Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1802 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Kellertürsturz) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | 1802 errichteter bäuerlicher Vielzweckbau unter einem ausladenden Gerschilddach mit Biberschwanzziegeln, dessen im 19. Jh. vergrösserter Wohnteil aus verputztem Bruchsteinmauerwerk mit mehrheitlich hölzernen Fenstergewänden besteht. Die firstparallele Aufteilung des Wohntraktes in zwei Einheiten erfolgte nachträglich. Das Kellergeschoss bewahrt zwei Räume mit Tonnengewölbe und zwei weitere Räume mit Balkendecken. Das stattliche, äusserlich weitgehend intakte Mittertennhaus bildet zusammen mit dem Gasthof zum Hirschen (Bauinventarobjekt BZE903) und dem benachbarten bäuerlichen Vielzweckbau (Bauinventarobjekt BZE905) eine für das Ortsbild wertvolle ländliche Baugruppe. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss einer Inschrift am Türsturz des westlichen Eingangs zum Gewölbekeller wurde der bäuerliche Vielzweckbau 1802 errichtet [1]. Im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als «Wohnhaus und Scheune mit gewölbtem Keller und Speicher von Stein, Rieg und Holz unter Ziegeldach» beschrieben. Der Wohntrakt umfasste ursprünglich lediglich zwei Achsen. Noch im 19. Jh. wurde er um zwei weitere Achsen gegen Süden vergrössert. Eventuell fand diese Erweiterung 1897 statt, da für dieses Jahr im Brandkataster ein nicht näher ausgeführter Umbau vermerkt ist. Insbesondere im Dachstuhl und am First lässt sich die Baunaht ablesen. Die beiden Bauphasen zeigen sich aber auch an der unterschiedlichen Befensterung. Während die Fenster im Wohnteil von 1802 unregelmässig gesetzt und kleiner sind, zeigt der jüngere Hausteil grössere axialsymmetrische Fenster. Wahrscheinlich entstand beim gleichen Umbau auch der östliche Quergiebelanbau mit einem zusätzlichen Scheunentrakt. Zudem wurde der Wohnteil firstparallel in zwei separate Wohneinheiten aufgeteilt. Im Innern wurden diverse Modernisierungen vorgenommen. |
Beschreibung: | Der stattliche bäuerliche Vielzweckbau befindet sich im Dorfkern von Bünzen hinter dem Gasthof zum Hirschen (Bauinventarobjekt BZE903), wo er giebelständig zur Bünzstrasse orientiert ist und zusammen mit dem benachbarten bäuerlichen Vielzweckbau an der Dorfstrasse 15 (Bauinventarobjekt BZE905) eine wertvolle ländliche Baugruppe bildet. Das Gebäude besteht aus einem zweigeschossigen Wohnteil im Süden sowie einem Ökonomieteil im Norden mit einem aussenliegenden Stall, Futtertenn und mittigem Tenn, was dem Bautypus eines Mittertennhauses entspricht. Geborgen wird es von einem ausladenden, leicht geknickten Gerschilddach, das an der nördlichen Stirnseite von einem Fusswalm ergänzet wird. An der südlichen Stirnseite befand sich früher ein Klebdach auf Traufhöhe (siehe Bilddokumentation); heute besteht hingegen ein schmales Klebdächlein unterhalb des rundbogigen Lüftungsfensters. Die über einem stehenden Stuhl aufgerichtete Sparrenkonstruktion weist noch eine Einfachdeckung aus alten Biberschwanzziegeln auf [2]. Der sich über einem hohen Kellersockel erhebende Wohnteil besteht, abgesehen von den in aus Fachwerkbauweise erstellten Giebelfeldern, aus verputztem Bruchsteinmauerwerk. Die beiden erhöhten traufseitigen Hauseingänge werden jeweils durch eine einläufige Treppe erreicht und führen in die Wohneinheiten, die durch eine nachträgliche firstparallele Teilung des Hauses entstanden sind. Der westliche Eingang zeigt ein steinernes Segmentbogengewände. Unter seinem Treppenpodest befindet sich der Zugang zum querliegenden Gewölbekeller mit der Jahreszahl 1802 am Türsturz. Die gefalzten rechteckigen Fensterrahmungen sind mehrheitlich aus Holz gefertigt. Die nach Süden auf die Strasse ausgerichtete Giebelfassade zählt vier Fensterachsen, hinter denen im Erdgeschoss die beiden Stuben liegen. Unter den Stuben erstrecken sich zwei traufseitig zugängliche Kellerräume mit Balkendecken. Die Kellerfenster wurden in jüngerer Zeit vergrössert. Der Wirtschaftstrakt wurde verschiedentlich erneuert; zum alten Bestand gehört sicherlich noch die bis auf Traufhöhe aufgemauerte Stirnfront.
Präzisierung des Schutzumfanges aufgrund der nachträglich erfolgten Innenbesichtigung am 22. Mai 2023: An bauzeitlicher Substanz haben sich im Innern die Gewölbekeller, die Balkenlagen und die Dachkonstruktion erhalten. Historische Innenausstattungen oder Oberflächen sind keine sichtbar. Die beiden Hauptgeschosse sind mit einer Raumhöhe unter 2 Metern für heutige Wohnverhältnisse ausgesprochen niedrig. Um das für die ortsbauliche Situation im Dorfkern wichtige Gebäude in seiner wertvollen Grundkonstruktion und äusseren Erscheinung zu erhalten, sollen bei einem Umbau Massnahmen zur Verbesserung der Raumhöhe möglich sein, wenn diese sorgfältig mit der Fassadengestaltung abgestimmt werden. Dabei gilt es die oben beschriebenen prägenden Merkmale des Gebäudes zu bewahren und insbesondere dem Umgang mit den ungestörten Dachflächen, der Volumetrie und Materialisierung die erforderliche Aufmerksamkeit zu schenken. Es empfiehlt sich, bei einem Umbau des Wohnteils auch eine allfällige Umnutzung der Scheune in die Überlegungen miteinzubeziehen. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Bauernhausforschung Bünzen VIII-9/2 (1989). [2] siehe [1]. |
Literatur: | - Bünzen – ein Blick zurück. Gemeinde Bünzen (Hrsg.), Wohlen 2000, o. S. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0492–0494, Brandkataster Gemeinde Bünzen, 1850–1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Bünzen VIII-9/2 (1989). |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32508 |
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