INV-DOT905 Gasthaus zur Sonne, 1809 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-DOT905
Signatur Archivplan:DOT905
Titel:Gasthaus zur Sonne
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Dottikon
Adresse:Hendschikerstrasse 14
Versicherungs-Nr.:9
Parzellen-Nr.:1497
Koordinate E:2660346
Koordinate N:1248341

Chronologie

Entstehungszeitraum:1809
Grundlage Datierung:Inschrift (Schlussstein des vorderen Hauseingangs)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Inschriften:"1809" (vorderer Hauseingang, Schlussstein)
Würdigung:Repräsentativer bäuerlicher Vielzweckbau von 1809, bestehend aus einem giebelständigen Wohnhaus mit drei Vollgeschossen und einem quer dazu angefügten Ökonomietrakt samt Knechtekammern. Der stattliche Mauerbau, der bis 1904 den Gasthof "zur Sonne" beherbergte, dient seit einem Umbau 1908 als Wohnhaus mit gewerblicher Nutzung im ebenerdigen Kellergeschoss. Er vereint spätbarocke Elemente wie die beiden Tenntore mit Korbbogen und die schräg gestellten Ochsenaugen im strassenseitigen Giebelfeld mit klassizistischem Formengut wie dem geraden Satteldach, den Rundbogen- und Lünettenfenstern im Dachgeschoss und dem Rechteckportal am Wohnteil. Der ehemalige Gasthof steht hinter einem gepflästerten Vorplatz leicht abgewinkelt zur Strasse und prägt als markanter Baukörper den westlichen Ortseingang.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude wurde 1809 als Landwirtschaftsbetrieb mit Gaststube erbaut. Im 19. Jh. wirtete die ortsansässige Familie Kuhn auf dem Gasthof. 1904 wurde die Gastwirtschaft ins gegenüberliegende Wohnhaus an der Hendschikerstrasse 11 (Vers.-Nr. 10) mit Baujahr 1846 verlegt. Die frühere "Sonne" indes gelangte 1905 über die Erben Peter Nauers in den Besitz von Gemeindeschreiber Johann Albert Schmidli-Hübscher, der das Gebäude im folgenden Jahr umbauen liess [1]. Dabei wurde der bis dahin bestehende "prächtige Bernergiebel" – gemeint ist wohl ein Gehrschilddach mit Berner Ründe – des Wohnteils durch ein gerades Satteldach mit Giebel ersetzt und die Fassade mit Ecklisenen und einem inzwischen wieder verschwundenen Fugenbild im Zementputz versehen. 1908 zog die Familie in das umgebaute und anstelle eines Schopfs mit einer Gartenterrasse auf der nordöstlichen Traufseite ergänzte Haus ein. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich im Wohnteil "zehn Zimmer, nämlich sechs Schlafgemächer, ein Speisezimmer, ein mit einem reichverzierten Ofen ausgestattetes, geräumiges Wohnzimmer und zwei Arbeitszimmer" [2]. Die beiden Arbeitszimmer lagen im strassenseitigen Erdgeschoss und beherbergten eine Sattlerei und eine Tapeziererei, die von Ernst Hübscher betrieben wurden. Im Ökonomietrakt lagen oberhalb des Tenns drei Knechtenkammern. Zur Liegenschaft gehörten ein grosser Garten und insgesamt fast 3,24 Hektaren Land. Nach dem Tod von Johann Albert Schmidli-Hübscher, nach dem das Haus zeitweise benannt wurde, lebte dessen Frau Josefa Schmidli, geb. Schmid, noch 21 Jahre darin. Danach wurde es vom drittjüngsten Sohn Walter Schmidli-Rainer und dessen Frau Valeria übernommen. 1980 erfolgte nach einer weiteren Handänderung eine umfassende Renovation des Gebäudes. Vermutlich wurden in diesem Zusammenhang die Gliederungselemente an der Fassade entfernt, die Jalousieläden durch barockisierende Bretterläden ersetzt und die Holzteile in der bestehenden Polychromie gefasst.
Beschreibung:Der aus verputztem Bruchsteinmauerwerk bestehende Baukörper setzt sich aus dem giebelständig zur Strasse stehenden Wohnhaus und dem südwestlich quer daran angebauten Ökonomietrakt zusammen. Beide Hausteile liegen unter einem geraden Satteldach mit Sparrenkonstruktion, dessen Traufgesims mit begleitendem Zahnschnittfries am Wohnteil in die Giebelflächen verkröpft ist. Der Ökonomietrakt verkörpert mit seiner über den Wirtschaftsräumen eingezogenen Wohnetage für die Knechtekammern eine typologische Besonderheit. Der hoch aufragende Wohnteil zählt an seiner zur Strasse orientierten Hauptfassade vier nicht ganz gleichmässig verteilte Achsen gefalzter Rechteckfenster, an der Trauffassade deren zwei. Sämtliche Fenster-, Tür- und Torgewände sind qualitätsvolle Hausteinarbeiten aus Muschelkalkstein. Von der Strasse führt ein Rechteckportal ins Erdgeschoss, dessen rückwärtiger Teil seit jeher als Keller gedient hat. Das Portal besteht aus einem mit dreifachen Faszien profilierten Gewände und datierten Schlussstein ("1809"). Dazu hat sich das bauzeitliche Türblatt aus Eichenholz mit verzierten Füllungen und pilasterförmiger Schlagleiste erhalten. Die Gaststube im 1. Obergeschoss wurde vermutlich über eine innen liegende Treppe erreicht. Seit dem Umbau von 1905 erschliesst auf der Nordostseite eine Aussentreppe direkt das höher gelegene Geschoss und die Gartenterrasse. Treppenlauf und Terrasse werden von einem filigranen Eisengeländer aus dem frühen 20. Jh. eingefasst. Ein dritter, halbgeschossig versetzter Hauseingang mit Vordach wohl aus dem frühen 20. Jh. befindet sich auf der gleichfalls vierachsigen Rückseite des Hauses. Das Hauinnere ist weitgehend modernisiert (gemäss Kurzinventar).
Der Ökonomieteil setzt sich zusammen aus Tenn, Futtertenn und aussen liegendem Stall. Das Tenn und der Futtergang werden von zwei Toren erschlossen, die gekuppelte Korbbogengewände mit betonten Bogenanfängern und Schlusssteinen aufweisen. Die Gewände sind aus wenigen Werkstücken gearbeitet und beim Dreschtenn mit präzise gearbeiteten, kegelförmigen Radabweisern ausgestattet. Die hölzernen Torflügel und wohl auch die barockisierend mit einer rautenförmigen Aufdoppelung versehene Stalltür stammen aus einer späteren Umbauphase. An der nordwestlichen Traufseite liegen jüngere Anbauten.
Nördlich des Gebäudes wurde das Grundstück mit einem weiteren Mehrfamilienhaus bebaut. Dabei wurde der zugehörige Sodbrunnen belassen. Zur stimmigen Umgebung des architektonisch und lokalgeschichtlich bedeutenden Baudenkmals trägt die alte Kopfsteinpflästerung des strassenseitigen Vorplatzes bei.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Badener Tagblatt vom 29.12.1988, S. 20. – Im Brandkataster wird Schmidli-Hübscher erst 1907, anlässlich der Neueinschätzung nach dem Umbau von 20'000 auf 33'300 Franken, als neuer Eigentümer nachgeführt.
[2] Zitat: Badener Tagblatt vom 29.12.1988, S. 20.
Literatur:- Peter Felder, Die Kunstdenkmäler des des Kantons Aargau, Bd. 4, Basel 1967, S. 187.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 87.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Dottikon III-5/6.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32940
 

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