Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-BRI942 |
Signatur Archivplan: | BRI942 |
Titel: | Liebigen 298 |
Bezirk: | Zofingen |
Gemeinde: | Brittnau |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Liebigen |
Adresse: | Liebigen 298 |
Versicherungs-Nr.: | 298 |
Parzellen-Nr.: | 424 |
Koordinate E: | 2637444 |
Koordinate N: | 1232244 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Malerisch am Waldrand gelegenes ehemaliges Strohdachhaus aus der Zeit um 1800, das am giebelbetonten Wohnteil noch wesentliche Teile der traditionellen Bohlenständerkonstruktion bewahrt hat. Von besonderem baugeschichtlichem Interesse ist die durchgehend rauchgeschwärzte Dachkonstruktion, die im Ökonomieteil als klassischer Hochstud und über dem Wohnbereich in einer reduzierten Form mit Dreieckstreben und Hahnenbalken ausgebildet ist. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Anhand der konstruktiven Details insbesondere am Dachgebälk ist das Gebäude in die Zeit um 1800 einzuschätzen. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird es als "Wohnhaus nebst Scheune und angebautem Schweinestall, von Holz, mit 2 Tremkeller und Strohdach", in Besitz von Jakob Kunz, aufgeführt [1]. 1876 ging die Liegenschaft an Gottfried Bienz und 1901 an Jakob Staub, Färber, über. Die Umdeckung von Stroh auf Ziegelbelag erfolgte vermutlich in den 1920er Jahren. Das lange Zeit nur noch als Abstellraum genutzte Haus wurde vor einigen Jahren umfassend renoviert und einer zeitgemässen Wohnnutzung zugänglich gemacht. |
Beschreibung: | Das ehemalige Strohdachhaus steht im Ortsteil Liebigen, abseits der übrigen Bebauung auf dem Areal der Gartenbaufirma Haller. Mit seinem charakteristisch abgewalmten Dach fügt es sich harmonisch in die weite Kulturlandschaft ein und bildet zugleich eine markante Silhouette vor dem bewaldeten Hintergrund des Hönete. Der kompakte Baukörper ist mit Firstrichtung West-Ost als kleinbäuerlicher Vielzweckbau in der Nutzungsabfolge Wohnteil-Tenn-Stall konzipiert (Mittertennhaus). Die mit einem Dreiviertelwalm versehene westliche Stubenfront tritt dabei als eigentliche Schauseite in Erscheinung. Sie ist in für die Entstehungszeit eher altertümlicher Bauweise als Bohlenständerkonstruktion mit Schwellenkranz und zweigeschossig hochgeführtem Ständergerüst errichtet. Die Wandfüllungen bestehen aus liegenden wie auch stehend eingenuteten Bohlen, und im Obergeschoss tragen verblattete Kopfhölzer zur Aussteifung des Gefüges bei. Lediglich im Bereich der traufseitig gelegenen Küche wurden die hölzernen Ausfachungen nachträglich durch Backsteinmauerwerk ersetzt. Die Westfassade erhielt im Bereich der erdgeschossigen Hauptwohnräume als Wärmedämmung eine zusätzliche horizontale Bretterverschalung, wobei die ursprüngliche reihenartige Befensterung beibehalten wurde. Über dem Stubenwerk zieht sich ein sorgfältig profilierter Brustriegel über die gesamte Fassadebreite hinweg. Im Dachraum haben sich die tragenden Teile der originalen, rauchgeschwärzten Konstruktion in einer typologisch interessanten Variante erhalten (Rafenlage und Dachhaut erneuert). Es handelt sich um eine Kombination der klassischen Hochstudbauweise und einer abgewandelten, reduzierten Form, welche vor allem bei jüngeren Strohdachhäusern aus der Zeit um 1800 zur Anwendung gelangte. Zu ersterer gehört ein ehemals durchlaufender Firstständer zwischen Tenn und Stall. Über dem Wohnteil aber sind zwei weitere Firstständer stark verkürzt und auf scherbaumartige Streben mit dazwischen gespanntem Hahnenbalken abgestützt. Die Längsverstrebung des Gefüges erfolgt in traditioneller Machart mittels Firstpfette und Unterfirst [2]. Der Hausgrundriss zeigt eine giebelbetonte Raumorganisation. Tennseitig befinden sich die von der nördlichen Traufseite direkt zugängliche Küche und eine rückwärtig anschliessende, beheizbare Kammer. Letztere wurde nachträglich in traditioneller Ständerbauweise nach Süden erweitert. Das stirnseitige Vorderhaus nehmen die Stube und eine seitlich anschliessende Nebenstube/Schlafkammer ein. Die schlicht gehaltenen Kammern im Obergeschoss sind über eine traufseitige Aussentreppe zu erreichen. Von den zwei separat zugänglichen Tremkellern diente der eine als Webraum. Als Reste eines ehemaligen Webstuhls sind hier noch kräftige Eichenstützen vorhanden (Inneres gemäss Kurzinventar 1997). |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937. [2] Eine ähnliche Dachkonstruktion findet sich beim ehemaligen Strohdachhaus Weiherweg 2 (Bauinventarobjekt BRI923). |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002, Abb. 493. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31794 |
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