INV-ENN915 Streuleareal, 1891 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ENN915
Signatur Archivplan:ENN915
Titel:Streuleareal
Bezirk:Baden
Gemeinde:Ennetbaden
Adresse:Limmatau 7, 9
Versicherungs-Nr.:102
Parzellen-Nr.:1711
Koordinate E:2665734
Koordinate N:1258585
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2665734&y=1258585

Chronologie

Entstehungszeitraum:1891
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Autorschaft:u.a. Eugen Schneider, Architekt, Ennetbaden
Würdigung:Die ehemalige Lederwarenfabrik Streule, die im Lauf des 19. Jahrhunderts aus einer Gerberei hervorgegangen war, wurde 1994-1996 für Kleingewerbe und Wohnnutzungen umgebaut. Von den alten Produktionsgebäuden der Lederwarenfabrik bestehen noch die sogenannte „neue Gerberei“ von 1891 mit angegliederten Quertrakten von 1917 und 1920, dem markanten Hochkamin und einem anschliessenden Neubau von 1945, ausserdem der um 1920 unmittelbar am Limmatufer errichtete Flachdachbau der einstigen „Wasserwerkstatt“. Als letzter von einstmals vier in der Limmatau angesiedelten Industriebetrieben dokumentiert das Streule-Areal nicht nur die sukzessive Entstehung eines Fabrikbetriebs, sondern bildet seit dem Umbau der 1990er Jahre auch ein mustergültiges und frühes Beispiel für die Umnutzung eines Industrieareals.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die ehemalige Lederwarenfabrik Streule in der Limmatau gehört zu einer Gruppe von insgesamt vier Industriebetrieben, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jh. als bescheidene kleine Gewerbebetriebe zwischen dem Landvogteischloss und der „Schiefen Brücke“ in der Limmatau niederliessen und sich sukzessive zu ausgedehnten seren Anlagen entwickelten [1]. Die Anfänge der späteren Lederwarenfabrik liegen in einer Gerberei (später „alte Gerberei“), die im Jahr 1841 eingerichtet und 1850 durch Josef Scherer übernommen wurde. Das 1860 installierte Wasserrad trieb ein Walkefass, eine Lederklopfmaschine, einen Rindenschnetzler, eine Fräse und eine Lohmühle (zur Gewinnung von Lohe, einem pflanzlichen Gerbstoff) an, womit der Gerbungsvorgang erheblich beschleunigt werden konnte [2]. 1891 entstand die „neue Gerberei“ als Kernbau der heute bestehenden Anlage.
1894 übernahm Fritz Streule den Betrieb, um ihn in eine Schäftefabrik umzuwandeln. 1914 wurde die Fabrik wieder in eine Gerberei umgewandelt, die nun mit chemischen Prozessen arbeitete. In der Folge wurde der sukzessive Ausbau zu einer Lederwarenfabrik vorangetrieben, indem man die „neue Gerberei“ von 1891 in den Jahren 1917 und 1920 beidseitig mit Werksälen anbaute. Dampfkessel und Hochkamin datieren gleichfalls aus der Zeit um 1920, ebenso die sogenannte „Wasserwerkstatt“, die am Limmatufer nördlich der alten Gerberei zu liegen kam. Als letzte Neubautrakte kamen 1945 der leicht abgedrehte Nordflügel, 1951 eine Verlängerung des Südflügels hinzu. Zumindest der jüngere Anbau, vielleicht aber auch jener von 1945, stammt vom Ennetbadener Architekten und langjährigen Gemeindeammann Eugen Schneider [3].
1954 wurde die Fabrikation eingestellt und die Liegenschaft an die Stadt Baden verkauft, die hier zunächst die Bezirksverwaltung mit Gefängnis einrichten wollte. Schliesslich wurden die Gebäude aber an die BBC vermietet, die hier von zeitweise rund 300 Angestellten Schalterelemente herstellen liess.
