INV-ENN910 Hotel "Post", 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ENN910
Signatur Archivplan:ENN910
Titel:Hotel "Post"
Bezirk:Baden
Gemeinde:Ennetbaden
Hist. Name Objekt:"Ochsen"
Adresse:Badstrasse 8
Versicherungs-Nr.:37
Parzellen-Nr.:1566
Koordinate E:2666031
Koordinate N:1259131
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666031&y=1259131

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Hotel, Badhotel, Kurhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Würdigung:Im Kern auf das 18. Jahrhundert zurückgehendes Gasthaus, das seine heutige Gestalt als neobarocker Heimatstilbau durch mehrfache Umgestaltungen und Aufstockungen erhalten hat. Mit seiner vielfältigen, durch historische Fotografien gut dokumentierten Baugeschichte dokumentiert das ehemalige Hotel „Post“ in exemplarischer Weise den konkurrenzbedingten Anpassungsdruck an die zeitgenössischen architektonischen Modeströmungen wie auch die geänderten Nutzungsansprüche. Trotz mehrfacher jüngerer Umbauten am Äusseren wie auch im Inneren ist die prägende Bauphase der Zeit um 1910 mit dem wuchtigen Mansardwalmdach samt Quergiebeln auch heute noch gut ablesbar. Als grossvolumiger Baukörper, der an exponierter Stelle den Ennetbadener Postplatz nördlich begrenzt, kommt dem Gebäude für das Ortsbild eine äusserst wichtige Rolle zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Gasthof geht auf die Taverne „zum Ochsen“ zurück, die nach Ausweis ihrer Bauformen noch im 18. Jh. entstanden sein dürfte. Zusammen mit den beiden weiteren Tavernen „Kreuz“ und „Rössli“ gehörte sie zu den einfacheren Gasthöfen, die zwar in der Nähe des Quellbereichs in Ennetbaden lagen, jedoch nicht über eigenes Quellwasser verfügten und daher auf das Freibad angewiesen waren. Sie wurden entsprechend von jenen Badegästen frequentiert, die sich ein Hotel mit Privatbad nicht leisten konnten. Die Versuche der Tavernenwirte, eigenes Quellwasser zu sichern, wurden von den privilegierten Wirten entsprechend behindert [1].
Auf einer Fotografie von 1872 (vgl. Bilddokumentation) zeigt das Haus noch sein ursprüngliches spätbarockes Gepräge: Der giebelständig zur Badstrasse orientierte Baukörper umfasste schon ursprünglich drei Vollgeschosse und zählte an der Vorderfront sieben regelmässige Fensterachsen. Er trug ein hohes Mansardgiebeldach mit eng gesetzten Stichbogenlukarnen.
Im späten 19. Jh. wurde der Bau spätklassizistisch überformt und präsentierte sich nun mit traufständigem, flach geneigtem Giebeldach und fünfachsiger Walmdachgaube auf über der zum Fluss gewandten Hauptfassade. Dieser Zustand ist durch mehrere Fotografien der 1890er Jahre dokumentiert (vgl. Bilddokumentation) [2].
Mit einer weiteren, tiefgreifenden Umgestaltung, die nach den neobarocken Bauformen in die Zeit um 1910 zu datieren ist, erhielt das Gebäude im wesentlichen sein heutiges Aussehen. Um ein viertes Geschoss aufgestockt und mit einem neuen Mansardwalmdach samt Quergiebel und Zwerchhäusern abgeschlossen, wandte es sich mit seiner neuen Hauptfassade nun zum Postplatz. Im Parterre war damals eine Post- und Telegraphenstation eingerichtet, von der das Haus seinen heutigen Namen erhielt.
Ebenfalls im frühen 20. Jh. entstand der ummauerte limmatseitige Terrassenvorbau. Weitere Umbauten erfolgten 1951 und 1970 (Architekten Hänni und Hänggli, Baden) [4]. In jüngster Zeit wurde das Haus abermals eingreifend renoviert und 2014 an der limmatseitigen Fassade mit zusätzlichen Balkonen versehen.
