INV-BRI915 Bahnhofstrasse 2, 1806 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRI915
Signatur Archivplan:BRI915
Titel:Bahnhofstrasse 2
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Brittnau
Adresse:Bahnhofstrasse 2
Versicherungs-Nr.:49
Parzellen-Nr.:1813
Koordinate E:2638837
Koordinate N:1234492

Chronologie

Entstehungszeitraum:1806
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1806 DW" (Hauseingang)
Würdigung:Spätklassizistisch-biedermeierliches Bauernhaus von 1806, das in den späten 1930er Jahren mit einem neuen Dach versehen wurde und dessen Ökonomieteil heute zu einer Werkstatt umgestaltet ist. Der gemauerte Wohnteil zeichnet sich durch eine sorgfältige Fassadengliederung mit aufwendig gestaltetem Hauseingang und hübscher rückseitiger Laubenfront aus. Das Gebäude mit strassenseitig vorgelagertem Bauerngarten nimmt eine prominente Stellung am östlichen Ortseingang, unmittelbar bei der 1933 erneuerten Wiggerbrücke, ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift am Hauseingang wurde das Haus 1806 erbaut, die beigefügten Initialen "DW" beziehen sich auf den vermuteten Bauherrn David Wyss [1]. Nach dessen Tod 1832 wechselte die Liegenschaft mehrmals den Besitzer. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "zweistökiges Wohnhaus von Mauer, mit gewölbtem Keller und Tremkeller nebst Scheune von Mauer und Holz, unter Ziegeldach", in den Händen von Johannes Kunz Witwe, bezeichnet [2]. 1892 erwarb Friedrich Däster, Gemeindeammann von Balzenwil, das Anwesen, das sich heute noch in Besitz seiner Nachkommen befindet.
Ältere Fotoaufnahmen aus der Zeit vor 1933, als noch die alte Wiggerbrücke bestand, zeigen das Haus mit einem deutlich steileren Dach (vgl. Bilddokumentation); dieses hat man in der Folge durch das bestehende, mittelsteile Dach ersetzt. Ebenso stand auf dem Hofplatz ein zur Liegenschaft gehörendes Wohnhaus (Stöckli), welches später abgebrochen wurde.
2014 wurde eine sorgfältige Fassadenrenovation vorgenommen. 2015 erfolgte der Umbau des zuvor schon veränderten Scheunenteils zu einer Werkstatt.
Beschreibung:Der längliche, mit Firstrichtung Nord-Süd traufständig auf den Strassenraum ausgerichtete Baukörper nimmt eine ausserordentlich prominente Stellung im Ortsbild ein, markiert er doch den Dorfeingang östlich der Wiggerbrücke und bildet einen eigentlichen Blickfang in der Verlängerung der Strählgasse. Trotz baulicher Veränderungen am ehemaligen Scheunenteil hat er seinen Grundcharakter als bäuerlicher Vielzweckbau bewahrt. Namentlich der in verputztem Bruchsteinmauerwerk erstellte Wohnteil zeichnet sich durch ein gepflegtes Fassadenbild mit zeittypisch axialer Befensterung aus. Sorgfältig gestaltete Ecklisenen und ein Gurtgesims zwischen den beiden Geschossen tragen zur harmonischen Gliederung bei. Der unmittelbar neben dem Tenntor gelegene vordere Hauseingang ist mit einem Rautenfries und einem skulptierten Türsturz besonders ausgezeichnet. Das Mittelfeld schmückt ein von einer Girlande begleitetes Ovalmedaillon mit einer Doppellilie, umgeben von der Jahreszahl 1806 und den Initialen "D W" (vermutlich für David Wyss). Beidseits davon sind die zusätzlichen Initialen "MR" und "W" (bislang nicht gedeutet) in zwei Kartuschenfelder eingelassen. Tür- und Fenstergewände sind aus Sandstein gehauen. Vermutlich besassen früher sämtliche Fenster kräftige gerundete Gesimse, wie sie an der Stirnfassade teilweise noch erhalten sind (übrige Fensterbänke mit Zement aufmodelliert).
Über die rückwärtige Längsseite erstreckt sich eine nachträglich zum Teil ummauerte Laubenfront. Diese zeigt im originalen Bestand ein kräftiges, sorgfältig gestaltetes hölzernes Balustergeländer, das auf schlanke gedrechselte Säulen abgestützt ist [3]. Der Türsturz des Hintereingangs mit der Jahreszahl 1715 dürfte als wiederverwendetes Werkstück (Spolie) von einem anderen Gebäude stammen.
Die Raumordnung der stockwerkweise aufgeteilten Wohnungen entspricht einem gängigen Muster mit Stube und Nebenstube auf der Strassenseite sowie Küche und Hinterstube im Hinterhaus, erschlossen über einen durchlaufenden tennseitigen Gang. Im durchgehend modernisierten Hausinneres hat sich keine nennenswerte historische Ausstattung erhalten. Unter dem äusseren Teil des Hauses erstreckt sich ein tonnengewölbter Keller, welcher über einen rückwärtigen Ausseneingang betreten wird.
Wesentlich zur situativen Wirkung des Hauses trägt der westlich zur Strasse hin vorgelagerte Bauerngarten bei. Dessen südwestliche Ecke markiert eine intakt erhaltene, kleine Scheune aus dem frühen 20. Jh. (Vers.-Nr. 48). Das Ökonomiegebäude ist als kompakter Gerüstbau mit vertikaler Bretterschalung und polychromen Backsteinwänden im Stallbereich aufgeführt.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Buchmüller/Lerch 2007, S. 211. – Die Jahrzahlinschrift 1715 am Sturz des hinteren Hauseingangs dürfte als Spolie von einem anderen Gebäude stammen.
[2] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
[3] Eine ähnlich gestaltete Laube findet sich am 1808 erbauten stattlichen Wohnhaus Strählgasse 12 (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRI003).
Literatur:- Kurt Buchmüller/Christian Lerch-Baumgartner, Brittnauer Dorfgeschichte im Blickpunkt von einst und jetzt, Brittnau 2007.
- Roman W. Brüschweiler/Kurt Buchmüller, 1100 Jahre Brittnau, Jubiläumsschrift, Brittnau 1994.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31620
 

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