INV-BRI927 Altes Schulhaus Mättenwil, 1795 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRI927
Signatur Archivplan:BRI927
Titel:Altes Schulhaus Mättenwil
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Brittnau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mättenwil
Adresse:Bögligasse 341
Versicherungs-Nr.:341
Parzellen-Nr.:1389
Koordinate E:2636058
Koordinate N:1233298

Chronologie

Entstehungszeitraum:1795
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Würdigung:Erstes Schulhaus von Mättenwil, das 1795 durch den Brittnauer Baumeister Samuel Ott erbaut wurde. Es handelt sich um einen schmucken Mauerbau mit Gehrschilddach, bernisch geprägter Ründe und hübsch beschnitzten Bügen. Das sorgfältig renovierte Gebäude nimmt eine zentrale Stellung im Ortsbild des kleinen Weilers Mättenwil ein. Als ältestem Schulgebäude auf dem Gemeindegebiet von Brittnau kommt ihm überdies eine besondere lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Schule wird in Mättenwil 1673 erstmals urkundlich erwähnt. Anfänglich fand der Unterricht in der Wohnstube der jeweiligen Lehrperson statt. 1794 beschloss man den Bau eines eigenen Schulhauses, welches durch den Brittnauer Baumeister Samuel Ott und durch Zimmermann Josef Bögli erstellt wurde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1346 Gulden, 9 Schilling und 3 Pfennig, welche für Materialkosten und Löhne eingesetzt wurden. Darüber hinaus hatte jeder Bürger im Rahmen seines Vermögens Fronarbeit zu leisten [1].
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist von einem "Schulgebäude mit 2 Stok von Mauer, unten mit Wohnung und grossem Schulzimmer, oben 2 Schulzimmer, Gewölbekeller und Glockentürmchen, mit Ziegeldach" die Rede; 1890 wird ein Abtrittanbau verzeichnet [2].
Bis zum Bau des neuen Schulhauses 1902 (Bauinventarobjekt BRI926) beherbergte das Alte Schulhaus die Schulzimmer von Mättenwil. Das Dachgeschoss wurde nachträglich zu einem Handarbeitsraum ausgebaut. Nach 1902 ging das Gebäude in private Hand über. Im Erdgeschoss wurden eine Bäckerei und später noch ein Spezereienladen eingerichtet. Die damit verbundenen Eingriffe (Schaufenster und separater Eingang) machte man 1978 anlässlich einer sorgfältigen Aussenrenovation wieder rückgängig. Damals wurden die Fenstergewände in Sandstein erneuert und das Dachgeschoss zu einem Atelierraum ausgebaut.
Beschreibung:Das Alte Schulhaus nimmt im Weiler Mättenwil eine zentrale Stellung an der Verzweigung von Mättenwilerstrasse und Bögligasse ein. Der mit seiner Stirnfront nach Süden auf den Dorfplatz ausgerichtete, zweigeschossige Mauerbau ruht unter einem ausladenden Gehrschilddach mit Giebelründe (Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und hoch ansetzenden Aufschieblingen). Die verschalten Giebelbögen sind auf sorgfältig beschnitzte und bemalte Büge mit diagonalen Stabwulstmotiven abgestützt. Die gefugten Eckquader sind erdgeschossig in Muschelkalk und am Obergeschoss in Sandstein gehauen, die Fassadenflächen regelmässig mit axialen Einzelfenstern besetzt. Die nördliche Giebelseite birgt eine Laube mit Aufgang ins Obergeschoss (heute in den jüngeren Verbindungsbau zum benachbarten Speichergebäude integriert). Die ursprüngliche eichene Wangentreppe mit ausgesägtem Flachbalustergeländer ist teilweise erhalten. Von der Laube gelangte man wohl direkt in die Schulstube, deren ursprüngliche Raumaufteilung allerdings nicht mehr nachvollziehbar ist. Am Sandsteingewände des Eingangs sind deutliche Kratzspuren zu erkennen, die angeblich daher rühren, dass die Schulkinder vor dem Unterricht hier ihre Griffel zugespitzt hätten. Im Erdgeschoss hat sich teilweise noch die originale Stichbalkendecke mit eingeschobenem Bretterboden erhalten; ansonsten ist das Hausinnere modernisiert. An der Nordwestseite des Hauses befindet sich ein kleiner, in Firstrichtung angeordneter Gewölbekeller.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte des Schulhauses Mättenwil Brüschweiler/Buchmüller 1994, S.74-75; S.74-75; Buchmüller/Lerch-Baumgartner 2007, S. 202-205; Hasler 2008, S. 45-46. – Von Baumeister Samuel Ott (1756-1810), der angeblich einer bernischen Familie entstammte, sind auf dem Gemeindegebiet von Brittnau noch auch das 1801 datierte Haus Dorfstrasse 12 (Bauinventarobjekt BRI905), das Bauernhaus Hardstrasse 14 von 1807 (das herrschaftliche Wohnhaus Strählgasse 12 von 1808 (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRI003), das Bauernhaus Hardstrasse 14 (BRI1920). Zu Baumeister Ott vgl. den Artikel von Fritz Lerch im Zofinger Tagblatt 1961.
[2] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
Literatur:- Kurt Buchmüller/Christian Lerch-Baumgartner, Brittnauer Dorfgeschichte im Blickpunkt von einst und jetzt, Brittnau 2007.
- Roman W. Brüschweiler/Kurt Buchmüller, 1100 Jahre Brittnau, Jubiläumsschrift, Brittnau 1994.
- Georg Boner/Kurt Buchmüller, Unsere Kirche, Geschichte, Bau und Entwicklung der Kirche Brittnau und ihre Bedeutung in dorf und Gemeinde, Brittnau 1976.
- Ruedi Hasler, Schulhausbau auf dem Lande. Ein Text- und Bilderbuch mit Beispielen aus dem Bezirk Zofingen (Zeitraum 1803-2008), MAS Denkmalpflege und Umnutzung, Fachhochschule Burgdorf 2008 (Bibliothek Kantonale Denkmalpflege).
- Fritz Lerch, Das alte Bauernhaus Plüss-Angst zu Brittnau und seine Geschichte, in: Zofinger Tagblatt 1961, Nr. 76.
- Fritz Lerch, Vom Schulhaus zur Dorfbäckerei. Das alte Schulhaus in Mättenwil-Brittnau im neuen Kleide, in: Zofinger Tagblatt (Erscheinungsdatum nicht bekannt).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 36.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31704
 

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