INV-BRG908 Wohlerstrasse 7-11, 1889 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRG908
Signatur Archivplan:BRG908
Titel:Wohlerstrasse 7-11
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Untere Vorstadt
Adresse:Wohlerstrasse 7, 9, 11
Versicherungs-Nr.:319, 385, 404
Parzellen-Nr.:4306, 4285, 4284
Koordinate E:2667928
Koordinate N:1244713

Chronologie

Entstehungszeitraum:1889
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Reihenhaus, Zeilenbebauung
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Autorschaft:Michael Comolli und Söhne, Bauunternehmung, Bremgarten
Inschriften:"1898" (urspr. wohl "1889"; Hauseingang von Nr. 7)
Würdigung:Drei zu einer Zeile verbundene Wohnhäuser, die in Etappen 1889, 1903/04 sowie 1908 durch die Bremgarter Bauunternehmung Michael Comolli und Söhne erbaut wurden. Die spätklassizistisch geprägten, zweigeschossigen Gebäude sind im Kniestock jeweils mit einem mittigen Quergiebel versehen, unter dem sich der von einem Portalbalkon überhöhte Hauseingang befindet. Sie repräsentieren mit ihrer Gestaltung solide Baumeisterarchitektur. Das mittlere Haus fällt durch seine rote, im Farbwechsel gelb akzentuierte Sichtbacksteinfront auf, während Haus Nr. 7 wohl schon ursprünglich eine differenzierte Gestaltung mit Besenwurfverputz. Mit der Lage über erhöhten, ursprünglich von einer durchgehenden Terrassenmauer abgeschlossenen Vorgärten besitzt die Häuserzeile an der Wohlerstrasse, schräg gegenüber der auf das 17. Jh. zurückgehenden Wälismühle (Bauinventarobjekt BRG906), einen erheblichen Situationswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Wohnhauszeile wurde sukzessive in drei Etappen auf eigene Rechnung durch die Bremgarter Bauunternehmung Michael Comolli und Söhne erbaut. Deren Gründer war seit 1879 in Bremgarten ansässig und betrieb unweit von den Häusern eine Kiesgrube an der Wohlerstrasse betrieb, während die Söhne Hermann und Karl Albert 1902 in das Geschäft eintraten [1]. Haus Nr. 7 (Vers.-Nr. 319) entstand gemäss Brandkataster 1889 und ging 1890 an Beat Keller, Oberrichter, über; bei der an der Strassenfront angebrachten Jahrzahl 1898 müssen wohl bei einem Umbau die letzten beiden Metallziffern vertauscht worden sein [2]. Bereits 1896 erfolgte eine Erweiterung, offensichtlich durch den rückwärtigen Anbau. Nr. 9 (Vers.-Nr. 385) wurde gemäss Brandkataster und Bauinschrift 1903/04 errichtet, ging erst 1909 von Michael Comolli an Josef Erni, Säger, über und erfuhr später mehrere rasche Handänderungen. Nr. 11 (Vers.-Nr. 404) folgte 1908 und ging 1920 an Leo Robert (?), Schreiner, über.
Spätere Veränderungen an Haus Nr. 7: 1955 Verandanbau an der Südostseite; 2007 Balkonverglasung im Obergeschoss [3].
Nr. 9: um 1990 Innenumbau; 2004 Dachausbau; 2012 Installation einer vollflächigen Solaranlage auf dem Dach; 2016 Anbau eines südseitigen Balkons [4].
Nr. 11: um 2000 Renovation sowie strassenseitige Abgrabung des Terrains zur Anlage eines Parkplatzes. Um 2005 wurde das wohl aus früheren Nebengebäuden entstandene, direkt an Haus Nr. 11 angebaute Haus Wohlerstrasse 13a-c durchgreifend renoviert.
Beschreibung:Die dreiteilige Wohnhauszeile ist schräg gegenüber der aus dem 17. Jh. datierenden Wälismühle (Bauinventarobjekt BRG906) und etwas näher zur Altstadt an die Südseite der Wohlerstrasse gelagert, wo sie in zurückversetzter Lage über einem erhöhten Vorgartenbereich mit Stützmauer zur Strasse aufragen. Es handelt sich um drei identisch gegliederte, noch spätklassizistisch geprägte Baumeisterhäuser, die sich zweigeschossig über einem Kellersockel erheben und von Kniestock-Satteldächern mit Quergiebel zur Strasse abgeschlossen werden. Sie zählen zur Strasse hin fünf Achsen gleichmässig verteilter Rechteckfenster mit Zementgussgewänden. Der mittige Hauseingang wird unter dem Quergiebel jeweils über eine zweiläufige Freitreppe erschlossen und durch einen Portalbalkon über Gusseisensäulen betont. Die drei Häuser zeichnen sich durch eine für die Zeit um 1900 charakteristische Materialvielfalt und differenzierte Detailgestaltungen aus, wobei die vielfältige Gestaltung hier vielleicht auch als Werbung für den in der Nachbarschaft ansässigen Baumeister gedacht war.
Haus Nr. 7:
