INV-BOT906 Grabenstrasse 94, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BOT906
Signatur Archivplan:BOT906
Titel:Grabenstrasse 94
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Bottenwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Graben
Adresse:Grabenstrasse 94
Versicherungs-Nr.:94
Parzellen-Nr.:139
Koordinate E:2641639
Koordinate N:1237700
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2641639&y=1237700

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Typologisch interessantes Hochstud-Doppelbauernhaus, das ins 18. Jahrhundert zurückgehen dürfte. Das langgestreckte Gebäude, dessen eindrückliches Walmdach von vier russgeschwärzten Hochstüden getragen wird und das vermutlich seit jeher über zwei quer zum First angelegte Wohnteile verfügte, hat seine Gesamterscheinung sowie wesentliche Teile der Wand- und vor allem der Dachkonstruktion bewahrt. Im Innern ist die alte Raumstruktur noch gut ablesbar; auch haben sich wertvolle Ausstattungselemente aus dem 19. Jahrhundert erhalten. In weitgehend isolierter Lage zuoberst im „Graben“ in den Hang gesetzt, kommt dem markanten Baukörper eine überaus prägende Bedeutung für das Landschaftsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach seinen Bauformen dürfte das Hochstudhaus in das 18. Jh. datieren. Einen möglichen Hinweis auf das Erbauungsjahr gibt eine vor dem Haus sekundär in eine Mauer eingelassene Sandsteinplatte mit den Initialen „HK“ und der Jahrzahl 1792, die vermutlich von einem alten Kachelofen stammt. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird die Liegenschaft als „Wohnhaus samt Scheune mit 3-facher Schweinestallung, von Holz, 2 Tremkeller, mit Strohdach“ beschrieben. Sie war damals schon in zwei Wohnteile aufgeteilt, von denen der eine Samuel und Kaspar König und der andere den Gebrüdern König, Samuels, gehörte [1]. Denkbar ist, dass es sich um ein Generationenhaus mit einer Hauptwohnung und einem stöckliartigen Altenteil handelte. Erst 1929 wurde das Dach von Stroh auf Eternitschiefer umgedeckt.
2002 erfolgte ein grösserer Umbau, bei dem insbesondere der kleinere, ostseitige Wohnteil im Inneren umgestaltet und mit einer Aussenwärmedämmung versehen wurde. Gleichzeitig hat man in der nordwestlichen Ecke des Scheunentrakts neue Pferdeställe eingebaut und das gesamte Dach neu mit Falzziegeln eingedeckt [2].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau erhebt sich abgesetzt in gut einsehbarer Lage zuoberst auf der südlichen Talseite des „Grabens“, unmittelbar gegenüber dem an der Strasse nach Zofingen gelegenen gleichnamigen Weiler. Es handelt sich um ein langgestrecktes, ehemals strohgedecktes Hochstud-Doppelhaus, das sich aus zwei unterschiedlich grossen Wohnteilen in der östlichen Gebäudehälfte sowie einem westlich anschliessenden Scheunentrakt mit Tenn und Stall zusammensetzt und von einem für ehemalige Strohdachhäuser charakteristischen Vollwalmdach abgeschlossen wird. Der kleinere, ostseitige Wohnteil zeigte bis zum Umbau von 2002 noch die bauzeitlichen Ständerwände, die vermutlich heute noch unter der verbretterten Aussenwärmedämmung erhalten sind. Die Basis bilden im Eckverband teils verzinkte, teils verzapfte Eichenschwellen über einem Mauersockel aus Bruchsteinen, welcher talseitig einfache Kellerräume mit Balkendecken enthält. Die mit liegenden Bohlen und teils mit Flecklingen (Kanthölzern) ausgefachten Ständerwände werden am Obergeschoss durch verblattete Kopfhölzer ausgesteift und weisen durchgehende, profilierte Brustriegel auf. Bis zum Umbau waren im Bereich des Obergadens noch kleine Fensteröffnungen in den ursprünglichen Abmessungen erhalten, welche zu diesem Zeitpunkt durch grossformatige Einzelfenster in Anlehnung an das Erdgeschoss ersetzt wurden. Die Fassaden des inneren, grösseren Wohnteils hatten schon um 1900 grössere Veränderungen erfahren, indem die talseitige Schaufront aufgemauert mit vier Achsen von Einzelfenstern besetzt wurde. Auf der Hangseite behielt man die Bohlenwände noch länger bei, allerdings mit vergrösserten Fensteröffnungen im Erdgeschoss.
Der Ökonomietrakt, der heute noch als solcher genutzt wird, hat im Lauf der Zeit ebenfalls verschiedene Veränderungen und bauliche Anpassungen. Ob die Ökonomie einst für zwei Parteien konzipiert war, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen; eine allfällige Aufteilung wäre am ehesten längs des Firstes anzunehmen. Möglicherweise aber hatte der östliche, kleinere Wohnteil lediglich die Funktion eines Altenwohnteils („Stöckli“) und verfügte über keinen eigenen Scheunenanteil.
Das äussere Erscheinungsbild des Baukörpers wird in wesentlichen Teilen von der grossen, ruhigen Dachfläche bestimmt. Nach Entfernung des Strohbelags um 1929 war diese zwischenzeitlich mit Eternitplatten eingedeckt, ehe anlässlich des neuesten Umbaus der Wechsel auf Falzziegel erfolgte. Als prägender Bestandteil des Hause geblieben ist das originale, rauchgeschwärzte Dachgerüst mit insgesamt vier Hochstüden (Firstständern), von denen die beiden westlichen das Tenn flankieren, während die beiden östlichen über den zwei Wohnteilen abgefangen sind.
Der Zugang zu den beiden Wohnteilen erfolgt jeweils ebenerdig von der südgerichteten Hangseite her. In beiden Fällen gelangte man ursprünglich wohl direkt in die Küchen, die beide als zweigeschossige offene Rauchküchen ausgebildet waren. Dran schlossen talseitig die Wohnräume (Stube, Nebenstube) an. Zu den darüber liegenden Obergadenkammern gelangte man vermutlich über eine einfache Holzstiege in der Küche. Trotz diverser baulicher Veränderungen und Modernisierungen ist die Grundanlage in beiden Hausteilen noch erkennbar: Die innere Hauptwohnung weist eine gängige Vierteilung mit Stube und Nebenstube auf der talgerichteten Schauseite sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich auf, während die äussere Kleinwohnung einen zweiteiligen Grundriss mit Küche und talseitig angrenzender Stube besitzt.
Insbesondere die Obergadenkammer des kleinen, östlichen Wohnteils zeigte sich mit der kleinen Fensteröffnung und dem überschobenen Brettertäfer bis zum Umbau von 2002 praktisch noch im Originalzustand. An historisch wertvoller Ausstattung erhalten geblieben ist in der östlichen Stube ein grüner Kachelofen mit zweistufiger, an der Fussplatte 1806 datierter Sitzkunst, deren Kacheln teilweise reliefiert sind. Der westliche, innere Wohnteil war bereits 1991 erheblich modernisiert. Er besitzt einen ebenfalls aus dem 19. Jh. stammenden, beige übermalten Kachelofen, der auf klassizistisch gerillten Sandsteinfüssen steht (Inneres gemäss Kurzinventar 1991).
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0609-0611, Brandkataster Gemeinde Bottenwil, 1850-1938.
[2] Umbaupläne im Bauarchiv der Gemeinde.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0609-0611, Brandkataster Gemeinde Bottenwil, 1850-1938.
- Gemeinde Bottenwil, Bauarchiv: Umbau 2002.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31248
 

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