Beschreibung:Das ehemalige Hotel „Post“ schliesst mit seinem wuchtigen Baukörper den Postplatz auf der Nordseite ab und nimmt damit an exponierter Stelle im Ortsbild von Ennetbaden eine zentrale Position ein. Heute erscheint das im Kern auf das 18. Jh. zurückgehende Gebäude in den neobarocken Heimatstilformen der Zeit um 1910. Der viergeschossige, verputzte Mauerbau liegt unter einem grossvolumigen Mansardwalmdach. Ein hoher, zweigeschossiger Quergiebel mit zweifach abgeknickter Dachlinie und ausgeschiedenem Giebelfeld wendet sich zum Postplatz und zeichnet die Südwestfassade damit als Hauptschauseite aus; zwei kleinere, gleichfalls zweigeschossige Zwerchhäuser öffnen sich über der limmatseitigen Nordwestfassade.
Ein Hinweis auf die vielfältige Baugeschichte des Gebäudes bildet die unregelmässige Befensterung der Platzfassade. Das erste und zweite Obergeschoss, die beide noch vom spätbarocken Ursprungsbau stammen, zählen vier Achsen von Einzelfenstern, während das um 1910 aufgestockte dritte Obergeschoss in anderer Achsenteilung vier Doppelfenster zählt. Ebenso deuten die leichte Abknickung der Fassadenflucht sowie die nachträglich ergänzten Strebepfeiler auf die sukzessive Entstehung des heutigen Baus hin. Stark umgestaltet ist die Erdgeschossfront zum Platz, aus der eine dunkle Eingangslaube und grossflächige Fenster ausgebrochen wurden. Fenster und Jalousieläden sind durchgehend ersetzt.
Regelmässiger gestaltet ist die limmatseitige Fassade, die als einstige Giebelfront des spätbarocken Baus noch immer die ursprünglichen sieben Fensterachsen zeigt. Wohl von der Umgestaltung um 1910 stammen der limmatseitige Terrassenvorbau mit eng gereihter Einzelbefensterung und der Balkon im zweiten Obergeschoss. Beide besitzen sorgfältig gestaltete zeittypische Schmieedeisengeländer; der Balkon ruht auf Gusseisenstützen mit dekorativen Blendbogenfüllungen. Mit den um 1980/90 entstandenen, polygonalen Giebelfenstern der Zwerchhäuser und mit drei zusätzlichen eisernen Balkonen von 2014 hat die limmatseitige Fassade starke Veränderungen erfahren.
Die rückwärtige Südostfassade weist gleichfalls vorgemauerte Strebepfeiler auf. Exzentrisch liegt hier der Hauseingang, der direkt in das Treppenhaus führt. An der Nordostseite ist das Gebäude mit einem jüngeren Nachbarhaus zusammengebaut. Das zuvor schon veränderte Dach wurde in jüngerer Zeit mit Falzziegeln eingedeckt.
Inneres nicht gesehen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Gemeinde Ennetbaden. Inventar schützenswerter Bauten, bearbeitet von Claudio Affolter, 1996, Nr. 10.
Anmerkungen:[1] Hartmann / Seiler / Steigmeier 1994, S. 59.
[2] Vgl. neben der Aufnahme in der Bilddokumentation eine Ballonaufnahme von 1895 in Münzel 1947, Abb. 3.
[3] Vgl. die Aufnahme in Hartmann / Seiler / Steigmeier 1994, S. 130.
[4] Inventar Ennetbaden 1996, Nr. 10.
Literatur:- Martin Hartmann / Christophe Seiler / Andreas Steigmeier, Ennetbaden. Dorf, Bäder, städtische Siedlung, Ennetbaden 1994, S. 59, 60 (Abb.), 130 (Abb.).
- Uli Münzel: Die Kleinen Bäder (Neujahrsblatt der Apotheke F.X. Münzel), Baden 1947, Abb. 3.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33960
 

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