Das älteste der drei Wohnhäuser, das 1889 errichtete Haus Nr. 7, zeigte wohl seit jeher eine differenzierte Gestaltung mit Besenwurfverputz und Gliederungselementen in Backstein, wobei Entlastungsbögen über den Obergeschossfenstern aus roten, Eckpilaster in zeittypischem Farbwechsel aus roten und gelben Backsteinen ausgeführt sind. Für die Sockelzonen verwendete man hier wie auch am Nachbarhaus Nr. 9 originellerweise Nagelfluh-Bruchsteinmaterial; Treppenstufen und Türeinfassung bestehen auf Granit. Vorder- wie auch Hintereingang besitzen noch die originalen, historistisch gefelderten Türblatter, an den Fenstern die wohl ebenfalls bauzeitlichen hölzernen Rolläden. Der stirnseitige Verandaanbau stammt von 1955, der Wintergartenaufbau von 2007. Rückwärtig ist das Haus durch einen bereits 1896 entstandene, zweigeschossigen, Laubenanbau mit Terrasse für das Dachgeschoss erweitert. Das Dach ist mit Falzziegeln eingedeckt.
Das Hausinnere zeigt eine übliche Disposition mit durchgehendem Quergang, an den auf beiden Geschossen beidseits jeweils zwei Zimmer stossen. Eine Geschosstreppe mit Richtungswechsel ist im hinteren Bereich seitlich an das Treppenhaus gelagert. Von der gut erhaltenen bauzeitlichen Ausstattung sind ein farbiger Plattenbelag im Quergang, ein historistischer weisser Turmofen mit reich verzierter Bekrönung, Parkettböden sowie die Holztreppe mit gedrechseltem Staketengeländer und Antrittspfosten zu erwähnen.
Der Vorgarten zeigt gegen die Strasse noch im wesentlichen die bauzeitliche Situation mit einer Futtermauer, über der sich ein Schmiedeeisenzaun zwischen Mauerpfosten erhebt. Hinter Haus Nr. 7 steht ein bauzeitliches Wasch- und Holzhaus aus Kalksandsteinen (Vers.-Nr. 320).
Haus Nr. 9:
Das mittige Haus Nr. 9 ist in einer im ausgehenden 19. Jh. beliebten Gestaltung als Sichtbacksteinbau ausgeführt, wobei der rote Grundton im Farbwechsel durch Entlastungsbögen sowie gliederende Elemente in gelblichen Steinen akzentuiert wird. Das Dach ist samt Quergiebel mit einer vollflächigen Solaranlage versehen. Ein rückwärtiger Balkonvorbau stammt von 2007.
Das Innere zeigt einen prinzipiell ähnlichen Grundriss wie Nr. 7, wobei die doppelläufige Treppe hier innerhalb des Quergangs liegt und der Hintereingang halbgeschossig versetzt ist. Im Erdgeschoss ist die alte Raumstruktur noch ablesbar, während sie im Obergeschoss stärker verändert ist. Die Räume sind modernisiert.
Der Vorgarten ist gegenüber der Strasse noch mit der alten Futtermauer abgeschlossen; der Zaun ist erneuert.
Haus Nr. 11:
Das stark renovierte, in den Grundzügen aber erhaltene Haus Nr. 11 zeigt heute einen durchgehenden Verputz. Ob es ursprünglich evtl. ebenfalls als Sichtbacksteinbau ausgeführt war, ist nicht bekannt. Das Dach ist mit Falzziegeln eingedeckt und mit zwei jüngeren Lukarnenaufbauten versehen (Hausinneres nicht gesehen).
An die nordwestliche Stirnseite schliesst ein eher unorganisch angefügtes Nachbarhaus an, das wohl aus früheren Nebenbauten entstanden ist. Der ehemals identisch mit den Nachbarhäusern gestaltete Vorgartenbereich wurde durch eine Abgrabung für einen Parkplatz störend verändert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zum Baugeschäft Comolli vgl. Karl Strebel, Das Freiamt. Heimatgeschichte und Wirtschaft (Bezirkschroniken des Kantons Aargau, Bd. II), Zürich 1946, S. 88f.; Lis Glavas / Hermann Comolli, 130 Jahre Comolli. Eine Bremgarter Firmen- und Familiengeschichte, in: Bremgarter Neujahrsblätter, 2008, S. 57-76.
[2] Stadtarchiv Bremgarten: 12/4, Brandkataster Gemeinde Bremgarten, 1805-1850 u. 1876-1897; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0081, Brandkataster Gemeinde Bremgarten, 1899-1938 sowie freundl. Auskunft des Eigentümers von Haus Nr. 7 (2001).
[3] Pläne im Baugesuchsarchiv.
[4] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Quellen:- Stadtarchiv Bremgarten: 12/4, Brandkataster Gemeinde Bremgarten, 1805-1850 u. 1876-1897; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0081, Brandkataster Gemeinde Bremgarten, 1899-1938.
- Stadt Bremgarten, Baugesuchsarchiv: Umbauten Nr. 7: 1955, 2007; Nr. 9: 2004, 2012, 2016.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31404
 

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