INV-BUS909 Lenzburgerstrasse 2, 1869 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BUS909
Signatur Archivplan:BUS909
Titel:Lenzburgerstrasse 2
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Buchs (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Ausserdorf
Adresse:Lenzburgerstrasse 2
Versicherungs-Nr.:70
Parzellen-Nr.:469
Koordinate E:2648181
Koordinate N:1248846

Chronologie

Entstehungszeitraum:1869
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Würdigung:Ländliches Bürgerhaus in Formen zwischen Spätklassizismus und Historismus, das 1869 für Ingenieur und Grossrat Jakob Bächli erbaut wurde. Das äusserlich weitgehend intakte Gebäude bildet neben dem Haus Mitteldorfstrasse 43 (Bauinventarobjekt BUS908) eines der frühesten villenartigen Wohnhäuser von Buchs. Zusammen mit dem unmittelbar gegenüber gelegenen Alten Schulhaus (Bauinventarobjekt BUS 901) und der zugehörigen, repräsentativ gestalteten Turnhalle (Kantonales Denkmalschutzobjekt BUS004) markiert es unmittelbar nach der Suhrebrücke den Ausgangspunkt der dorfauswärts führenden Lenzburgerstrasse, wodurch dem Gebäude ein erheblicher Situationswert für das Ortsbild zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohnhaus wurde 1869 für Ingenieur und Grossrat Jakob Bächli (1843-1899) erbaut, der nebst anderen Tätigkeiten im gleichen Metier ab 1880 Teilhaber der bekannten, auf Eisenbahn- und Wasserbau spezialisierten Firma Zschokke & Cie. war [1]. Bächli bewohnte das Haus zusammen mit einer Schwester. Nach seinem Tod ging die Liegenschaft gemäss Angabe im Brandkataster an den Schwiegersohn Johann Jakob Bossart über, Lehrer und Grossrat sowie von 1907 bis 1913 Gemeindeammann [2]. Auf dessen Veranlassung schenkten Bächlis Erben der Gemeinde Buchs aus der umfangreichen Erbschaft die unmittelbar gegenüber errichtete Turnhalle (Kantonales Denkmalschutzobjekt BUS004) [3]. 1920 erfuhr das Haus einen Umbau, bei dem man auf beiden Geschossen einige Räume neu ausstattete und der sich im Brandkataster in einer massiven Wertsteigerung niederschlug; vielleicht gleichzeitig wurde der frühere rückwärtige Laubenanbau in den Innenraum einbezogen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jh. erfolgte ein Dachausbau. Vor einigen Jahren wurden die Gewölbekeller ausgebaut.
Beschreibung:Das Wohnhaus steht gegenüber dem Alten Schulhaus und der zugehörigen Turnhalle unmittelbar nach der Suhrebrücke am Ausgangspunkt der Lenzburgerstrasse. Der streng kubische Mauerbau fällt durch seine gepflegten Bauformen zwischen Spätklassizismus und Historismus auf. Er wird von zwei auf drei Fensterachsen gegliedert und trägt ein knappes, flachgeneigtes Walmdach. Das mit einer Putzbänderung als Gebäudesockel gekennzeichnete Erdgeschoss ist mit Stichbogenfenstern versehen und durch eine Gesimsgurte vom glatt verputzten Obergeschoss abgesetzt, das durch Rechteckgewände mit profilierter Gesimsbekrönungen hervorgehoben ist (Jalousieläden erneuert). Die Strassenfassade ist in der Mittelachse durch den gleichfalls stichbogigen Hauseingang und einen Portalbalkon akzentuiert. Noch aus der Entstehungszeit des Hauses datiert die gefelderte Haustür mit kleinteiliger gusseiserner Vergitterung und Oblicht. Der Balkon stützt sich auf gusseiserne Volutenkonsolen und besitzt ein gleichfalls aus Gusseisenteilen zusammengesetztes klassizistisches Geländer. An der Rückfront springt mittig ein ehemaliger Laubenanbau vor, der im frühen 20. Jh. eingewandet und verglast wurde.
Im Erdgeschoss mündet der mittig durchlaufende Quergang auf ein rückwärtiges Treppenhaus. Zu beiden Seiten des Gangs gehen Türen auf zwei Stuben im Vorderhaus bzw. auf die Küche und ein Zimmer im Hinterhaus ab. Das Obergeschoss ist von einem knapperen Vorplatz aus erschlossen. Aus der Bauzeit sind noch einige Parkettböden und eine Gipsdecke mit schlichtem Stuckprofil erhalten. Vom Umbau im Jahr 1920 stammen eine neobarocke Täferausstattung mit Buffet und Inschrift «Samuel Bächli anno 1920» im erdgeschossigen Esszimmer (NE) sowie eine Art Déco-Ausstattung mit Bücherschränken und bauchig oval geschwungenem Kachelofen im obergeschossigen Wohn- oder Bibliotheksraum. Der Zementplattenboden im erdgeschossigen Hausgang ist eine jüngere Zutat. Das Obergeschoss wurde zeitweise als separate Wohnung genutzt und erhielt eine Küche mit abgetrenntem Bad. Ein grosser tonnengewölbter Keller liegt unter dem Vorderhaus, zwei kleinere seitlich des Treppenhauses unter dem Hinterhaus. Der grosse Kellerraum wurde vor einigen Jahren ausgebaut.
Der Garten wird über einer Terrassenmauer zur Suhre hin von einem hübschen, segmentbogig geschwungenen Eisenzaun aus dem späten 19. Jh. begrenzt. Zur Strasse hin zieht sich eine etwas massive Sichtbetonmauer um das Grundstück.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Baujahr gemäss Auskunft des Aargauischen Versicherungsamts (AVA, heute AGV), 1996; Bauherrschaft gemäss Überlieferung; vgl. auch Informationstafel vor dem Haus. Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1875 stützt diese Angaben: Staatsarchiv Aargau: ZwA 1936.0001/0200-0202; CA.0001/0009-0010, Brandkataster Gemeinde Buchs, 1805-1847, 1875-1938. – Zu Jakob Bächli vgl. Max Byland, Die Gemeinde Buchs. Vom Bauerndorf zur Industriegemeinde, Buchs 1982, S. 116. – Die Firma Zschokke & Cie. wurde 1867 von Olivier Zschokke und Adolf Naeff unter dem Namen Naeff & Zschokke gegründet; sie ist nicht zu verwechseln mit der später von Olivier Zschokkes Neffen gegründeten AG Conrad (auch: Conradin) Zschokke. Von welchem Zeitpunkt an Bächli für die Firma tätig war, ist nicht bekannt. Vgl. zur Firma INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur. 1850-1920, Bd. 1: Aarau, Altdorf, Appenzell, Baden, Zürich 1984, S. 102; [Catherine Courtiau et al.], Zschokke – ein Name – ein Ruf, Gollion 2006, S. 19-21.
[2] Staatsarchiv Aargau: ZwA 1936.0001/0200-0202; CA.0001/0009-0010, Brandkataster Gemeinde Buchs, 1805-1847, 1875-1938. 1909-14 war die Liegenschaft aus unbekannten Gründen zwischenzeitlich an Jakob Bossart, Geometer in Zofingen, überschrieben, der das Haus wohl kaum bewohnte.
[3] Zu Johann Jakob Bossart vgl. Byland 1982, S. 117-119.
Literatur:- Markus Widmer-Dean / Raoul Richner, Dorf und Gemeinde Buchs, Buchs 2010, S. 199.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: ZwA 1936.0001/0200-0202; CA.0001/0009-0010, Brandkataster Gemeinde Buchs, 1805-1847, 1875-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32418
 

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