Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1671 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | END909, END911 |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Reihenhaus, Zeilenbebauung |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das ehemalige Gasthaus "Hirschen" ist zentraler Bestandteil einer Häuserzeile aus dem 17. Jahrhundert im historischen Ortskern von Endingen. Das stattliche Erscheinungsbild des dreigeschossig aufragenden, gemauerten Gebäudekomplexes, welcher früher als Zeichen herrschaftlichen Bauens mit Treppengiebeln ausgestattet war, lässt auf eine vermögende Bauherrschaft schliessen. Im ländlichen Umfeld des Surbtals nimmt die Häuserzeile eine eindrückliche Sonderstellung ein. Ihr Entstehen liegt wohl in der Standortgunst an der alten Durchgangsstrasse zum Messeflecken Zurzach begründet. Die Tavernenwirtschaft, welche urkundlich ins Jahr 1671 verbürgt ist, bewahrt an der Eingangsfront noch ein sechsteiliges spätgotisches Reihenfenster und im Innern eine steinerne Fenstersäule. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | An der alten Durchgangsstrasse zum Messeflecken Zurzach, der heu¬tigen Hirschengasse, entstand vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jh. eine fünfgliedrige traufständige Häuserzeile städtischen Zuschnitts, für die es im Surbtal keine Vergleichsbeispiele gibt. Von den drei östlichen, heute noch erhaltenen Bestandteilen wurde das Gasthaus "Hirschen" vermutlich um 1671 als erstes Gebäude erstellt. Hinweise hierfür liefert ein vom Landvogt an den damaligen Gemeindeammann Caspar Keller ausgestellter Tavernenbrief vom 20. Oktober 1671. In den Anfängen dürfte der "Hirschen" als freistehender Baukörper bestanden haben, denn an der westlichen Trennmauer zur Nachbarliegenschaft Hirschengasse 5 (Bauinventarobjekt END911) ist heute noch eine nachträglich vermauerte Fensteröffnung auszumachen. Schon kurze Zeit später aber dürften die Nachbarbauten angefügt und die bestehende, charakteristische Häuserzeile entstanden sein. Im ersten Brandkatastereintrag von 1805 ist Johann Schmid als Hirschenwirt verzeichnet, 1828 befand sich die Liegenschaft in den Händen des damaligen Gemeindeammanns Georg Keller. Dieser ersuchte die Gemeinde vergeblich um eine Erlassung des "Ohmgeldes" (Abgabe zur Führung eines Gastbetriebs) und die Bezahlung eines Mietzinses, da im Haus ein Archivraum untergebracht sei [1]. Die ursprüngliche Lage der Gaststube ist wohl durch das Reihenfenster im ersten Obergeschoss gekennzeichnet, zuletzt aber wurde die Gastwirtschaft im östlichen Teil des Parterres geführt. 1988/89 erfolgte ein umfassender Umbau des Gebäudes. Der ehemalige Tanzsaal auf der Hausrückseite wurde abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Das dritte Obergeschoss erhielt strassenseitig eine neue, reihenartige Befensterung und die Dachkonstruktion wurde unter teilweiser Verwendung der alten Hölzer erneuert. |
Beschreibung: | Der dreigeschossige, mit einem geknickten Satteldach versehene Mauerbau schloss ursprünglich an beiden Stirnseiten mit einem markanten Treppengiebel ab. Die zur Hirschengasse gerichtete Hauptfront zeigt eine un¬regelmässige Gliederung mit Fensterformaten aus verschiedenen Bauphasen. Die Fensterreihe mit gekehlten Gewänden und durchlaufendem Gesims datiert noch in die spätgotische Bauzeit. Von einem Umbau des 19. Jh. stammen die hochrechteckigen gefalzten Lichter im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss. Das untere, vierteilige Reihenfenster wurde in jüngerer Zeit, anlässlich der Verlegung der Gaststube ins Erdgeschoss, anstelle von Einzelfenstern eingesetzt. Das neueste Fassadenelement bildet seit dem Umbau von 1988/89 ein Fensterband im zweiten Obergeschoss, welches an die Stelle von kleinformatigen spätgotischen Lichtöffnungen getreten ist. Das Hausinnere ist im Laufe der Zeit mehrfach verändert und modernisiert worden. Als bedeutendes Ausstattungselement aus der Bauzeit ist im ersten Obergeschoss hinter dem spätgotischen Reihenfenster eine steinerne Säule erhalten geblieben. Diese weist einen leicht gebauchten Schaft und ein Rosettenmotiv am Kapitell auf. Parallel zum First verläuft ein geräumiger Gewölbekeller, welcher früher strassenseitig über ein rundbogiges Portal zugänglich war (heute interne Erschliessung) und über ein grosses Fasslager für die Weinvorräte verfügte. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Weibel 1995, S. 250, 251; Weibel 1999, S. 614; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0732-0735: Brandkataster Gemeinde Endingen 1851-1937. |
Literatur: | - Karl Weibel, Endingen, Bilder aus vergangener Zeit, Endingen 1991. - Karl Weibel, Wohnhäuser, Stockwerke und Nebengebäude in Endingen, Endingen 1995. - Karl Weibel, Endingen 798-1998, Geschichte einer Gemeinde, Endingen 1999. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 149. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0732-0735: Brandkataster Gemeinde Endingen 1851-1937. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33792 |
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