INV-END906 Hirschengasse 5, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-END906
Signatur Archivplan:END906
Titel:Hirschengasse 5
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Endingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Hirschengasse 15
Versicherungs-Nr.:104
Parzellen-Nr.:614
Koordinate E:2664026
Koordinate N:1265567
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2664026&y=1265567

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Aus dem 17. /18. Jahrhundert stammendes, als Fachwerkbau mit Strohdach erstelltes Wohnhaus, das 1844 eine strassenseitige Fassadenüberprägung erfahren hat. Aus der Bauzeit bewahrt das Gebäude nebst Teilen der alten Fachwerkwand eine vollständig erhaltene, rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit stehenden Stuhljochen. Die kulturgeschichtliche Bedeutung als ehemaliges "Judenhaus" manifestiert sich im doppelt geführten Hauseingang, welcher eine getrennte Erschliessung der beiden Stockwerkwohnungen ermöglichte. Als Teil einer für Endingen charakteristischen historischen Häuserzeile kommt dem Gebäude eine wichtige Stellung im Ortsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Flechtwerkwände im Dachraum sowie die vollständig erhaltene rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit stehendem Stuhl weisen auf ein Erstellungsdatum im 17. oder frühen 18. Jh. hin. Der erste Brandkatastereintrag von 1805 bezeugt Jakob Bollag als Eigentümer eines "zweistöckigen hölzernen Hauses mit Strohdach", an das ostseitig ein wohl ähnlich gestaltetes Wohnhaus mit zugehörigem Scheunentrakt anschloss (ehem. Vers.-Nr. 105; 1922 abgebrochen). Ein dritter, westlich angebauter Hausteil mit Scheune ist in stärker veränderter Form erhalten geblieben (Liegenschaft Hirschengasse 17) [1].
1844 ging der Hausteil Hirschengasse 15 (Vers.-Nr. 104) an Leopold Bollag über, der das Gebäude mit einer neuen Strassenfront, einer rückwärtigen Laube und womöglich auch mit einem neuen Gewölbekeller versehen liess [2]. Zum selben Zeitpunkt dürfte auch der Wechsel von Stroh- auf Ziegelbelag erfolgt sein.
Beschreibung:Das Gebäude erhebt sich als Teil einer traufständigen Häuserzeile an der westlichen Ausfallstrasse nach Würenlingen. Der zweigeschossige Baukörper mit steilem, geknicktem Satteldach wird auf der Westseite durch die stärker veränderte Liegenschaft Hirschengasse 17 (Vers.-Nr. 103) begrenzt, während die Ostseite seit dem 1922 erfolgten Abbruch eines weiteren Wohnhauses (ehem. Vers.-Nr. 105) freistehend zutage tritt. An der fensterlosen Stirnwand ist unter dem nachträglich angebrachten Verputz die alte Fachwerkkonstruktion auf kräftig ausgebildeter Schwelle noch ablesbar.
Während die Hausrückseite noch einfache Fensteröffnungen mit Holzrahmung zeigt, weist die 1844 mit einer Vormauerung versehene strassenseitige Hauptfront fünf Achsen mit grossen rechteckigen Fenstergewänden aus Haustein auf. Je zwei Achsen sind leicht zusammengerückt, was die innere Raumaufteilung in Stube und Nebenstube widerspiegelt. Der in die fünfte Achse gesetzte Hauseingang ist als Doppeltür ausgebildet, ein typisches Merkmal für Häuser, welche von Christen und Juden gemeinsam bewohnt wurden. Ein von 1678 stammender Schirmbrief des Landvogtes, unter dessen Schutz die Juden standen, untersagte es Juden und Christen grundsätzlich, unter dem gleichen Dach zu wohnen. Doppeleingänge, welche in getrennte Wohnungen führten, boten offenbar eine tolerierte Möglichkeit, angesichts der beschränkten Platzverhältnisse im Dorf das Kohabitationsverbot zu umgehen [3].
Das Innere zeigt in den beiden Wohngeschossen einen identischen fünfteiligen Grundriss. Vom Stichgang gelangt man in die rückwärtig gelegene Küche, an die seitlich zwei kleine Kammern anschliessen. Das strassenseitige Vorderhaus nehmen Stube und Nebenstube ein. In den beiden Wohnungen ist keine nennenswerte historische Ausstattung mehr vorhanden. Hingegen zeigt der Dachraum noch die ursprünglichen Verhältnisse aus dem 17./18. Jh. Die durch das ehemals offene Herdfeuer durchgehend rauchgeschwärzte Sparrenkonstruktion mit stehenden Stuhljochen ist intakt erhalten, lediglich die seitlichen Aufschieblinge und die behelfsmässige Kniestockkonstruktion sind jüngeren Datums. An den beiden Giebelwänden ist die originale Fachwerkkonstruktion noch vorhanden und vom Dachraum aus gut einsehbar. Während auf der Ostseite das rauchgeschwärzte Rutenflechtwerk offen liegt, weisen die Gefache der westlichen Giebelwand (Trennwand zur Nachbarliegenschaft Hirschengasse 17) einen Lehmverputz mit rautenförmigem "Kammstrich" auf.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Weibel 1995, S. 198, 199; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0732-0735: Brandkataster Gemeinde Endingen 1851-1937. - Brandkatastereintrag von 1805: Vers.-Nr. 74 (spätere Vers.-Nr. 105): 2-stöckiges hölzernes Haus mit Scheune und Stall, mit Stroh gedeckt, "zwischen Bächli und Moos", Eigentümer Johann Werder Lohjoggelis (1922 abgetragen); Vers.-Nr. 73 (heute Vers.-Nr. 104): 2-stöckiges hölzernes Haus mit Strohdach, "Haus Moos", Eigentümer Jackob Bollag; Vers.-Nr. 72 (heute Vers.-Nr. 103): 2-stöckiges hölzernes Haus, Scheune und Stall, mit Stroh gedeckt, Eigentümer Jakob und Felix Meyer, Drücklemachers.
[2] Erstmalige Erwähnung eines Gewölbekellers im Brandkatastereintrag von 1844.
[3] Vgl. Armbruster 1992, S.39, 79; Weibel 1999, S. 265-270.
Literatur:- Karl Weibel, Endingen 798-1998, Geschichte einer Gemeinde, Endingen 1999.
- Karl Weibel, Wohnhäuser, Stockwerke und Nebengebäude in Endingen, Endingen 1995.
- Thomas Armbruster, Die jüdischen Dörfer von Lengnau und Endingen, in: Landjudentum im süddeutschen- und Bodenseeraum, Wissenschaftliche Tagung zur Eröffnung des jüdischen Museums Hohenems vom 9. April bis 11. April, Dornbirn 1992, S.39, 79.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0732-0735: Brandkataster Gemeinde Endingen 1851-1937.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33768
 

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