INV-GON905 Lenzmühleweg 86, 1713 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GON905
Signatur Archivplan:GON905
Titel:Lenzmühleweg 86
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Gontenschwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Lenzmühleweg 86
Versicherungs-Nr.:86
Parzellen-Nr.:723
Koordinate E:2653292
Koordinate N:1236452
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653292&y=1236452

Chronologie

Entstehungszeitraum:1713
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:GON903, GON904, GON907, GON928D
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"18 WH 64" (Stalleingang)
Würdigung:Ehemaliges Strohdachhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert, das heute den ältesten Teil des ländlich-gewerblichen Ensembles "Lenzmühle" bildet. Das in der Gesamtform gut erhaltene Gebäude besitzt einen biedermeierlich geprägten Wohnteil und eine charakteristisch abgewalmte, vollständig geschlossene Dachform. Im Innern sind noch wesentliche Teile der rauchgeschwärzten Hochstudkonstruktion erhalten, der eine erhebliche konstruktionsgeschichtliche und bautypologische Bedeutung zukommt. Prägender Bestandteil der hofartig angeordneten Baugruppe, zu der das eigentliche Mühlengebäude (Bauinventarobjekt GON903), ein zweites Wohnhaus mit Bäckerei (Bauinventarobjekt GON904), eine Scheune und ein Waschhaus mit Schopf gehören.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das sogenannte "Joggeli-Huus" wurde angeblich 1713 durch Heinrich Hunziker, den Bruder des damaligen Mühlenbesitzers Jakob Hunziker, erbaut [1]. 1791 ging das Gebäude zusammen mit der Mühle an Heinrich Häfeli (1730-1798) über. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird es als "Wohnhaus mit Bescheuerung, von Holz mit Strohdach", in den Händen des genannten Heinrich Häfeli, aufgeführt [2].
Um die Mitte des 19. Jh. fand eine biedermeierliche Umgestaltung statt, als der hölzerne Wohnteil durch die heute bestehenden Putzfassaden mit axial gesetzten Fensteröffnungen ersetzt wurden [3]. Wohl zur selben Zeit oder kurz danach erfuhr der Scheunentrakt eine Umgestaltung und ostseitige Erweiterung um einen Futtergang. Auf diese Bauphase dürfte sich die heute nur noch schwer erkennbare Inschrift "18 WH 64" am Türsturz des Stalleingangs beziehen.
Bis in die 1930er Jahre behielt das Haus zumindest teilweise noch seine angestammte Eindeckung mit Stroh. Auf einer historischen Fotoaufnahme von 1903 sind jene Verhältnisse noch anschaulich dargestellt (vgl. Fotodokumentation). Gut erkennbar ist auch ein zweiter Hauseingang in der Südwestecke, welcher ins damalige Postbüro führte. Von 1874 bis 1900 befand sich hier die Postablage des Unterdorfs, welche von Wilhelm Häfeli bis zu seinem Tod geführt wurde [4].
Der Landwirtschaftsbetrieb mit zugehöriger Sägerei wurde bis in die 1970er Jahre aufrechterhalten. Auf der Nordseite des Hauses stand die zugehörige Sägemühle, welche 1974 abgebrochen wurde. Ebenfalls in den 1970er Jahren fand eine grössere Renovation des Hauses mit teils neuer Raumeinteilung statt [5].
Beschreibung:Das unmittelbar bei der Bogenbrücke über den Dorfbach gelegene Bauernhaus bildet den räumlichen Auftakt zum hofartig angeordneten Mühlenbezirk. Der zweigeschossige längliche Baukörper ist mit Firstrichtung West-Ost traufständig auf den Lenzmühleweg ausgerichtet. Der Mitte des 19. Jh. neu gestaltete Wohnteil tritt als heller Putzbau mit regelmässig angeordneten Fensterachsen und auffallend hohen Räumen selbst im Obergeschoss in Erscheinung. In der innersten, scheunenseitigen Achse liegt der leicht erhöhte Hauseingang, welcher ein hübsches biedermeierliches Türblatt mit rautenförmig beschnitzten Füllungen bewahrt. Das profilierte Türgericht ist gleich wie die Fenstergewände aus Holz gearbeitet und olivbraun gestrichen. Östlich an den Wohnteil schliesst der Ökonomietrakt mit Tenn und Stall sowie nachträglich angefügtem Futtertenn an. Am Türsturz des Stalleingangs ist die Inschrift "18 WH 64" (WH = Wilhelm Häfeli) nur noch schwer lesbar. Die Gestaltung des grossflächigen Tennportals als Brettertür mit Rahmenwerk wie auch der Stalltür mit rautenförmiger Aufdoppelung dürfte aus dieser Zeit stammen, während die aus polychromen Sichtbacksteinen gemauerte Stallwand wohl eher ins frühe 20. Jh. datiert.
In wesentlichen Teilen erhalten ist die aus drei Firstständern bestehende rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion samt der fächerförmig angeordneten Rafenlage. Diese ruht allerdings nicht wie üblich auf einer Firstpfette, sondern auf dem Unterfirst. Es ist davon auszugehen, dass die Dachkonstruktion wohl anlässlich der Umdeckung auf Ziegel gekappt wurde und somit von ihrer ursprünglichen Höhe und Steilheit etwas eingebüsst hat.
Durch die Haustür gelangt man in den entlang dem Tenn verlaufenden Gang. Nordseitig schliesst die Küche an, während sich die Stube wie gewohnt auf der Südseite befindet. Die Westseite nahmen früher drei Kammern ein, wovon die nördliche von der Küche aus beheizt werden konnte und die südliche zwischenzeitlich als Postbüro diente. Ein niedriger, nachträglich abgetiefter Balkenkeller nimmt die südliche Haushälfte ein. Im Innern ist keine nennenswerte historische Ausstattung mehr vorhanden (Inneres gemäss Kurzinventar von 1992).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bolliger 2007/08, S. 159, 189.
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
[3] Im Brandkataster werden 1855 und 1863 "Verbesserungen", verbunden mit einer deutlichen Erhöhung des Versicherungswertes, angeführt.
[4] Bolliger/Widmer-Dean 2012, S. 242-243.
[5] Bolliger 2007/08, S. 189.
Literatur:- Rolf Bolliger, Die Lenzmühle in Gontenschwil, in: Die Mühlen im Wynental und seiner Umgebung, Jahresschrift der Historischen Vereinigung Wynental 2007/2008.
- Rolf Bolliger/Markus Widmer-Dean, Ortsgeschichte Gontenschwil, Gontenschwil 2012.
- Andreas Müller, Die Gontenschwiler Wasserwerke, in: Jahresschrift der Historischen Wynental 1973/74, S. 19-22.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35532
 

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