und einer weiteren kleinen Scheune wurden um 1750 von Pater Leodegar Mayer auf einer "Ansicht der Muri Herrschaften" detailgetreu wiedergegeben (siehe Bilddokumentation). 1760 hat man die hölzernen Wasserzuleitungen durch steinerne ersetzt, 1796 wurden die Mahleinrichtungen renoviert. Darauf verweist eine zweite Inschrift an einer Stütze im Mühlenkeller: "VNDER / DEM SCH / VTZ GOTT / ES IST DIE / MVLI / RENOVIERT / WORDEN / ANNO 1796". Mit der Klosteraufhebung von 1842 ging die Mühle an den Staat über. Dieser verkaufte die Liegenschaft 1845 an Viktor und Josef Huber in Boswil [3]. Gemäss Brandkataster errichtete Müller Johann Huber 1859 ein neues Ökonomiegebäude "von Stein und Rieg", mit Schweineställen sowie Wohnung. Eine Erneuerung oder grössere Reparatur des Kellergewölbes ist mit einer Inschrift "1861" am Steinpfeiler belegt. Um 1900 wurde die zugehörige grosse Scheune mit einer zusätzlichen Wohnung versehen. 1913 erwarb Willi Xaver, Bäcker von Aesch (Kt. LU) die Mühle. Er legte den Mahlbetrieb still, führte aber die heute noch bestehende Bäckerei weiter. |
Beschreibung: | Die ehemalige Getreidemühle ist ein mächtiger, in die Falllinie des Hanges gestellter Mauerbau unter steilem, geknicktem Satteldach, das mit Gehrschild und stirnseitigem Klebdach ausgestattet ist. Als Besonderheit ist am Klebdach das Baudatum 1651 zu lesen. Wie die Zeichnung von Pater Leodegar Mayer um 1750 belegt, bewahrt das Gebäude am oberen Geschoss weitgehend noch die bauzeitliche Zwillings- und Reihenbefensterung mit Hausteingewänden. Hingegen hat man im unteren Wohngeschoss und im Sockelbereich mit dem ehemaligen Mahlraum verschiedene Veränderungen vorgenommen. Sowohl der stirnseitige Zugang zum Mühlenraum als auch der traufseitige Wohnungseingang besassen früher Rundbogengewände, welche in der Folge durch Rechteckgewände ersetzt wurden. Das ursprünglich nur spärlich belichtete Sockelgeschoss hat mit dem Einbau der Bäckerei eine grossflächige Befensterung erfahren. Das Hausinnere ist heute weitgehend modernisiert, der ehemalige Mühlenkeller umgebaut [4]. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Germann 1967, S. 108; Kretz 1991, S. 109. [2] 1659 erwarb Hans Eichholzer, Landwirt und Zimmermeister ein "neues Haus" am südlichen Dorfausgang von Oberlunkhofen. Es handelt sich um den Vorgängerbau des heutigen Hofes Hagenbuch (Bauinventarobjekt OLU903). 1684 liess er neben seinem Haus ein Bildstöckli errichten, das sein Wappen und die Initialen "MHEI" für Meister Hans Eichholzer trägt (Denkmalschutzobjekt OLU004). Die Mühle in Aristau aus dem Jahr 1665 trägt an der Holzstütze im Mahlraum ebenfalls die Initialen "MAE" und "MHE" (Bauinventarobjekt Aristau ARI902). [3] Zur jüngeren Besitzergeschichte vgl. Müller/Werder 1968, S. 24-25. [4] Gemäss Bauernhausforschung 1989. |
Literatur: | - Franz Kretz, Boswil, Freiamt im Spiegel der Vergangenheit, Villmergen 1991, S. 109 ff. - Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des des Kantons Aargau, Bd. 5., S. 108. - Viktor Müller/Jakob Werder, Die Untermühle, in: Dorfchronik Boswil, 1968, S. 24-25. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 207 (Abb. 369). - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 95. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventa Boswil, VIII-8/33. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31032 |
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