Nach mehreren Projektstudien wurden die Gebäude 1993 durch die Genossenschaft Limmatau im Baurecht übernommen und 1994-96 durch die Architektengemeinschaft Blunschi Etter Müller und Pinazza & Schwarz, Baden, umgebaut. Als einziges Gebäude wurde dabei 1996 die „alte Gerberei“ zugunsten eines von der Wogeno Aargau realisierten Neubaus abgebrochen, während sämtliche übrigen Bauten erhalten wurden [4]. Als gelungenes und vergleichsweise frühes Beispiel für die Umnutzung eines ehemaligen Industriebaus beherbergen sie seither Wohnateliers und kleingewerbliche Nutzungen. Seit die Fabriken Wegmann, Diebold und die Maschinenfabrik neben dem Landvogteischloss in den 1980er Jahren abgebrochen wurden, bildet das Streule-Areal den letzten von ehemals vier Industriebetrieben in der Limmatau.
Beschreibung:Das Areal der ehemaligen Lederwarenfabrik Streule erstreckt sich vom Ufer der Limmat, deren Wasserkraft den Anlass zur Betriebsansiedlung gab, bis zur höher gelegenen Sonnenbergstrasse. Den Kern der einstigen Anlage bildete die „alte Gerberei“ am Limmatufer, deren Stelle heute vom Neubau der Wogeno eingenommen wird. Kern der bestehenden Anlage ist die quer zur Limmat an den Hangfuss gestellte „neue Gerberei“ von 1891, die mit einer nachträglichen Aufstockung heute den erhöhten, viergeschossigen Mitteltrakt zwischen den beiden Werksälen von 1917 und 1920 bildet (Vers.-Nr. 102). Diese werden als längsgerichtete, dreigeschossige Baukörper von flachen Satteldächern abgeschlossen und zeigen die für den Industriebau charakteristische, eng gereihte, monotone Befensterung. Die letzten beiden, in der Geschosshöhe leicht versetzten Fensterachsen an der Südseite stammen erst von 1951.
Die Obergeschosse der alten Lederwarenfabrik sind an der Ostseite auch von der Sonnenbergstrasse her zugänglich, wo sich ein Portalbau aus der Zeit um 1940 sowie eine gedeckte Verladerampe erhalten haben. An diese Zeile schliesst nördlich des Hochkamins auf leicht geknickter Bauflucht der Nordflügel von 1945 an, ein breitgelagerter dreigeschossiger Satteldachbau mit eng gereihten hochrechteckigen Fenstern, der in zeittypischen traditionalistischen Formen gehalten ist. Zum Fluss hin liegt die ehemalige „Wasserwerkstatt“ (Vers.-Nr. 104), ein ausgedehnter eingeschossiger Flachdachbau, der durch seine grossen Rundbogenfenster auffällt.
Im Zug der Umnutzung wurden die ehemals grossräumigen Werksäle stärker unterteilt, wobei die ursprünglichen konstruktiven Elemente ablesbar belassen wurden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Gemeinde Ennetbaden. Inventar schützenswerter Bauten, bearbeitet von Claudio Affolter, 1996, Nr. 7.
Anmerkungen:[1] Vgl. Hartmann / Seiler / Steigmeier 1994, S. 80-91.
[2] Geschichtliches nach Hartmann / Seiler / Steigmeier 1994, S. 85 u. 87f.; Steigmeier 1997; Dokumentation Industriekulturpfad 1997.
[3] Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv. Von Eugen Schneider stammen in Ennetbaden u.a. das Badhotel „zum Schwanen“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt ENN005), die Wohnhäuser Höhtalstrasse 10-16 (Bauinventarobjekte Objekte ENN919A-D) und die Abdankungshalle (Bauinventarobjekt ENN916).
[4] Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Kantonale Denkmalpflege, Archiv.
Literatur:- Martin Hartmann / Christophe Seiler / Andreas Steigmeier, Ennetbaden. Dorf, Bäder, städtische Siedlung, Ennetbaden 1994, S. 85, 87f. (mit Abb.).
- Andreas Steigmeier, Gewerbe und Industrie an der Limmat (Neujahrsblatt 1997 der Gemeinde Ennetbaden), Ennetbaden 1997.
- Der Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss im Raum Baden-Ennetbaden (Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss, Dokumentation 6), Baden 1997.
Quellen:- Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Umbauten 1951 u. 1992-96.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Archiv; Umnutzung 1994-96.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=34014
 

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