INV-GRA910 Hintere Gasse 12, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GRA910
Signatur Archivplan:GRA910
Titel:Hintere Gasse 12
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorstadt
Adresse:Hintere Gasse 12
Versicherungs-Nr.:193
Parzellen-Nr.:3441
Koordinate E:2649906
Koordinate N:1246370

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Strohdachhaus aus dem 18. Jahrhundert, das sich in seiner Gesamtform mit charakteristisch abgewalmtem Dach wie auch in Teilen der hölzernen Wandkonstruktion und der inneren Raumordnung gut erhalten hat. Bemerkenswert ist die kräftige, durchgehend rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion, welche mitsamt der Rafenlage noch dem Originalzustand entspricht. Als kleinformatiges Bauern- und Handwerkerhaus kommt dem Gebäude ein erheblicher sozialgeschichtlicher Zeugenwert für eine minderbemittelte Bevölkerungsschicht zu, welche abgesetzt vom eigentlichen Dorfkern in der Gränicher Vorstadt wohnte.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Gesamtform und der Ausgestaltung der Hochstudkonstruktion nach zu schliessen, dürfte das Gebäude aus dem früheren 18. Jh. stammen [1]. Im Brandkataster von 1875 ist es als "Wohnhaus mit Tremkeller und Scheune von Holz, mit Strohdach" verzeichnet. Damaliger Eigentümer war Johannes Widmer, Schuster [2]. Vermutlich noch im späten 19. Jh. wurde die nach Süden gerichtete hölzerne Stubenfront durch Fachwerk mit grösseren Einzelfenstern ersetzt. Die Umdeckung von Strohbelag auf Ziegel erfolgte in der Zeit nach 1900. Modernisierung der Küche um 1950.
Beschreibung:Das kleinformatige Gebäude befindet sich im nördlichen Bereich der Gränicher Vorstadt, wo es mit Firstrichtung West-Ost im steil abfallenden Gelände steht. Es duckt sich unter einem weit heruntergezogenen Vollwalmdach, das noch mit einfach verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Der talseitige Wohnteil bestand ursprünglich wohl gänzlich in Holz, in der verbreiteten Form des Bohlenständerbaus. Von der Originalkonstruktion erhalten sind der auf einen Bruchsteinsockel gestellte mächtige eichene Schwellenkranz sowie Teile der aufgehenden Ständerwand an der strassenseitigen Trauffassade. Die verblatteten Kopfhölzer und der profilierte Brustriegel weisen Zierfasen auf, die Stützbüge der Flugpfetten sind karniesartig beschnitzt. Die strassenabgewandte, südliche Stubenfront wurde nachträglich in Fachwerk aufgeführt und mit regelmässigen Einzelfenstern versehen. Auch die westgerichtete, talseitige Stirnfassade mit den grosszügigen Fenstern dürfte auf einen Umbau im 19.Jh. zurückgehen.
Von besonderer bau- und konstruktionsgeschichtlicher Bedeutung ist die original erhaltene, durchgehend rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion. Diese setzt sich aus zwei Firstständern (Hochstüden) zusammen, wobei der eine zwischen Tenn und Stall und der andere über dem Wohnteil hochgeführt sind. Mit First, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben sowie der ebenfalls noch rauchgeschwärzten Rafenlage ergibt sich der bei ehemaligen Strohdachhäusern charakteristische zeltförmige Dachaufbau.
Das kleinbäuerliche Gebäude ist als Mitterstallhaus mit talseitigem Wohnteil und hangseitig anschliessender Ökonomie konzipiert. Der Wohnteil weist einen zweiraumtiefen Grundriss mit Küche und Kammer (heute Sanitäreinrichtung) auf der strassenzugewandten Nordseite sowie den Wohn- und Schlafräumen auf der "rückwärtigen" Südseite auf. Wie in kleinräumigen Verhältnissen durchaus verbreitet, mündet der ebenerdige strassenseitige Hauseingang direkt in die Küche. Neben der Haustür setzt der Treppenaufgang in den niedrigen Obergaden an. Ein zweiter, vermutlich nicht zum originalen Bestand gehörender Zugang führt von der Gartenseite in die Hinterstube. Ob das dritte Zimmer auf der Südseite seit jeher bestand oder aber nachträglich auf Kosten eines Stalls eingebaut wurde, muss hier offen bleiben.
Noch im rauchgeschwärzten Zustand präsentiert sich das Obergeschoss im Bereich der ursprünglich offenen Rauchküche. Später erhielt diese einen Rauchfang ("Chemihutte"), ehe sie anlässlich einer Modernisierung um 1950 vollständig geschlossen wurde. Mit Ausnahme einer Brettertür mit aufgedoppeltem Rahmenwerk ist im weitgehend modernisierten Hausinnern keine nennenswerte historische Ausstattung mehr vorhanden. Der Obergaden ist heute zu Wohnzwecken ausgebaut (Inneres gemäss Kurzinventar von 1991).
Der kleine hangseitige Ökonomieteil bewahrt zum Teil noch die originalen Bohlenwände sowie das Tenntor mit stichbogig ausgeschnittener Tagestür und aufgemalten Zimmermannswerkzeugen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Auf der möglicherweise etwas ungenauen Michaeliskarte von 1840 ist an dieser Stelle allerdings kein Haus eingezeichnet.
[2] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35766
 

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