INV-BRU922 Eckbebauung Bahnhofplatz, 1912-1920 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRU922
Signatur Archivplan:BRU922
Titel:Eckbebauung Bahnhofplatz
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Brugg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Bahnhofplatz
Adresse:Bahnhofplatz 7, 9, 11; Bahnhofstrasse 25/27
Versicherungs-Nr.:738, 737, 736, 739
Parzellen-Nr.:856, 888, 965, 958
Koordinate E:2658023
Koordinate N:1259219
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658023&y=1259219

Chronologie

Entstehungszeitraum:1912 - 1920
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BRU921, BRU923
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohn- und Geschäftshaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Albert Froelich (1876-1953), Architekt, Zürich (?)
Würdigung:Die von 1912–1920 vermutlich nach Plänen von Albert Froelich gebauten Wohn- und Geschäftshäuser bilden zusammen mit dem gegenüberliegenden Hotel Terminus (Bauinventarobjekt BRU923) eine kompakte Blockrandbebauung, die Brugg ein beeindruckendes städtisches Gepräge gibt. Die Überbauung im Heimatstil zeigt mit dem imposanten Blendgiebel Einflüsse des Jugendstils und hat sich bis heute fast unverändert erhalten. Zusammen mit dem kurze Zeit später neu gestalten Bahnhofsgebäude (Bauinventarobjekt BRU921) und dem Wohn- und Geschäftshaus an der Bahnhofstrasse 20, 22 (Bauinventarobjekt BRU 924) stellt die Gruppe mit ihrer Torfunktion das einzige städtebaulich-repräsentative Ensemble des frühen 20. Jahrhunderts in Brugg dar.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das erste Bebauungsprojekt für die noch spärlich besiedelte Nordfront des Bahnhofplatzes zeichnete der Architekt Albert Seifert-Wild 1905 für den Weinhändler Samuel Simmen und die Hoteliers Samuel und Emil Lang. Obwohl die Stadt am schon 1905 eine Baubewilligung erteilte, wurde – möglicherweise durch die Aussicht auf einen neuen Bebauungsplan – erst 1912 mit dem Bau begonnen. Laut Nekrolog soll der bekannte Brugger Architekt Albert Froelich (1867–1953) die endgültigen Pläne für die beiden winkelförmigen Baukomplexe geliefert haben, was aufgrund der Ensemblewirkung mit dem von Froelich 1919–1922 vergrösserten Bahnhofgebäude (Bauinventarobjekt BRU 921) durchaus plausibel erscheint (vgl. Baubeschreibung). Die lückenhaft überlieferten Bauinventarpläne sichern seine Urheberschaft zumindest für das Kino Odeon (Bahnhofplatz 11). Die Ausführung sämtlicher Bauten lag in den Händen von Gentsch, Strasser & Cie., Brugg.
Als erstes entstanden die Eckbauten: 1912/13 an der Westseite das Hotel Bahnhof Terminus (Bauinventarobjekt BRU 923) und als Pendant dazu die damalige Filiale der Aargauischen Kantonalbank (Bahnhofstrasse 27/Bahnhofplatz 7). An diesen Eckbau wurden sukzessive weitere Glieder der einheitlich geplanten Platzbebauung angefügt. Nach Osten folgte 1913 ein Wohn- und Geschäftshaus und 1920 das Kino Odeon; 1921 eröffnete der Zürcher Kinounternehmer Jean Speck hier das erste Kino in Brugg. Nach Norden wurde 1919 an den Eckbau ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus angeschlossen.
Im Laufe der Zeit hat die Häuserzeile verschiedene bauliche Veränderungen erfahren. An der Stelle des um 1980 abgebrochenen ostseitigen Kopfbaus (Bahnhofplatz 13) entstand in neuester Zeit ein Ersatzbau. Die Fassade des platzseitigen Mittelbaus (Bahnhofplatz 9) wurde in den letzten Jahrzehnten erneuert (vgl. Bilddokumentation). Das "Odeon" dient heute als multifunktionales Kinotheater. 2007 erfuhr das Innere eine Umgestaltung.
Beschreibung:Dem aus dem Bahnhofgebäude tretenden Reisenden vermittelt die prachtvolle Blockrandbebauung das Gefühl, in einer Stadt angekommen zu sein. Die Erker der beiden Eckbauten sind dabei dem Bild eines alten Stadttors nachempfunden. Am Ende des Verbindungsstückes entdeckt der Reisende zudem das querstehende Doppelwohn- und Geschäftshaus an der Bahnhofstrasse 20/22, das die Illusion einer sich vom Bahnhof zur Altstadt geschlossen durchziehenden Stadtstruktur vervollständigt (vgl. Bilddokumentation) [1].
Der nördliche, abgewinkelte Komplex besteht aus geschlossen übereck gereihten Bauten, die trotz unterschiedlicher Kuben und Bauformen einen einheitlichen Gestaltungswillen verraten und bis auf die Befensterung im Originalzustand erhalten sind. Es handelt sich um vier- bzw. fünfgeschossige Putzbauten mit Eckerkern, segmentbogigen Fassadenerkern, grossen stichbogigen Schaufenstern und Mansardwalmdächern. Eine Besonderheit stellt das Klebedach und das als Wohnetage genutzte Walmdach des Eckbaus Bahnhofstrasse 27/Bahnhofplatz 7 dar, das im Sinne des Heimatstils die Landsitzarchitektur "um 1800" wiederaufgreift.
Die Mitte der platzseitigen Häuserfront akzentuiert das Wohn- und Geschäftshaus Bahnhofplatz 9 mit seinem mächtigen, geschweiften Blendgiebel, der von üppigen Kunststeinprofilen und Kugeln auf Zierpodesten gefasst und von einer Wappenkartusche bekrönt ist. Unter den axial angelegten, segmentbogigen Fassadenerkern findet sich ein mittig positionierter Hauseingang, der eine gewölbte Korbbogennische birgt. Beidseits des original erhaltenen Haupteingangs finden sich Ladeneingänge. Aufwendige Kunststeindekors zeigt auch der rechteckige Erker des Odeon-Gebäudes. Das 1920 angefügte Kino "Odeon" (Bahnhofplatz 11) zeigt an seinem rechteckigen Erker ebenso aufwendige Kunststeindekors. Hingegen findet man am nordwestlichen Kopfbau (Bahnhofstrasse 25) eine etwas einfachere Gestaltung des Erkers. In den Obergeschossen sind hier Vierzimmerwohnungen mit "Wohndiele" und "Loggia", im Dachstock eine Dreizimmerwohnung und Nutzräume untergebracht.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Degen, Städtebauliches Gutachten 1999, o. S.
Literatur:- Max Banholzer / Paul Bieger, Alt Brugg, Brugg 1984.
- Max Baumann et al., Brugg erleben. Schlaglichter auf die Brugger Geschichte, Baden 2005.
- Peter Degen, Städtebauliches Gutachten Bahnhofumfeld Brugg, 1999 (Fotokopie Kantonale Denkmalpflege).
- Georg Germann, Inventar der neueren Schweizer Architektur (INSA): Brugg, Typoskript, 1976 (Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bibliothek).
- Georg Germann, Bauen und Wohnen in Brugg um 1900, in: Brugger Neujahrsblätter, Bd. 87 (1977), S. 5-16, hier S. 14.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 77.
- Das Odeon zeigt ein neues Gesicht, in: Aargauer Zeitung, 10.9.2007.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31992
 

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