INV-GON904 Lenzmühleweg 84, 1843 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GON904
Signatur Archivplan:GON904
Titel:Lenzmühleweg 84
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Gontenschwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Lenzmühleweg 84
Versicherungs-Nr.:84
Parzellen-Nr.:724
Koordinate E:2653265
Koordinate N:1236444
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653265&y=1236444

Chronologie

Entstehungszeitraum:1843
Grundlage Datierung:Inschrift (Treppe)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:GON903, GON905, GON907, GON928D
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäckerei

Dokumentation

Inschriften:"GH 1843" (Treppe)
Würdigung:Zum Mühlenkomplex gehörendes Wohnhaus von 1843, in dem einst eine Bäckerei und ein Lebensmittelladen betrieben wurden. Der spätklassizistisch-biedermeierliche Mauerbau mit zeittypischer axialer Fassadengestaltung, geradem Satteldach und schön erhaltener Eingangssituation ist integraler Bestandteil der hofartig angeordneten Baugruppe "Lenzmühle", zu der noch das eigentliche Mühlengebäude (Bauinventarobjekt GON903), ein ehemaliges Strohdachhaus (Bauinventarobjekt GON905), eine grossvolumige Scheune und ein Waschhaus mit Schopf gehören.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohnhaus wurde 1843 für Verenas Häfeli-Bolliger (1769-1849), die Witwe des früh verstorbenen Mühlenbesitzers Heinrich Häfeli (1793-1840), erstellt. Das Gebäude kam nördlich des Mühlengebäudes, an die Stelle eines alten Speichers zu stehen [1]. Im Brandkataster wird es als "Wohnhaus von Stein, 2 Stock hoch, mit 2 gewölbten Kellern und Ziegeldach" aufgeführt [2].
Die Lenzmüller besassen von alters her das Recht, Brot zu backen. Lange Zeit diente ein freistehendes Ofenhaus als Kundenbäckerei. Diese wurde nun ins neue Wohnhaus verlegt und durch Gottlieb Häfeli (1818-1864) und seine Nachkommen geführt. Darauf verweisen die Initialen "GH" mit der Jahreszahl 1843 auf der Rückseite der Treppe ins Obergeschoss.
1893 ging das Haus mit der Bäckerei an Emil Gautschy-Eichenberger (1852-1905) über, welcher zuvor Bäcker in Zetzwil gewesen war. Seine Frau Elisabeth erweiterte in der Folge das Geschäft zu einem Gemischtwarenladen, der von den Nachkommen bis in die 1960er Jahre weitergeführt wurde [3]. Alte Aufnahmen zeigen noch die Situation mit dem stirnseitigen Ladeneingang, welcher in der Zwischenzeit zu einer Fenstertür umgestaltet wurde.
Anlässlich eines Dachgeschossausbaus entstanden 1943 grössere Schleppgauben, welche die Gesamtwirkung des Baukörpers etwas schmälern. 2001/02 fand eine umfassende Renovation des Hauses – unter weitgehender Beibehaltung der inneren Raumstruktur – statt. Gleichzeitig wurden ein nordseitiger Pultdachanbau und eine zugehörige freistehende Stallscheune abgebrochen und stattdessen ein freistehender Garagenbau erstellt [4].
Beschreibung:Das giebelständig auf das Hofareal der Lenzmühle ausgerichtete Gebäude erhebt sich als zweigeschossiger Mauerbau unter mittelsteilem, geradem Satteldach, das seit 1943 mit etwas überdimensionierten Dachgauben besetzt ist. Die als Hauptfassade ausgebildete südliche Stirnfront ist mit vier Fensterachsen regelmässig gegliedert und weist im Giebelfeld eine zeittypische Gestaltung mit Lünetten auf. Die beiden Trauffassaden besitzen zwei Fensterachsen und schliessen zur Dachtraufe hin mit auffälligen bretterverschalten Hohlkehlen ab. Zum westlichen Haupteingang führt eine zweiläufige Treppe mit Stufen aus Muschelkalk. Die rechteckigen Fenstergewände wie auch das originelle, mit einer Quaderung hinterlegte und umlaufend profilierte Türgewände sind aus Sandstein gefertigt. Das originale Biedermeier-Türblatt mit aufgedoppeltem Rahmenwerk wurde anlässlich der jüngsten Renovation ersetzt.
Das Ladenlokal, das von der Hofseite durch einen nachträglich erstellten Eingang betreten werden konnte, nahm die gesamte Südfront des Erdgeschosses ein. Rückwärtig schlossen die separat zugängliche Backstube und eine kleine Kammer an (EG heute zu einem grossen Mehrzweckraum umgestaltet). Das als Wohngeschoss genutzte obere Stockwerk gliedert sich in Stube und Nebenstube auf der Südseite (heute zusammengelegt) sowie Küche, Nebenraum und Treppenhaus auf der Nordseite. Das ausgebaute Dachgeschoss enthält drei Schlafräume und Sanitäranlagen. Im leicht erhöhten Sockelgeschoss erstrecken sich zwei firstparallel angelegte Gewölbekeller mit Aussenzugang von der nördlichen Hausrückseite.
An historischer Ausstattung ist die Holztreppe mit gedrechseltem Staketengeländer erhalten geblieben. Die Nebenstube im Obergeschoss bewahrt eine Gipsdecke mit einfachem Mittelmotiv. Die Kammer neben der Küche weist als einzige noch den originalen Tannenriemenboden mit Hartholzfriesen auf und bewahrt an Wänden und Decke ein einfaches Brettertäfer mit Felderteilung (Innenausstattung gemäss Kurzinventar von 1992; Zustand vor der Renovation von 2001/02).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bolliger 2007/08, S. 172, 175.
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
[3] Bolliger 2007/08, S. 175-176.
[4] Gemeindearchiv Gontenschwil, Baugesuchsakten.
Literatur:- Rolf Bolliger, Die Lenzmühle in Gontenschwil, in: Die Mühlen im Wynental und seiner Umgebung, Jahresschrift der Historischen Vereinigung Wynental 2007/2008.
- Rolf Bolliger/Markus Widmer-Dean, Ortsgeschichte Gontenschwil, Gontenschwil 2012.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35526
 

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