INV-EGW909 Lirihof Eichbergstrasse 4, 1834-1835 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-EGW909
Signatur Archivplan:EGW909
Titel:Lirihof Eichbergstrasse 4
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Egliswil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Lirihof
Adresse:Eichbergstrasse 4
Versicherungs-Nr.:88
Parzellen-Nr.:633
Koordinate E:2657054
Koordinate N:1244214

Chronologie

Entstehungszeitraum:1834 - 1835
Grundlage Datierung:Brandkataster; Inschrift (Türsturz Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"18 IA HM 34" (Türsturz Hauseingang)
Würdigung:Stattliches bäuerliches Anwesen auf einer Anhöhe ausserhalb der Siedlung, das spätestens seit dem frühen 19. Jahrhundert den Namen "Lirihof" trägt. Der spätklassizistisch-biedermeierliche Vielzweckbau zeigt mit Ausnahme des einseitig abgewalmten Satteldachs eine für die Bauzeit charakteristische traufbetonte Fassadengestaltung. Die sechs streng axial gesetzten Einzelfenster werden von sorgfältig aus Muschelkalk gehauenen Gewänden eingefasst, der Türsturz des tennseitig angelegten Hauseingangs ist mit einer Inschrift geschmückt. Der als Ständerbau mit stirnseitiger Bruchsteinmauer errichtete Ökonomietrakt bewahrt das bauzeitliche Tenntor und Teile der alten Bretterschalung. Der jüngste Umbau erfolgte unter Bewahrung der Geschossbalkenlagen sowie der bauzeitlichen Sitzkunst mit bemalten Frieskacheln des Aarauer Ofenmalers Johann Heinrich Egli.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde der Vielzweckbau 1835 für Jakob Häusermann, "Liribauren", erstellt [1]. Ihm hatte schon der Vorgängerhof gehört, der am 8. Februar 1833 abgebrannt war. Der alte Hof war zwischen zwei gemauerten Giebelseiten als Holzkonstruktion mit Strohdach errichtet gewesen. Beim Wiederaufbau, der möglicherweise über dem erhalten gebliebenen Gewölbekeller erfolgte, wurden die Fassaden in Stein aufgeführt und das Dach mit Ziegeln eingedeckt. In den Türsturz liess der Bauherr die Inschrift "18 IA[cob] H[äuser]M[ann] 34" meisseln. Er bestellte bei Hafnermeister Samuel Rychner in Aarau einen neuen Kachelofen und liess die Frieskacheln vom bekannten Ofenmaler Heinrich Egli bemalen, wobei dieser einmal das Jahr 1834 und einmal das Jahr 1835 festhielt. Schon zehn Jahre später gelangte der Hof in andere Hände. Nach Max Häggi, Maxen, 1844, wurde 1849 Melchior Wirz von Menziken neuer Eigentümer. 1853 wechselte der Hof an Rudolf Häusermann, Sohn, und 1883 an Maria Elisabeth Häusermann, geb. Weber. 1884 übernahm Samuel Häfeli, Jakoben, den Hof, von dem er 1895 an die drei Herren Rudolf und Hans Ulrich Weber, Rosendanielen und Samuel Weber, Rosensämis, weiterging. Kurz daraufhin, 1896, gelangte der Hof in die Hände von Jakob Holliger, Jakobs, in dessen Familienbesitz er sich noch heute befindet.
Ein Schopf, bei dem es sich um den ostseitigen Anbau handeln dürfte, ist schon 1850 im Brandkataster erwähnt. 1875 sind es deren zwei sowie Schweineställe. Heute schliessen rückseitig zwei grossvolumige Erweiterungen unter Quergiebel an die Scheune an und ein weiterer Anbau an den Wohnteil.
Beschreibung:Der Lirihof ist der stattlichste aller Aussenhöfe von Egliswil. Er steht etwas oberhalb des Dorfes, quer zur Hangkante und giebelständig zur Strasse, die zum Eichberghof führt. Der Vielzweckbau trägt ein gerades, über dem Wohnteil vollständig abgewalmtes Satteldach, das sich über den ganzen Baukörper sowie einen nachträglich angefügten Wagenschopf erstreckt. Der grosszügig konzipierte Wohnteil ist in verputztem Mauerwerk aufgeführt und zählt an der nach Südosten gerichteten Vorderfront sechs regelmässig verteilte Fensterachsen, stirnseitig deren zwei. Sämtliche Gewände sind aus Muschelkalk gehauen, diejenigen der Fenster sind in zeittypischer Art mit Blockgesims und Ladenfalz gearbeitet. Den einzigen schmückenden Akzent bildet der mit dem Baudatum "1834" und den Initialen "JA HM" des Bauherrn Jakob Häusermann skulptierte Türsturz des Hauseingangs. Dieser ist über eine Freitreppe aus wenigen Muschelkalkplatten zugänglich.
Der Ökonomietrakt schliesst mit einer für diesen spätklassizistisch-biedermeierlichen Haustypus charakteristischen hölzernen Konstruktion in Ständerbauweise mit Bretterverschalung an den Wohnteil an und weist nur stirnseitig Bruchsteinmauerwerk auf. Von der bauzeitlichen hölzernen Trauffassade hat sich das südostseitige Tenntor mit profiliertem, geschweiftem Jochbalken sowie die alte Bretterverschalung darüber erhalten, während die Stallfront im frühen 20. Jh. in Kalksandstein aufgemauert und die Heubühne darüber neu verkleidet wurde.
Die Raumstruktur des kürzlich unter Schonung der Geschossbalkenlagen umgebauten Wohnteils entsprach einem geläufigen Muster mit durchlaufendem Gang entlang dem Tenn, südostseitig angelegter Stube und Nebenstube und nach Nordwesten ausgerichteter Küche und Nebenkamme. An historischer Ausstattung soll sich die biedermeierliche Sitzkunst der Stube erhalten haben, die mit kunstvoll bemalten Fayencekacheln aus der Bauzeit verziert ist. Sowohl der Bauherr als auch der Hafner und Ofenmaler sind darauf inschriftlich festgehalten: "Jakob Häusermann 1835" und "Samuel Rychner Hafnermeister in Aarau / 1834 / Egli Maler". Es handelt sich bei letzterem um den im Aargau und in den umliegenden Kantonen für verschiedene Hafnermeister tätige, sehr erfolgreiche Ofenmaler Johann Heinrich Egli (1776-1852). Weitere Zierkacheln dieser Art sind an einem jüngeren Kastenofen mit Kacheln aus der Zeit um 1910-20 verbaut.
Den Vorplatz der Hofanlage beschattet ein grosser Kastanienbaum. Daneben befindet sich ein Laufbrunnen dessen spätklassizistischer Stock mit Kreuzgiebelabschluss gestaltet ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Die Angaben zu den Eigentümern und zum Gebäude sind den Brandkatastern entnommen: Staatsarchiv Aargau, AG 50.526 (Vers.Nr. 51): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390 (Vers.Nr. 58): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1874; CA.0001/0391 (Vers.Nr. 61): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1875-1898; CA.0001/0392 (Vers.Nr. 88): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1899-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, AG 50.526: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390-0392: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33408
 

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