Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1805 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohn- und Geschäftshaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätbarock |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das auf den Grundmauern von zwei alten Hofstätten 1805 errichtete "Zimmermannhaus" ist ein herrschaftlich-klassizistischer Mauerbau mit spätbarockem Mansarddach. Als ehemaliger Wohn- und Geschäftssitz einer der reichsten Brugger Familien kommt dem Gebäude eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu. Der Kopfbau der hangseitigen Altstadtzeile markiert in städtebaulicher Sicht den Abschluss der ehemaligen Ringmauer. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | 1805 erwarb der erfolgreiche Oberbözberger Baumwollhändler Johann Kaspar Zimmermann (1762–1805) zwei Hofstätten und errichtete darauf ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus. Ein Bauplatz innerhalb der alten Stadtmauern war in Brugg noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Regel. Der Erwerb mehrerer Nachbargebäude zum Bau eines neuen Wohnpalais war ausserdem im 18. Jahrhundert in der gegenüberliegenden Altstadt bereits beim "Roten Bären" und beim "Hirschen" erfolgt. Beim "Zimmermannhaus" weisen spätgotisch gekehlte Fenster auf der Rückseite auf einen älteren Vorgängerbau hin, von dem wohl die Gewölbekeller und Teile der Aussenmauern in den Neubau von 1805 einbezogen wurden. Die Erdgeschossräume von Zimmermanns Neubau dienten gewerblichen Zwecken. Zu den Fassadentüren führte eine dreistufige Treppe. Die Erschliessung der Wohnungen in den Obergeschossen erfolgte rückwärtig über hölzerne Lauben. 1838 ging das Gebäude an Zimmermanns Sohn (oder Enkel) Johann Zimmermann, der Mitte des 19. Jahrhunderts einer der zehn reichsten Brugger Bürger war. Johann Zimmermann erweiterte das Haus 1844 gegen Osten um einen zweigeschossigen Anbau mit Flachdach, nachdem das Zurzacher Tor und der Vorstadtturm bereits 1829 abgebrochen worden waren. Aus dieser Zeit stammt auch die weiträumige, vorgelagerte Gartenanlage. 1906 ging die Liegenschaft an John Zimmermann (1848–1935) über, dessen Tochter Marie schenkte es 1939 dem Bezirksspital Brugg. Zwischen 1943 und 1969 nutzte die Stadt als neue Besitzerin das Haus als Stadtbibliothek, danach stand es Pfadfindern zur Verfügung. 1983 bis 1984 wurde das Gebäude saniert. Nachdem der Anbau bereits 1980 wegen Baufälligkeit abgebrochen worden war, wurde das Gebäude ausgekernt, wobei ein "Gegensatz zwischen der vorhandenen äusseren Hülle und dem modernen Innenausbau" bewusst angestrebt wurde [1]. Beibehalten hat man die aus der Bauzeit stammenden Kreuzsprossenfenster und den originalen Dachstuhl. 1984 wurde die "Städtische Galerie Zimmermannhaus" eröffnet, die im Gebäude bis heute zeitgenössische Kunst ausstellt. Gleichzeitig zog neben der Stadtbibliothek auch das Stadtarchiv in das Zimmermannhaus ein. Im Dachgeschoss befindet sich zudem ein Konzertsaal. 2014 wurden die Fassaden, die Fenster und die Bibliothek einer Renovation unterzogen [2]. |
Beschreibung: | Das "Zimmermannhaus" nimmt eine städtebaulich wichtige Stellung in der Vorstadt, in unmittelbarer Nähe der "Alten Brücke" (Bauinventarobjekt BRU 902), ein. Als Kopfbau am östlichen Ende der hangseitigen Zeile markiert es den Abschluss der ehemaligen Ringmauer, auf der das Gebäude mit seiner Ostseite vermutlich sogar ruhte. Vom unweit nordöstlich gelegenen Vorstadtturm als Eckpfeiler der Ringmauer und dem an die Ostfassade des Gebäudes anschliessenden Zurzachertor ist heute nichts mehr erkennbar. Der grossvolumige, dreigeschossige Mauerbau unter einem barock geschwungenen Mansarddach wird strassenseitig von acht Fensterachsen regelmässig gegliedert. Das Erdgeschoss weist vier einfache Fassadentüren zu den ehemaligen Lagerräumen auf. Der Sockelbereich wird hier durch einen Fugenputz hervorgehoben. Darüber folgen zwei Reihen gefalzter Kreuzsprossenfenster mit profilierten Bänken. Die Hausrückseite ist im ansteigenden Gelände lediglich zweigeschossig ausgebildet, mit den hier noch vorhandenen Resten der alten Stadtmauer ergibt sich eine lauschige Innenhofsituation. Die Fenster mit spätgotischer Kehlung sind womöglich noch einem Vorgängerbau zuzurechnen (vgl. Bau- und Nutzungsgeschichte). Eine hölzerne Laube mit Vierkantsäulen trägt wesentlich zur Auflockerung des ansonsten strengen Fassadenbildes bei. An baugeschichtlich wertvollen Elementen sind im Hausinneren die tonnen- und kreuzgewölbten Kellerräume sowie die Mansarddach-Konstruktion erhalten geblieben. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau. |
Anmerkungen: | [1] Froelich; Keller 1984, S. 172. [2] Bericht 2013. |
Literatur: | - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 76. - Max Baumann et. al, Brugg erleben. Schlaglichter auf die Brugger Geschichte, Baden 2005. - Carlo Froelich / Rudolf Keller, Zum Umbau des Zimmermannhauses, in: Brugger Neujahrsblätter, 1984, S. 171–176. - Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II), Basel 1953, S. 326. |
Quellen: | - Bericht und Antrag des Stadtrates an den Einwohnerrat betreffend Baukredit für die Sanierung des Zimmermannhauses. Etappe 1, 22.5.2013, online unter: http://www.stadt-brugg.ch/domains/stadt-brugg_ch/data/free_docs/Baukredit_Zimmermannhaus_1._Etappe.pdf [04.08.2015]. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung. |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31878 |
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